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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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glücklicherweise enthoben, weil Ms. Corelli, die die Schülerzeitung betreute, hereinkam. Sie war eine gemütlich aussehende Frau mit praktischem braunem Bob-Haarschnitt, der es gelang, die Schülerzeitung rechtzeitig herauszubringen, ohne alle in Panik zu versetzen. Es war ein netter Tempowechsel im Vergleich mit zu Hause, wo meine Mutter andauernd Panik schob.
    » Fast fertig, Mädels? Ich wäre sehr gern früh genug mit allem durch, um noch die Spätnachrichten zu sehen.«
    » Wissen Sie, Ms. C., da gibt es jetzt so etwas… CNN ? Da können Sie die Nachrichten sehen, wann immer Sie wollen. Sehr cool.« Lena grinste, und ihr Finger hielt auf dem Artikel, den sie gerade durchsah, inne.
    » Da gibt es jetzt auch so etwas, das Zensurenheft heißt«, erwiderte Ms. Corelli mit einem Lächeln. » Und mit dem kann ich etwas anstellen, wann immer ich will. Wo sind wir?«
    » Im letzten Durchgang«, sagte ich. » Wir werkeln noch ein bisschen am Layout herum, und Lena liest ein letztes Mal Korrektur.«
    » Und der Nachruf?« Ich konnte spüren, dass sie nach Hinweisen auf einen unmittelbar drohenden Zusammenbruch Ausschau hielt.
    » Ich habe noch ein paar Bilder gefunden, die wir einfügen können, aber das sollte kein Problem sein.« Abgesehen natürlich davon, dass die Verity, an die wir uns erinnerten, nicht wirklich existiert hatte.
    Ich hatte immer das Mädchen gekannt, das der Rest der Welt sah, das bezaubernde, schöne, talentierte Mädchen, das alle liebten und bewunderten. Aber das war nur eine öffentliche Fassade gewesen. Wenn wir zu zweit allein gewesen waren, war Verity… mehr gewesen. Bissiger, witziger, skandalöser. Weniger perfekt, gewiss, aber natürlicher und kostbarer. Nicht jeder bekam diesen Teil von ihr zu sehen– nur ich, weil wir einander vertrauten. Jetzt kannte ich die Wahrheit– sogar mir hatte sie etwas vorgespielt. Es gab bedeutende Bereiche ihres Lebens, die sie nie mit mir geteilt hatte, und ich sah mich vor die Frage gestellt, inwiefern ich mich überhaupt vom Rest der Welt unterschied. Der Versuch, einen Nachruf auf Verity zusammenzustellen, kam mir beinahe unmöglich vor. Alle Fotos und alle Zitate, die wir gesammelt hatten, fühlten sich gefälscht an.
    » Wenn du lieber möchtest, dass Lena das hier allein zu Ende bringt, ist das in Ordnung«, sagte Ms. Corelli.
    Ich schüttelte den Kopf. » Es geht mir gut. Wirklich.«
    Sie ließ einen Moment lang eine Hand auf meiner Schulter ruhen. » Schwester Donna wollte auch, dass ich dich wissen lasse, dass sie von der Vertreterin der NYU gehört haben. Sie wird dieses Jahr früher als sonst herkommen.«
    Mir drehte sich der Magen um, und meine Hand krampfte sich fester um die Maus. Ich war so mit Luc und Evangeline beschäftigt gewesen, dass ich fast meine richtigen Pläne vergessen hatte. » Für Bewerbungsgespräche oder nur zum Kennenlernen?«
    » Für Bewerbungsgespräche, die als bloßes Kennenlernen getarnt sind«, sagte sie bedauernd. » Sie besuchen gern die aussichtsreichen Bewerber und setzen sich mit ihnen zusammen. Wenn du dich dazu nicht in der Lage fühlst, könnte Schwester Donna das erklären.«
    » Nein!« Das Letzte, was ich wollte, war irgendeine Form von Sonderbehandlung– das war doch Sinn und Zweck der Übung, an die NYU zu gehen. Ich hatte es satt, dass die Leute um mich herum wie auf Eierschalen gingen, mit leiser Stimme sprachen und mir mit mitfühlend zur Seite geneigtem Kopf ein mild verständnisvolles Lächeln schenkten, das besagen sollte, dass sie meinen Schmerz teilten. Es war mein Schmerz, und er hielt mich aufrecht.
    » Ich freue mich darauf«, sagte ich. Das war nicht ganz die Wahrheit, aber auch keine blanke Lüge.
    » Ich weiß, dass du wirklich auf die NYU zählst, Mo, aber vergiss nicht, dass sie in der Vergangenheit immer nur eine Schülerin aus jeder Abschlussklasse von St. Brigid’s angenommen haben. Sie hätten Glück, dich zu bekommen, aber ich will nicht, dass du zu enttäuscht bist, wenn es nicht klappt. Du hast doch noch Alternativen an Colleges, nicht wahr?«
    Ich schluckte und wandte mich wieder dem Monitor zu. » Natürlich.«
    Lena– aufmerksam wie immer– reckte sich auf ihrem Stuhl und warf einen Blick auf die Uhr. » Wir machen besser weiter. Sie werden unseretwegen nicht den Wetterbericht verschieben.«
    Ms. Corelli drückte mir noch einmal die Schulter und kehrte an ihren Schreibtisch zurück. » Ruft mich, wenn ihr mich braucht«, sagte sie.
    Plötzlich hatte ich es eilig

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