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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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Sicherheit meiner Mutter und meine waren unantastbar. Wen beschützte Colin also?
    Ich berührte die Narbe in meiner Handfläche. Sie war zwar erst ein paar Monate alt, verwandelte sich aber schon von einer fleckigen roten Linie zu einer zart rosafarbenen, die mit jedem Tag heller und schmaler wurde. Sie würde, wie die Ärzte gesagt hatten, nie ganz verschwinden, aber sie würde verblassen. Die Narben auf Colins Rücken waren völlig weiß, längst verheilt, aber traurig und geheimnisvoll.
    Narben verschwanden nicht, wie ich mir ins Gedächtnis rief. Warum hatte ich damit gerechnet, dass sie es tun würden?

Kapitel 21
    Wenn ich geglaubt hätte, dass ich damit durchkommen könnte, zu Fuß nach Hause zu gehen, hätte ich es versucht. Stattdessen tat ich etwas, das fast so gut war – ich zog meinen iPod aus der Tasche, setzte mir die Ohrstöpsel ein und drehte die Lautstärke voll auf. Die Musik bildete gewissermaßen einen Kokon des Schmollens, als ich die Tür des Trucks aufriss und einstieg.
    Colins Händedruck auf meinem Arm fühlte sich sogar durch meine wollene Seemannsjacke hindurch unglaublich schwer an. Statt ihn anzusehen, sackte ich in meine Ecke des Sitzes und starrte aus dem Fenster. Vor dem Morgan’s spiegelte sich die Neonwerbung für Harp und Guinness in zitternden Pfützen, so dass die Worte vom Regen in beliebige Farbflecken aufgebrochen wurden. Wir fuhren ohne ein weiteres Wort nach Hause.
    Ich erzählte Colin nichts von den mysteriösen Blumen oder von Jennys Angebot und auch nicht davon, dass ich Marco Forelli kennengelernt hatte. Er sagte mir ja auch nicht, was Billy gegen ihn in der Hand hatte. All die Dinge, die wir einander nicht verrieten, türmten sich zu einer Mauer zwischen uns auf, und ich zwang mich, sie nicht von mir aus zu durchbrechen. Ich hatte mich so weit vorgewagt, wie ich konnte, und mir dabei selbst eine Blöße gegeben, aber Colin vertraute mir immer noch nicht. Es gab nichts mehr zu sagen.
    Als wir vor dem Haus vorfuhren, nahm ich die Ohrstöpsel heraus und stöhnte. Auf der Vordertreppe saß Luc, gegen die Kälte in eine schwarze Lederjacke eingemummt.
    Colin sog einen heiseren Atemzug ein. » Lass mich raten. Die Welt muss gerettet werden?«
    » Ich glaube nicht, dass er deswegen vor meiner Tür herumlungern würde.«
    » Stimmt. Geh und kümmere dich um die neueste Krise, ganz gleich, worum es sich handelt. Und verschwinde nicht, ohne mir Bescheid zu sagen.«
    » Damit du dir keine Sorgen machst?«
    Der Ausdruck seiner Augen war unergründlich. » Damit ich mir eine Ausrede für dich einfallen lassen kann.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    » Hatte Cujo keine Lust zu plaudern?«, rief Luc und winkte zum Truck hinüber, als ich den Rasen überquerte. Selbst in der kühlen Nacht klang seine schleppende Sprechweise irgendwie wohlig und warm.
    » Ja, stell dir nur vor. Was machst du hier?« Bevor ich meine Schlüssel aus der Tasche ziehen konnte, berührte er das Schloss, und von dem Metall stoben rote Funken empor. Der Sperrriegel sprang auf, und Luc grinste mich an.
    » Brauche ich einen Grund, um vorbeizukommen?«
    Ich hatte Luc noch nie ins Haus gebeten. Er war zwar schon durchs Dazwischen in mein Zimmer gelangt, aber nie länger als eine Minute geblieben. Das hier fühlte sich normal an, und bei Luc kam mir Normales seltsam vor.
    » Du willst etwas«, sagte ich, ließ meine Tasche auf die Treppe fallen und hängte meine Jacke auf.
    Er spielte mit einer losen Strähne meines Haars. » Ich will immer etwas. Setz dich zu mir.«
    Ich ließ mich aufs Sofa fallen, und er lümmelte sich neben mich und legte mir die Füße auf den Schoß.
    » Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte ich. » Geht es Constance gut?«
    » Sie ist so rotzfrech wie immer«, sagte er und sah sich um. Ich fragte mich, was er von meinem Zuhause hielt. Im Vergleich zu seiner eleganten, exotischen Wohnung kam es mir beengt und langweilig vor. Ich steckte einen Finger durch die Häkeldecke und kämpfte gegen das Gefühl an, mich verteidigen zu müssen. » Niobe hat sie mit ins Haus genommen, und Constance hat sich schon mit einigen Leuten angefreundet.«
    » Das ist gut. Macht es ihnen nichts aus, dass ihre Eltern Flache sind?«
    » Anscheinend nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie in ihr sehen«, sagte er.
    » Sei nicht so streng mit ihr. Sie muss mit einigem fertigwerden.«
    » Du doch auch, aber dich ertappe ich nicht alle fünf Minuten dabei, dass du dich wie ein trotziges Kleinkind

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