Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
Vom Netzwerk:
ein klarer, kalter Tag mit Temperaturen unmittelbar oberhalb des Gefrierpunkts, und ich sog die frische Luft tief in meine Lunge. Nichts konnte den immer noch nachwirkenden Geruch nach verbranntem Plastik und verkohlten Ziegeln verscheuchen.
    Dieses eine Mal war ich so früh da, dass wir nicht schnell nach drinnen rennen mussten, und ich hatte es nicht eilig damit, mich den Fragen und Blicken meiner Klassenkameradinnen zu stellen. Lena schien das zu verstehen, und wir blieben in der Nähe der Stufen stehen und warteten auf das Klingeln. Colin war wahrscheinlich nicht begeistert darüber, dass ich im Freien blieb, aber er hatte einen unverstellten Blick auf den Schulhof.
    » Wie geht es deinem Vater?«
    » Wir sind gar nicht bei ihm gewesen. Mein Onkel hat wegen des Feuers angerufen, und wir sind direkt wieder nach Hause gefahren. Ich bin zum Restaurant gekommen, als die Feuerwehr gerade fertig wurde. Den Rest des Tages war ich dann bei meiner Mutter zu Hause.«
    » Ihr seid am Montagmorgen losgefahren, aber am Dienstag zurückgekommen?«, fragte Lena, nachdem sie kurz gerechnet hatte. » Du hast irgendwo übernachtet. Mit Colin?«
    » Der Truck hatte eine Panne. Als er repariert war, war die Besuchszeit schon vorbei.«
    Keine Lüge, wie ich mir ins Gedächtnis rief. Ich ließ nur unerwähnt, dass es eine magische Panne gewesen war und dass eine Katastrophe darauf gefolgt war. » Wir dachten, wir könnten am Dienstag hingehen, aber als dann mein Onkel angerufen hat … hat das alles geändert.«
    Sie grinste. » Du hast die Nacht mit ihm verbracht? Ich möchte wetten, das hat auch einiges geändert.«
    Ich spürte, wie verräterische Farbflecken auf meinen Wangen erblühten. » Wir haben nicht …«
    » Oh, bitte. Wenn ihr es nicht getan habt, dann nicht, weil du nicht wolltest.« Sie spähte über meine Schulter zum Truck. » Und auch nicht, weil er nicht wollte. Und was kommt jetzt?«
    Ich wusste es nicht, also ließ ich mich auf das einzig Vertraute zurückfallen, das mir noch geblieben war. » Die erste Stunde«, antwortete ich, und wir gingen hinein.
    Der Tag verlief erwartungsgemäß. Die anderen bekundeten ihr Mitgefühl, stellten nicht gerade unaufdringliche Fragen und brachten immer unerhörtere Geschichten in Umlauf. Beim letzten Klingeln setzte Lena mich darüber in Kenntnis, dass das Slice von Waffenschmugglern der IRA in die Luft gesprengt worden war, die mit der Mafia im Bunde gewesen waren und versucht hatten, im Besenschrank Plastiksprengstoff herzustellen. Sogar Jill McAllister beteiligte sich an dem Spiel, indem sie mich im Chemieleistungskurs freundlich – und laut – fragte, ob meine Mutter jetzt noch in der Lage sein würde, sich das Schulgeld für St. Brigid zu leisten, geschweige denn die Studiengebühren fürs College. Sie hatte, wie sie mir mitteilte, gehört, dass Community Colleges nicht allzu teuer wären. Ich hatte nicht die Energie, ihr in die Parade zu fahren.
    » Keine Aliens?«, fragte ich Lena, als wir zum Schultor trotteten. » Ich finde, die Geschichte braucht irgendwo noch Aliens.«
    » Absolut. Außerirdische Einflüsse wären doch das Sahnehäubchen!«
    Als wir nach draußen kamen, schnitt mir jemand den Weg ab. Ich rutschte auf den nassen Stufen aus und schaffte es nur knapp, auf den Beinen zu bleiben.
    » Ups.« Jenny Kowalski stand vor mir. Sie trug einen blauen Schottenrock, der fast – aber nicht ganz – unseren Uniformen entsprach. Er ähnelte ihnen gerade genug, um sie inmitten der anderen Mädchen nicht auffallen zu lassen. » Ich habe von der Sache mit dem Restaurant gehört. Seid ihr versichert?«
    Ich starrte sie mit aufgerissenem Mund an.
    » Kenne ich dich?«, fragte Lena.
    » Nein. Wir sollten reden«, sagte Jenny zu mir.
    » Das glaube ich kaum«, entgegnete ich. » Die Dinge haben sich geändert.«
    Sie schüttelte den Kopf. » Nicht so sehr, wie du vielleicht annimmst. Hier.« Sie reichte mir einen braunen Briefumschlag. Ich versuchte, ihn ihr wieder in die Hand zu drücken, aber sie weigerte sich, ihn zurückzunehmen.
    » Ich habe kein Interesse«, sagte ich.
    » Du wirst schon noch welches entwickeln. Frag dich, wer den größten Gewinn daraus zieht, dass das Slice nicht mehr da ist. Das ist grundlegende Ermittlungsarbeit.« Sie hob eine Hand zum Abschiedsgruß und sah mir eindringlich in die Augen. » Ich hoffe, sie fassen die Person, die dafür verantwortlich ist, Mo. Das hoffe ich wirklich.«
    Sie spazierte um die Ecke des Schulgebäudes davon, und Lena

Weitere Kostenlose Bücher