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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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unverwandt auf die geschäftige Betriebsamkeit vor uns gerichtet.
    » Wie geht es Mom?«, fragte ich.
    » Es hat ihr das Herz gebrochen«, sagte er unwirsch. » Ihr Lebenswerk, in Schutt und Asche gelegt! Wie soll es ihr da wohl gehen?«
    » Tut mir leid«, erwiderte ich und war mir nicht sicher, wofür ich mich entschuldigte.
    Er schnaubte und schlug den Kragen seines Mantels hoch. » Das sollte ich sagen, mein süßes Mädchen. Ich war darauf nicht vorbereitet, dass es solche Ausmaße annehmen würde.«
    » Colin sagt, es wären die Russen gewesen.«
    » Wer sonst würde so etwas wohl tun?« Er schüttelte den Kopf. » Sie dürfen nicht ungeschoren davonkommen.«
    Ich betrachtete die schwelenden Trümmer, die Art, wie der Schnee zu grauem Matsch wurde, wenn er vom Wind auf das getrieben wurde, was mein zweites Zuhause gewesen war. Die Theke, an der ich Hausaufgaben gemacht hatte, die Küche, in der ich gelernt hatte, wie man einen Pastetendeckel andrückt, die Stammgäste, die ich in meiner Kindheit so oft gesehen hatte, dass sie für mich wie entfernte Verwandte gewesen waren. Verschwunden.
    Billy wandte sich mir zu, die hageren, faltigen Wangen vor Kälte gerötet. Er musste die ganze Nacht zugesehen haben. » Glaubst du mir jetzt? Sie sind gefährlich.«
    » Ich weiß.«
    » Hilfst du mir dann? Sieh dir doch an, was sie uns genommen haben. Hilfst du uns, es zurückzuholen?«
    Ich nickte, und sein Lächeln war wie eine Segnung. » Gutes Mädchen. Lass dich jetzt von Donnelly nach Hause fahren.«
    Ein Stück weiter die Straße hinauf lehnte Colin, die Hände in den Taschen, am Wartehäuschen einer Bushaltestelle und ließ alles auf sich wirken. Als ich mir einen Weg zwischen Schneematschhaufen und schmutzigen Pfützen hindurch suchte, kam mir jeder Schritt mühsamer als der vorherige vor. Meine Füße waren unbeholfen und halb erfroren. Ich vergrub das Gesicht in seiner Jacke und konnte die Tränen, gegen die ich bis eben angekämpft hatte, nicht länger zurückhalten.
    Als ich zu weinen aufhörte, war mein Haar von schmelzendem Schnee durchtränkt, und die Nase lief mir wie verrückt. Colins Jacke war ebenfalls nass, und der Segeltuchstoff fühlte sich unter meiner Wange rau an.
    » Du zitterst«, sagte Colin. Ich hätte ja widersprochen, aber meine Zähne klapperten zu sehr, als dass ich etwas hätte sagen können.
    Wir wollten gerade zum Truck hinübergehen, als jemand hinter mir meinen Namen rief.
    » Mo! Warte!« Ich kannte diese Stimme. Als ich mich mit zusammengekniffenen Augen umdrehte, sah ich Nick Petros, den Reporter aus meinem Journalismuskurs. Er trug einen abgewetzten blauen Parka, dessen Kapuze er zum Schutz gegen die Kälte hochgeschlagen hatte, und hielt ein Stenografie-Notizbuch in der behandschuhten Hand. Nach dem geröteten, wettergegerbten Aussehen seiner Wangen zu schließen war er bereits so lange hier wie mein Onkel.
    » Ich würde dir gern ein paar Fragen stellen«, sagte er.
    » Kein Kommentar«, entgegnete ich.
    Er wich einen Schritt zurück, als Colin, der mich schützend im Arm hielt, an ihm vorbeipflügte.
    » Wir unterhalten uns später!«, rief er.
    Ich zweifelte nicht daran, dass er es ernst meinte.

Kapitel 41
    Als wir nach Hause kamen, nickten Colin und der Mann, der vor der geschlossenen Veranda Wache hielt, einander zu, bevor Colin mir nach drinnen folgte.
    » Vorne steht auch einer«, sagte er und nahm damit meine Fragen vorweg. » Zumindest in der nächsten Zeit.«
    Ich hatte mich, wie ich mir ins Gedächtnis rief, zunächst von Colin eingeengt gefühlt. Dann waren wir Freunde geworden, und was mir erst klaustrophobisch erschienen war, hatte sich zu einem kameradschaftlichen Verhältnis entwickelt. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass es mit den neuen Leuten genauso verlaufen würde.
    » Mom?«
    Die Küche blitzte und blinkte. Alle Lampen brannten, und jede Oberfläche – der Wasserhahn, der Kühlschrankgriff, die Fensterbänke, der abgewetzte Linoleumboden – war wie besessen blankgescheuert und übertrieben perfekt poliert. » Schuhe«, zischte ich, und Colin bückte sich, um seine Arbeitsstiefel auszuziehen, während ich meine Ballerinas abschüttelte, die der Schnee ruiniert hatte.
    Der Rest des Hauses war im selben Zustand. Im Wohnzimmer waren die Bücherregale vollkommen staubfrei, die Buchrücken alle tadellos in einer Linie ausgerichtet. Mein Herz zog sich bei dem Anblick zusammen, der ein Indiz dafür war, wie verzweifelt meine Mutter versuchte, an einer

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