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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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ganzen Schule herumgesprochen haben.« Aus dem Augenwinkel erhaschte ich einen Blick auf das Erstaunen in Colins Gesicht, gefolgt von Verständnis. Er hatte es anscheinend auch nicht gewusst.
    » Ich wollte den richtigen Zeitpunkt finden …« Sie blinzelte und strahlte mich dann an. » Ist es nicht wunderbar?«
    Ich lachte trotz meiner Erschöpfung. » Willst du mich auf den Arm nehmen? Es ist das genaue Gegenteil von wunderbar. Du spinnst doch!«
    » Hüte deine Zunge«, blaffte Billy. » Und wechsle nicht das Thema. Wo warst du heute Abend?«
    Colin umklammerte die Rückenlehne des elfenbeinfarbenen Ohrensessels, und es brach mir ein wenig das Herz, seinen besorgten Gesichtsausdruck zu sehen.
    Es war mir egal, ob meine Mutter und Billy wütend auf mich waren. Es fühlte sich gut an, zur Abwechslung einmal diejenige zu sein, die über die Antworten verfügte, und es ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen. Aber mit Colin war es etwas anderes. Seit Veritys Tod war er der Mensch, dem gegenüber ich am meisten ich selbst war. Ich musste nichts vortäuschen, mich weder verstecken noch schämen. Wenn ich mit Colin zusammen war, reichte es aus, Mo zu sein. Dieses Geschenk hatte er mir gemacht, und im Gegenzug hatte ich ihm nichts als Sorgen bereitet.
    Es gab aber keine Möglichkeit, ihm das jetzt gleich zu sagen. Ich konnte nur mit den Lippen ein stummes » Tut mir leid« formen, während meine Familie weiter über mich herfiel.
    Meine Mutter verschränkte die Arme. » Ab in die Küche mit dir. Wir sind noch nicht fertig damit, darüber zu sprechen.«
    Oh prima. Ich hatte jetzt wirklich große Lust auf ein Familientreffen. Ich setzte dazu an, das Zimmer zu durchqueren, und streifte mit voller Absicht Colins Arm.
    Er zuckte zurück. » Ich sollte gehen.«
    » Bleib hier«, bellte mein Onkel, und ein Hauch von Verärgerung huschte über Colins Gesicht, das so hübsch war, dass sogar der Zorn ihm gut stand. » Wir werden hier ein paar Veränderungen einführen, und du musst darüber in Kenntnis gesetzt sein.«
    Das klang nicht allzu vielversprechend. Ich mochte keine Veränderungen, und ich bezweifelte, dass heute die Ausnahme von der Regel sein würde.
    » Veränderungen?«, wiederholte ich und ließ mich auf meinen angestammten Stuhl fallen.
    » Nichts allzu Schlimmes.« Meine Mutter folgte mir in die Küche und stellte sich an die Theke. » Wir finden, es wäre das Beste, wenn du dich in nächster Zeit nicht allzu weit weg von zu Hause aufhalten würdest.«
    » Was heißt › nicht allzu weit weg von zu Hause‹?«
    Sie straffte die Schultern. » Du wirst weiterhin zur Schule und zur Kirche gehen und kannst im Slice arbeiten, aber bis dein Verhalten sich zum Positiven verändert hat und wir erfahren, dass deine schulischen Leistungen wieder den Erwartungen genügen, stehst du unter Hausarrest.«
    » Du machst Witze, oder?« Aber meine Mutter machte keine Witze. Die Veranlagung dazu fehlte ihren Genen. » Du erteilst mir Hausarrest. Im letzten Schuljahr.«
    » Du hast so viel durchgemacht, mein Schatz. Ich glaube, du brauchst eine kleine Auszeit.« Sie hob einen der Äpfel von der Theke auf und begann ihn so zu schälen, dass die Schale sich als eine einzige glänzende rote Locke löste. Trotz ihrer zitternden Mundwinkel lagen ihre Hände sicher und ruhig auf dem Messer, während sie der Tätigkeit nachging, bei der ich sie schon unzählige Male beobachtet hatte.
    » Also«, sagte Billy, setzte sich an den Kopf des Resopaltisches und sah mich böse an. » Wo bist du gewesen?«
    Ich warf einen Blick zu Colin hoch, der aus dem Fenster starrte, das auf die Veranda hinausging. Übermüdung übermannte mich, und ich faltete die Arme auf dem Tisch, um ein Kissen für meinen Kopf zu bilden. » Das habe ich euch doch schon gesagt. Weg.«
    » Wo ist › weg‹?«, fragte er fordernd.
    » Nicht. Hier.« Obwohl meine Stimme gedämpft war, bewies mir der Klang von Billys Händen, die auf den Tisch schlugen, dass er mich gehört hatte.
    » Das ist keine Antwort.«
    Ich hob den Kopf und musterte ihn, die Art, wie das schlohweiße Haar ihm schlaff über den Kopf fiel. An seinen Augen- und Mundwinkeln hatten sich neue Falten gebildet, und er wirkte müde. Älter, als mir bewusst gewesen war. Er war ein ganzes Stück älter als meine Mutter, über fünfzehn Jahre. Sie hatten noch weitere Geschwister gehabt, aber Billy war der einzige gewesen, der mit meinen Großeltern aus Irland herübergekommen war; meine Mutter war hier in Amerika

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