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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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ich die ganze Zeit über geplant, und ich schuldete es uns beiden, es in die Tat umzusetzen.
    Ich rieb mir die Schläfen und versuchte, die Kopfschmerzen zu verscheuchen, die sich schon den ganzen Morgen über zusammenbrauten. » Ich habe im Vorstellungsgespräch alles vermasselt, und Jill McAllister war perfekt. Wenn sie uns im Zuge des vorzeitigen Zulassungsverfahrens verglichen haben, bekomme ich unter keinen Umständen einen Platz. Wenn ich bis zur regulären Zulassung warte, habe ich vielleicht noch eine Chance.« Außerdem konnte ich ihnen dann demonstrieren, dass ich mich von Veritys Tod erholt hatte. Charakterstärke, die über widrige Umstände triumphierte, war doch genau das, was die Mitarbeiter der Zulassungsstelle gern bei einer Bewerberin sahen. Es kam mir vor, als ob ich Profit aus meiner Trauer schlug, aber ich hatte gelernt, dass man selbst, wenn die Welt um einen herum in Stücke fällt, weitermachen und mit dem auskommen muss, was man hat.
    Durch die Glastüren der Bibliothek konnte ich sehen, wie jemand den Flur entlangkam, leicht ins Schwanken geriet und sich an der Wand abstützte, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Lena folgte meinem Blick. » Mein Gott«, sagte sie mit gesenkter Stimme. » Da wir schon gerade davon sprechen, Verity zu vermissen … Mit dem Mädchen geht es schnell bergab, Chica. Glaubst du, dass sie besoffen ist?«
    » Constance?« Ich schüttelte den Kopf. Constance Grey mit dem kindlichen Gesicht, die Schwester meiner besten Freundin. Ja, sie quälte sich, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie sich eine Wasserflasche mit Wodka füllte, nur um die Biostunde zu überstehen. » Vielleicht ist ihr übel.«
    Constance stolperte und ließ den Kopf schlaff herabhängen. Ihr karamellfarbenes Haar, ein paar Nuancen dunkler als Veritys, schwang wie ein Vorhang über ihren Rücken. Meine Haut prickelte, als ob ich in Socken über einen rauen Teppich geschlurft wäre.
    » Deckst du mich, falls Schwester Agatha zurückkommt?«, fragte ich und stand auf. Lena nickte mit einem Gesichtsausdruck, in dem sich Mitgefühl mit Verbitterung mischte.
    » Sie wird deine Hilfe nicht wollen«, rief sie.
    Die Bibliothekstüren schwangen hinter mir zu. Constance und ich standen allein in dem verlassenen Flur. » Geht es dir gut?«
    Ihr Kopf ruckte hoch, und mein Herz zog sich zusammen. Sie ähnelte Verity so sehr. Hellere Augen, mehr Sommersprossen, rundlichere Gesichtszüge, aber die gleiche Nase, die gleichen Wangenknochen, das gleiche leicht wellige Haar. Eine Sekunde lang fragte ich mich, wen sie jeden Morgen im Spiegel sah: Sich selbst? Oder Verity?
    Sie wandte sich mit finsterer Miene ab. » Mir geht es gut. Hau ab.« Sie klang angespannt, als ob es ihr schwerfiel, die Worte hervorzustoßen, und taumelte krachend gegen die Spinde. Lena hatte recht – sie wollte meine Hilfe nicht. Ich musste es dennoch versuchen.
    » Ist dir übel?«
    » Ich hab doch gesagt, hau ab!« Sie drehte sich um, um mich böse anzustarren, und ich wich bei ihrem Anblick einen Schritt zurück. Ihre Pupillen waren so geweitet, dass sie kaum noch von einem blauen Ring umgeben waren.
    » Mit dir stimmt doch etwas nicht.« Sie roch allerdings nicht nach Alkohol. Das Kribbeln wurde stärker; es ging von meinen Handflächen aus. Ich rieb sie aneinander. » Constance, was hast du geschluckt? Wenn einer der Lehrer dich findet …«
    » Nein! Ich … fühle mich nicht gut. Es juckt«, sagte sie und klang wie ein quengelndes Kind. » Die Haut sitzt zu eng.«
    » Jemand hat dir etwas gegeben. Was war das?« Ich sah mich um und führte sie in die Waschräume.
    » Nichts!« Drinnen presste sie die Wange an die gekachelte Wand, stöhnte und tastete fahrig an den Ärmeln ihres marineblauen Pullovers herum. Ihre Nägel rissen schmale rote Wunden in ihre Arme. » Zu eng.«
    Ich griff nach ihren Händen, aber sie kreischte und riss sich los. Ich musste beruhigend auf sie einreden. Bald würde irgendjemand sie hören, und dann würden wir erwischt werden, und es würde keine Rolle mehr spielen, wie viel Mitleid alle mit ihr hatten – ein Umstand, den sie seit dem ersten Schultag ausgenutzt hatte, um Hausaufgaben nicht zu machen, den Lehrern gegenüber respektlos zu sein, den Gottesdienst zu schwänzen und jeden Tag zu spät zu kommen. Aber wenn man sie in der zweiten Stunde im Drogenrausch in den Waschräumen erwischte, würde sie noch vor Ende der Woche in einem Gebäude mit Metalldetektoren und sichtbarer Polizeipräsenz zur

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