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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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auf einen hohen Sekretär mit kunstvollen Schnitzereien, der über und über mit verblassten Blumen bemalt war.
    » Er ist in Ordnung, schätze ich.« Das war unhöflich, aber schimmelige alte Möbel würden mir nicht helfen, Veritys Mörder zu finden. Dennoch meldeten sich Jahre der Erziehung zu Wort. » Die Blumen sind hübsch«, sagte ich pflichtergeben.
    Fabian stieß affektiert einen missbilligenden Laut aus und sah Evangeline zweifelnd an. Er war zierlich und schmierig, mit einem scharf geschnittenen kleinen Nagetiergesicht und einem gierigen Funkeln in den gerissenen Augen. » Das ist ein Pariser Schreibschrank aus dem achtzehnten Jahrhundert. Die Provenienz ist exquisit.«
    » Und nicht nur das«, sagte Evangeline. » Dieses Stück verbirgt seine größten Reize.« Sie drückte sacht auf eine der vergoldeten Blumen an der Rückseite des Sekretärs. Mit einem leisen Klicken glitten die Paneele links und rechts von der Rosette beiseite und enthüllten zwei Fächer, die beide mit bänderumwickelten Packen vergilbten Papiers gefüllt waren.
    » Die Briefe«, warf Fabian ein, » sind die Korrespondenz zwischen der Ehefrau eines französischen Offiziers und ihrem Geliebten, einem englischen Spion. Die Affäre hat England wertvolle Informationen verschafft, die einen Wendepunkt in den Napoleonischen Kriegen herbeigeführt haben.«
    » Wie du siehst«, sagte Evangeline, ihre eisblauen Augen auf meine gerichtet, » kann sogar etwas, das auf den ersten Blick überflüssig wirkt, verborgene Tiefen offenbaren. Schätze, wenn du so willst. Ich finde so etwas immer faszinierend.« Sie wandte sich wieder ab. » Lassen Sie ihn in den Laden liefern, Fabian, zusammen mit dem Limoges und den Damaststoffen.«
    Fabian nickte begeistert und huschte vor Entzücken bebend in den hinteren Teil des Ladens.
    » Also ist Veritys Ring wie der Schreibtisch? Er hat verborgene Kräfte?«
    » Ich habe von dir gesprochen.«
    » Von mir?« Ich legte eine Hand auf die glänzende schwarze Tischplatte neben mir. » Ich habe keine Kräfte. Überhaupt keine. Gar nichts.«
    » Und doch kannst du den Ring tragen, was darauf hindeutet, dass… irgendetwas an dir… einzigartig ist.« Sie hielt inne, als Fabian mit einem Bündel von Papieren zurückkehrte. Sie zog einen schweren Füller mit goldener Feder aus der Handtasche und unterschrieb alle, ohne sie auch nur anzusehen.
    » Wollen Sie sie nicht lesen?«
    » Oh, Fabian ist nicht so dumm, dass er mich übervorteilen würde.«
    Er richtete sich zu seinen ganzen eins fünfundsechzig auf. » Wir sind stolz auf unsere Ehrlichkeit.«
    » Genau«, sagte Evangeline. Sie erteilte Fabian auf Französisch noch ein paar Anweisungen, gestattete ihm, sie auf beide Wangen zu küssen, und eilte hinaus.
    Ich lief rasch hinterher. » Das habe ich doch Luc schon erzählt– ich verfüge über keinerlei Magie.«
    » Was offensichtlich war, als ich den Verhüllungszauber gewirkt habe. Wenn du über irgendwelche Kräfte verfügen würdest, hätten sie meine Bemühungen zurückgestoßen oder verstärkt. Dennoch reagiert der Ring auf dich. So wie auf meine Nichte. Daraus kann man bedeutsame Schlüsse ziehen.«
    » Klar. Düsterlinge versuchen mich jedes Mal, wenn ich ihn an den Finger stecke, umzubringen.«
    Sie ignorierte mich. » Was so verwirrend ist, ist die Frage, warum er reagiert. Keine Magie, keine Talente, nichts Ungewöhnliches an dir. Du entstammst keiner nennenswerten Blutlinie. Du bist überhaupt nicht wie Verity.«
    Die Worte trafen mich mehr, als ich erwartet hätte. Ich hatte schon vor langer Zeit akzeptiert, dass Verity der Star war. Ich hatte mich freiwillig, ja begeistert im Hintergrund gehalten. Aber ich war nicht wertlos. » Ich habe auch nie behauptet, das wäre ich«, entgegnete ich.
    Evangeline musterte mich stirnrunzelnd, und es war deutlich, dass ich vor ihr nicht bestehen konnte. » Blutlinien«, murmelte sie. » Lass mich deine Hand sehen.«
    Ich streckte sie wortlos aus. Der Riss, den Luc geheilt hatte, war eine dunkelviolette Linie– jeden Tag ein bisschen weniger hässlich, aber er schmerzte noch, wenn ich die Finger spielen ließ.
    » Hast du sie mit dieser Hand berührt?«
    » Ich habe versucht, die Blutung zu stillen.«
    » Blut bindet Magie so, wie nur wenige andere Dinge es können, und einem Opfer wohnt große Macht inne. Es wäre einfach für Verity gewesen, ins Dazwischen zu gehen, als die Düsterlinge angegriffen haben, aber sie hat sich entschlossen, zu bleiben und dich zu

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