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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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Tische bedienen. Außerdem, ganz gleich was du hoffst, das ich zutage fördern werde – es hat alles nichts mit mir zu tun.«
    Jenny lachte. » Bist du nicht angeblich so schlau? Es hat sehr wohl etwas mit dir zu tun. Dein Onkel hat alles Mögliche unternommen, um die Kontrolle über sein Revier zu behalten. Dich zu bitten, bei der Identifizierung zu lügen, war noch gar nichts.«
    Tisch vier winkte nach der Rechnung. » Woher hast du das alles?« Das war nichts, worauf sie ganz allein hätte kommen können, selbst wenn sie ihrem Vater zugehört hatte. Irgendjemand musste ihr Informationen zuspielen. Jemand aus Billys Umkreis? Ekomows Leute? Einer der Pokerkumpel ihres Vaters? Jenny war lästig, aber wer auch immer ihr half, war gefährlich. Die graue Eminenz hatte immer die Fäden in der Hand.
    » Spielt es eine Rolle, wer mir das erzählt hat? Ich versuche, dir einen Gefallen zu tun.«
    » Wirklich? Wie das?«
    » Ich dachte, du würdest eine Warnung zu schätzen wissen. Juri Ekomow hat nach dir gefragt. Die Bosse deines Onkels auch. Du solltest vorsichtig sein.«
    » Ich habe einen Bodyguard.«
    » Colin Donnelly? Kennst du seine Geschichte?«
    Irgendwie gelang es mir, gelassen zu klingen. » Er hat keine.«
    » Oder du kennst sie nicht.«
    » Du aber?«
    » Besser als du.« Sie lächelte hämisch und zog zwei Aktenordner aus ihrem Rucksack. » Donnelly«, sagte sie und zeigte auf den dünneren der beiden. » Deine Familie.« Der zweite Ordner quoll über und wurde von Gummibändern zusammengehalten, die aussahen, als ob sie jede Minute reißen könnten.
    Ich winkte Tisch vier zu. Es begannen Leute auf unser Gespräch aufmerksam zu werden. » Was willst du?«
    » Einen Beweis, dass dein Onkel meinen Vater umgebracht hat.«
    » Ich kann nichts beweisen, was nicht wahr ist.«
    Sie klopfte mit einem bis auf die Haut abgekauten Fingernagel auf die Ordner. » Hier drinnen stecken viele Informationen. Ich wäre bereit zu tauschen.«
    » Ich weiß nichts.« Die Ordner wirkten so harmlos, sogar ein bisschen langweilig. Aber sie enthielten die Antworten auf Fragen, die wie Magie in meinen Adern brannten.
    » Nur, weil du nicht hinsehen willst. Wir wissen, wobei er die Hände im Spiel hat. Alles, was wir brauchen, ist ein Beweis, aber er ist wirklich vorsichtig.«
    » Vielleicht ist er unschuldig.«
    Sie schnaubte. » Das glaubst du doch selbst nicht.«
    Nein, aber mich zu weigern, meinem Onkel zu helfen, war eines, ihn ins Gefängnis zu bringen etwas ganz anderes. Außerdem legte ich keinen Wert darauf, Billy zu Fall zu bringen. Ich wollte nur Colin freibekommen. Jenny – und die Leute, die sie mit Informationen versorgten – ließen diese Ordner wie einen Köder vor mir baumeln. Aber der ganze Sinn und Zweck eines Köders bestand darin, eine Falle zu verdecken, und bis ich wusste, wie diese Falle funktionierte, konnte ich das Risiko nicht eingehen.
    » Kein Interesse«, sagte ich. Das war vielleicht meine bisher größte Lüge.

Kapitel 20
    Nichts bringt einen so sehr zum Nachdenken wie ein leeres Restaurant. Am folgenden Nachmittag war das Slice so gut wie ausgestorben. Ich vertrieb mir die Zeit damit, die Ketchup- und Senfflaschen aufzufüllen, frische Servietten bereitzulegen und die Zuckerpäckchen nach Farben zu ordnen – weiß, gelb, rosa. Alles nur, um meine Gedanken beschäftigt zu halten. Aber am Ende hatte ich jede nur denkbare Arbeit erledigt, und es blieb nichts zu tun, als über meinen gestrigen Streit mit Colin, das angespannte Schweigen, das heute zwischen uns herrschte, und Jennys Angebot nachzudenken. Sie hatte ihre Telefonnummer auf eine Serviette gekritzelt, falls ich es mir anders überlegte. Ich hatte das zerknitterte Papier heute schon ein Dutzend Mal hervorgezogen, konnte mich aber nicht überwinden, das Telefon abzuheben.
    » Nicht viel los, was?«, bemerkte Tim, unser Koch, als ich eine kaum gefüllte Wanne mit schmutzigem Geschirr nach hinten trug.
    » Ja. Bei dem Wetter bleiben die Leute lieber drinnen.« Ich belud langsam die Gastronomiespülmaschine, den Blick auf die Tür gerichtet, die zu dem Lagerraum führte, der das Slice mit dem Morgan’s, der Bar meines Onkels, verband. Vielleicht musste ich Jenny doch nicht anrufen. Vielleicht lagen meine Antworten jenseits dieser Tür.
    Es war ein völlig dummer und impulsiver Plan, und wenn ich nicht so verzweifelt gewesen wäre, hätte ich ihn nie auch nur in Erwägung gezogen. Aber ein Nachmittag allein mit immer deprimierenderen Gedanken kann

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