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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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Boden, das Ziffernblatt der Stechuhr war gesprungen, und es lag ein abscheulicher Geruch nach abgestandenem Rauch und nassem Papier in der Luft, aber der Aktenschrank schien nicht beschädigt zu sein. Ich zerrte an der obersten Schublade. Sie klemmte wie immer, bevor sie quietschend nachgab.
    » Wonach suchst du?«, fragte Colin.
    » Nach Hintergrundinformationen.« Meine Mutter bewahrte alle wichtigen Dokumente in einem Banksafe auf, aber es musste Kopien des Versicherungsscheins geben. Ich durchwühlte die Schublade und verspürte ein Triumphgefühl, als ich einen Ordner mit der Aufschrift » National Insurance Co.« in die Finger bekam. Ich verstand einen Großteil der Versicherungspolice nicht, aber es stand außer Frage, dass das Slice von oben bis unten versichert war, sowohl das Gebäude als auch das Unternehmen. Alles war abgedeckt.
    Die Müllcontainer hinter dem Haus füllten sich bereits, da die Baufirma meines Onkels den Schutt wegräumte. Das Morgan’s würde mindestens eine Woche lang geschlossen bleiben, während die Rauch- und Wasserschäden beseitigt wurden. Ich hätte wetten mögen, dass Billy ebenfalls versichert war. Die Versicherungsgesellschaft würde die Baufirma meines Onkels dafür bezahlen, dass sie seine Bar reparierte, und das ohne Zweifel zu überhöhten Preisen. Er würde sich eine goldene Nase verdienen. Mir wurde übel bei dem Gedanken, wie leicht ich in die Irre zu führen gewesen war.
    » Hat die Polizei gesagt, wer dafür verantwortlich ist? Haben sie schon Hinweise?«, fragte ich Colin.
    » Im Moment haben sie Ekomow im Visier. Es passt zu seiner üblichen Vorgehensweise, und es ist ein offenes Geheimnis, dass er sich hier breitzumachen versucht.«
    » Sie nehmen also nicht an, dass es Billy gewesen sein könnte?«
    Er runzelte die Stirn. » Warum sollte er das Slice in Brand stecken? Er ist nicht in Geldnöten, und die Versicherungssumme würde an deine Mutter fallen. Ich habe dir doch schon gesagt, dass die Lage eskaliert ist.«
    » Es ist ein Betrug.« Ich steckte die Versicherungspapiere in die Tasche. » Billy will die Russen ausschalten, nicht wahr?«
    » Dazu wird es aber nicht ausreichen, ihnen eine Brandstiftung anzuhängen.«
    » Nein, aber es würde dabei helfen, genau wie ihnen den Mord an Verity anzuhängen. Er bekommt die Versicherungssumme. Er wäscht Geld durch die Baufirma, während er hier alles wiederaufbaut. Und er bekommt mich, stinksauer und gern bereit, ihm gegen die Russen zu helfen.«
    » Aber das Restaurant deiner Mutter niederzubrennen …« Er löste sich aus der Tür. » Das ist ein schwerer Vorwurf. Er würde dir nie etwas zuleide tun.«
    » Er muss mir nichts zuleide tun – er muss mir nur Angst machen.« Ich knallte die Schublade zu. » Ich gehe nach drüben.«
    Seine Hand schloss sich um meinen Arm. » Da draußen ist jemand. Bleib, wo du bist.«
    Er schlüpfte hinaus, die Hand am Rückenholster, und zog die Tür hinter sich zu.
    Warten war nicht mehr meine Stärke. Nach etwa fünfzehn Sekunden schlich ich mich zur Tür und lauschte, aber die Stimmen waren gedämpft. Ich drückte die Tür einen Spaltbreit auf und zwängte mich hindurch, um auf Zehenspitzen zur Ecke zu schleichen.
    » Du hast wirklich ein beschissenes Timing, weißt du das?«, fragte Colin.
    » Ist nicht mein Terminplan«, antwortete Luc.
    Entschlossen, mich von ihm nicht durcheinanderbringen zu lassen, trat ich in sein Blickfeld. » Was tust du hier?«
    » Ich musste dich sehen.« Er betrachtete die Überreste des Slice. » Das hier ist nicht ganz das, womit ich gerechnet hatte.«
    » Es war ein Tag voller Überraschungen.«
    Er stieß mit der Zehenspitze einen Schutthaufen an. » Ziemlich übel. Hatte auch keine natürliche Ursache.«
    » Das ist mir bewusst.«
    » Hier ist es gelegt worden«, sagte er und deutete auf eine Stelle neben der Vordertheke. » Und da …« Die Kasse. » Hier hinten.« Die Kücheninsel, wo wir die meisten Vorbereitungen erledigten.
    Als ich die Augenbrauen hochzog, zuckte er mit den Schultern. » Es ist Feuer, Mouse. Hier gibt es nicht viel, was ich nicht deuten kann.«
    » Was kannst du sonst noch feststellen?«, fragte Colin.
    » So wie sie es gelegt haben, hat sich das Feuer an den Außenwänden entlang ausgebreitet und die gemeinsamen Wände unberührt gelassen. Sie haben es auch von den Gasleitungen ferngehalten, so dass der Rest des Gebäudes nicht explodiert ist. Großer Schaden binnen kurzer Zeit, aber sehr gezielt.« Er berührte eine verkohlte

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