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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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sicher?«
    Verity schlingt sich eine glatte, blonde Haarsträhne um den Zeigefinger und wickelt sie wieder ab, wie sie es immer tut, wenn sie aufgeregt ist. » Es tut mir leid, Mo. Wirklich.« Sie greift über den Tisch hinweg nach meiner Hand.
    Ich ziehe sie zurück. » Du hast es versprochen. Wir haben es versprochen.« Das kann nicht passieren! Verity kann zwar manchmal unzuverlässig sein, aber bei so etwas Wichtigem würde sie nicht abspringen.
    Sie sieht elend aus, mit matten Augen und zitterndem Mund. Ihr Mokka-Mandel-Eis schmilzt, läuft an den Seiten der Waffel herunter und tropft überallhin; sie bemerkt es nicht einmal. » Ich weiß.«
    » Meine Mutter lässt mich unter keinen Umständen allein nach New York gehen!« Meine Stimme klingt in der überfüllten Eisdiele laut, und Köpfe fahren zu uns herum. Dieses eine Mal ist es mir egal.
    » Vielleicht doch, wenn du ihr alles erklärst«, schlägt sie vor.
    » Vielleicht erklärst du es. Mir. Warum tust du das? Was ist da unten mit dir passiert?«
    » Ich … kann nicht. Aber wir reden jeden Tag miteinander, das schwöre ich. Wir werden einander ständig SMS schreiben. Uns werden die Daumen abfallen.«
    Ich werfe meine eigene Waffel – Himbeersorbet – in den Mülleimer. Es schmeckt nicht einmal mehr gut. » Warum zur Hölle sollte ich das tun wollen?«, fauche ich sie an und marschiere in die schwüle Augustnacht hinaus.
    Ich lehnte mich an Luc; plötzlich war mir schwindlig.
    » Jeder hat Geheimnisse«, sagte er. Sein Gesichtsausdruck– so selbstgefällig, während ich so unsicher auf den Beinen war– ärgerte mich. Ich packte das Regal, um mich daran abzustützen, und versuchte, ihm den gelangweilten, verächtlichen Blick zu schenken, den so viele Mädchen an meiner Schule perfekt beherrschen.
    Er war größer als ich, schlank und breitschultrig unter dem gestohlenen Arztkittel. Zerzauste schwarze Haare, funkelnde Augen und ein Mund, der zu oft hämisch lächelte. Er war absolut Veritys Typ– ein bisschen gefährlich, ein bisschen arrogant, sehr anders als die Jungen in der Kirche, die wir schon kannten, seit wir fünf gewesen waren.
    » Sie fand dich wahrscheinlich nicht erwähnenswert«, log ich.
    » Das muss wohl so sein.« Er grinste und wurde dann ernst. » Geh nach Hause, Mouse.«
    Der vertraute Spitzname machte mir zu schaffen. » Nenn mich nicht so!«
    Er zuckte elegant die Achseln. » Sie hat gesagt, dass du das sagen würdest. Du bist beschissen darin, dich an Anweisungen zu halten, weißt du das? Ich habe dir gesagt, dass du das alles vergessen sollst, aber du kommst einfach frech anmarschiert und machst Schwierigkeiten, obwohl es doch schon für alle genug davon gibt.«
    » Ich will sie nur sehen. Du weißt, wo sie ist, nicht wahr? Bitte.« Wenn ich mich einschleimen musste, na gut, dann würde ich mich eben einschleimen. Allein konnte ich Verity unmöglich finden, und es war mir plötzlich sehr wichtig, selbst zu sehen, was niemand – bis auf diesen Typen – mir hatte erzählen wollen. » Nur für eine Minute.«
    Er schüttelte den Kopf. » Das willst du nicht tun. Je eher du alles vergisst, desto besser.«
    Zorn flammte in mir auf, durchbrach das schreckliche eisige Gefühl, und ich fuhr ihn an: » Vergessen? Bist du wahnsinnig? Hör mal, ich weiß nicht, wer du bist oder warum du behauptest, Verity zu kennen, und es ist mir eigentlich auch nicht wichtig. Alles, was mir wichtig ist, ist meine beste Freundin. Ich werde sie nicht vergessen. Niemals. Sie ist bei dem Versuch gestorben, mich zu retten, und ich will verdammt sein, wenn ich aus diesem Gebäude hinausspaziere und das vergesse. Entweder hilfst du mir auf der Stelle, sie zu finden, oder geh zur Hölle!«, schloss ich außer Atem, halb schluchzend, halb schreiend, und niemand drehte sich auch nur nach mir um.
    Luc dagegen blickte mich lange an. Was er auch sah, es muss seine Meinung geändert haben, denn alles, was er sagte, war: » Hier entlang.«
    Er ließ eine Hand in meinem Kreuz ruhen, die andere an meinem Ellbogen, und führte mich zu einem Raum am Ende des Flurs, mit echten Wänden und Schwingtüren statt Vorhängen.
    » Bist du dir sicher?«, fragte er.
    Ich nickte und ging durch die Tür.

Kapitel 3
    Der Raum war still und so hell, dass es wehtat. Unsere Schritte hallten auf dem gefliesten Boden wider. In der Mitte stand ein Tisch, dessen Kopfende von dunklen Monitoren umgeben war; ein Laken bedeckte die Gestalt, die dort lag. Ein paar Strähnen blonden Haars hingen

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