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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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das?«
    » Warum streitest du es ab? Ich habe Augen im Kopf. Du läufst herum, als hätte dir jemand erzählt, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Und er sieht dich an wie …«
    » Wie was?«
    Er schien mit den Worten zu ringen. » Wie etwas Kostbares. Etwas Zartes und Zerbrechliches wie Porzellan. Und er hat eine Heidenangst, dass er dich zerbrechen könnte.«
    Er hielt inne, und ich starrte zu Boden, da ich ihm nicht in die Augen blicken wollte.
    » Er ist nicht der Einzige, der dich so sieht. Er ist als Erster ans Ziel gelangt, das ist alles.«
    Es gab nichts, was ich dazu sagen konnte.
    Seine Stimme war sanft. » Vielleicht ist es das Beste, wenn ihr beiden jetzt miteinander Schluss macht. Du bist nicht für ihn bestimmt.«
    Ich schob meine Hände in die Taschen und ging schneller. » Fang nicht mit diesem Schicksalskram an. Ich bin nicht du, Luc. Ich habe nicht vor, alles in meinem Leben auf eine dumme Prophezeiung auszurichten.«
    » Selbst wenn sie wahr ist?«
    » Die Prophezeiung bezog sich auf Verity.«
    » Sie bezog sich auf das Gefäß. Das bist du, ob es dir nun gefällt oder nicht. Du erlebst doch auch nicht, dass ich mich beschwere.«
    » Weil du dem Schicksal keinen Widerstand leistest.«
    » Es geschehen schlimme Dinge auf der Welt. Du kannst darüber schimpfen, aber es hat keinen Zweck. Das Schicksal lässt diese Dinge aus einem Grund geschehen, und manchmal bringen sie auch etwas Gutes mit sich.«
    Er sprach mit Ingrimm, mit einer Art verzweifelter Überzeugung, die mich an das erinnerte, was Marguerite gesagt hatte, als ich ihr zum ersten Mal begegnet war. Er trägt seine Trauer anders als die meisten. Er hält sie so unter Verschluss, dass ich mir nicht sicher bin, ob er überhaupt weiß, was er sich damit antut.
    Ich hätte gern nachgehakt, aber irgendein Instinkt hielt mich zurück. Stattdessen blieb ich stehen und ließ die Finger über seinen wie gemeißelt wirkenden Wangenknochen gleiten. Er schluckte, als ob er versuchte, die Trauer niederzukämpfen, und presste die Lippen auf die Narbe, die quer über meine Handfläche verlief. Die Wärme seines Atems zog mich an.
    » Du verlachst das Schicksal«, sagte er heiser. » Du glaubst nicht daran, aber es ist dennoch da. Du glaubst an die Schwerkraft. Du glaubst an Quarks und an Gott, an dunkle Materie und an Planeten, die du nie gesehen hast. Du glaubst an Magie. Warum glaubst du nicht an mich?«
    » Das tue ich.« Die Worte hingen als dunstige Atemwolken in der Nachtluft zwischen uns.
    » Warum kämpfst du dann so verdammt verbissen dagegen an?«
    Ich war plötzlich müde, als ob ich nie ein Nickerchen gehalten hätte, so als wäre ich seit Ewigkeiten gerannt – seit ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Vielleicht war es an der Zeit, Stellung zu beziehen. » Weil es nicht deine Entscheidung ist. Du stellst die Prophezeiung nie infrage. Du fragst dich nicht, wie dein Leben ohne sie verlaufen würde. Wenn man dir also erzählt, dass ich diejenige bin, für die du bestimmt bist … dann denkst du nicht im Stillen: › He, vielleicht will ich den Rest meines Lebens ja gar nicht mit einem Mädchen verbringen, das ich kaum kenne.‹ Du beugst dich nur einfach den Erwartungen.« Ich wich zurück und rieb mit dem Daumen über die Stelle, die er geküsst hatte. » Es ist nicht so, dass du dich entscheidest, mich zu lieben, Luc. Du erfüllst lediglich eine Pflicht. Ich will für dich keine Verpflichtung sein.«
    Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. » Sag mir, wie ich dich davon überzeugen soll, dass es mehr ist als das.«
    » Ich kann dir nichts sagen, was ich nicht weiß.«
    Er packte meine Hände, bevor ich davonlaufen konnte, und seine Augen loderten grün im Licht der Straßenlaternen. » Du glaubst, dass du mir nichts bedeutest, aber das tust du. Wenn du darauf aus bist, dass ich es dir beweise, dann mach dich auf etwas gefasst.«
    Mein Herzschlag beschleunigte sich und war so laut, dass ich mir sicher war, dass Luc ihn hören konnte. Für einen Augenblick waren seine Worte eher aufregend als erschreckend. » Worauf?«
    » Auf mich.«

Kapitel 23
    Wenn man schon vorhatte, mit Kräften zu spielen, die in der Lage waren, einen ganzen Häuserblock dem Erdboden gleichzumachen, dann war der Beverly Country Club einer der schönsten Orte in Chicago, um es zu tun: ein Weltklassegolfplatz, der mitten in der Stadt lag und auf einer Seite von Bahnschienen, auf der anderen von einem Waldstück begrenzt war, das unter Naturschutz stand. Meine

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