Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin
Jahren mit Herz und Seele dafür ein, dass es gut lief. Ich war ihre Tochter, aber das Slice war ihr Baby.
Eingerahmt von der rechteckigen Durchreiche zwischen Küche und Thekenbereich sprach meine Mutter angeregt und konzentriert mit jemandem. Neugierig reckte ich den Hals, um zu sehen, wer sie so fröhlich machte.
Elsa Stratton? Meine ehemalige Anwältin war hier zu Besuch? Irgendwie glaubte ich nicht so recht daran, dass sie nur eine sehr rechtzeitige Thanksgiving-Vorbestellung aufgeben wollte. Das Klirren von Besteck auf Porzellan und die anderen Gäste verhinderten, dass ich mehr als die letzten paar Worte belauschen konnte.
» Ich nehme natürlich Kontakt zu Ihnen auf, wenn ich mehr höre«, sagte Elsa.
Sogar von der anderen Seite des Raums aus konnte ich sehen, dass die Wangen meiner Mutter vor Aufregung gerötet waren, als sie und Elsa sich die Hände schüttelten. Nachdem Elsa gegangen war, schob ich mich durch die Schwingtür.
» Was wollte Elsa denn hier? Geht es um Veritys Fall?« Als die Polizei mich nach Veritys Tod befragt hatte, hatte Elsa mich auf Bitten meines Onkels hin begleitet. Sie war die Art von Anwältin, die einen zu Haifisch-Witzen inspirierte und in einer Stunde mehr Geld verdiente als ich in einem Monat. Ich war sehr erleichtert gewesen, dass sie auf meiner Seite gestanden hatte und nicht etwa auf der anderen.
» Hallo, Liebes!«, flötete meine Mutter. Sie kam hinter die Theke, um mich in die Arme zu schließen, bevor sie ihre Schürze abnahm. » Hattest du einen schönen Tag?«
» Warum war Elsa hier?«
» Oh, das ist eine lange Geschichte, und ich muss noch zur Bank und dann die Lieferung ins Shady Acres bringen. Lass uns doch zu Hause darüber reden.«
» In Ordnung.« Ich hätte wissen sollen, dass sie niemals vor den Gästen etwas Wichtiges besprechen würde. » Lena und ich bleiben morgen vielleicht länger in der Schule, um an unserem Geschichtsreferat zu arbeiten.«
» Warum lädst du sie nicht hierher ein? Ihr könnt euch doch an einen der hinteren Tische setzen und lernen.«
» Sie ist sehr beschäftigt.« Und zu aufmerksam. Wenn sie ins Slice kam, war es durchaus möglich, dass sie meinem Onkel begegnen würde. Und wie ich Lena kannte, würde sie nach Dingen fragen, die ich nicht erklären konnte. Sie nach Hause einzuladen erschien mir weniger problematisch. » Aber sie übernachtet vielleicht am Freitag bei uns, wenn das okay ist.«
Wenn ich es recht bedachte, hatte Lena mich bisher auch noch nie nach Hause eingeladen. Vielleicht waren all ihre Fragen eine Methode, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken.
Ich füllte Wassergläser und Kaffeetassen nach, während meine Mutter die Kasse abrechnete. » Ich wünschte, du würdest Colin hereinbitten«, sagte sie und warf dabei einen Blick aus dem Fenster. » Es ist nicht richtig, ihn da draußen sitzen zu lassen.«
» Es gefällt ihm aber. Er sagt, dass es ihm hier drinnen zu laut ist.« Außerdem hatte er alles besser im Blick, falls es Ärger geben sollte.
Sie schüttelte den Kopf. » Du solltest ihm wenigstens ein bisschen Kaffee bringen. Und etwas zu essen. Birne in Brandy ist heute der Tagesnachtisch. Oder ein schönes Stück Fleischpastete. Das würde ihm sicher schmecken.«
Ich verzog das Gesicht. » Mom, niemand mag Fleischpastete, bis auf die Leute im Shady Acres.« Wir machten ein gutes Geschäft mit dem örtlichen betreuten Wohnen nur ein paar Blocks entfernt, sowohl was die Laufkundschaft anging als auch mit Lieferungen. Ich hatte noch nie jemanden Fleischpastete bestellen sehen, der keinen Anspruch auf Seniorenermäßigung hatte.
» Psst.« Sie sah sich besorgt um, ob ich auch niemanden aus der Shady-Acres-Meute beleidigt hatte, aber die einzige Person an der Theke war ein Mädchen in meinem Alter. » Bring ihm ein bisschen Kuchen, bevor wir schließen.«
Für einen Sekundenbruchteil dachte ich daran zu widersprechen. Kuchen würde unsere Probleme nicht lösen. Stattdessen fragte ich: » Wer hat die Blumen geschickt?«
Neben der Kasse stand eine Vase mit fröhlichen, orangegelben Sonnenblumen, die in der leicht schläfrigen Atmosphäre des Slice wie elektrisierend wirkten. Meine Mutter warf einen Blick hinüber, bevor sie in die Küche ging. » Ach, weißt du, da bin ich mir nicht sicher. Sie sind einfach hier aufgetaucht. Sind sie nicht entzückend?«
Ich wischte mir die feuchten Hände an der Schürze ab. » War eine Karte dabei?«
» Ich habe keine bemerkt. Wir sehen uns zu Hause. Und denk an
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