Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
Worte. Jills Hautfarbe verwandelte sich von aschfahl zu sonnengebräunt. » Der Stuhl war wackelig, und du bist damit umgefallen. Vielleicht solltest du lieber zur Schulkrankenschwester gehen?«
Jill sah sie blinzelnd an. » Mir tut der Kopf weh.«
Niobe winkte eine von Jills Freundinnen heran, die auf der anderen Seite der Cafeteria standen und uns verunsichert beobachteten. » Geh mit ihr. Sie ist nicht ganz sie selbst.«
Wenn Niobe eine echte Beratungslehrerin gewesen wäre, hätte sie Jill persönlich zur Schulkrankenschwester gebracht. Aber sie hatte mit Nachdruck deutlich gemacht, dass ihre Anstellung in St. Brigid nur dem Zweck diente, Constance’ Ausbildung zu überwachen– und auch, dass sie alles andere als erfreut über diese Aufgabe war.
Als Jill gegangen war, legte sich das Gemurmel in der Menge schneller, als ich erwartet hätte. » Hast du irgendetwas mit ihnen gemacht?«, flüsterte ich.
» Lass uns in meinem Büro darüber sprechen«, sagte Niobe spitz und hob dabei die Stimme, so dass die verbliebenen Schaulustigen sie hören konnten.
Ich hatte keinen Appetit mehr, und so kippte ich mein Mittagessen in den Mülleimer und sammelte meine Bücher ein. Niobe musterte den Raum mit zusammengekniffenen Augen, um festzustellen, ob ein zweiter Angriff erfolge n w ürde. Ich blieb nahe bei ihr, als wir zu ihrem Büro gingen.
Constance lief davor auf und ab. » Dir ist nichts passiert! Ich bin losgegangen, um Niobe zu holen, aber sie war schon weg.«
» Kommt bitte herein.« Niobe scheuchte uns ins Büro und verschloss die Tür mit einem Wink und einem leisen, fremden Wort. Ich spürte, wie die Linien sich in Reaktion auf den Zauber verschoben. Wenn ich meine Augen ins Leere blicken ließ, konnte ich das Gewirk als verschlungenes goldenes Band sehen, das sich durch die Luft wand. Aber ich konnte die Magie immer noch nicht selbst einsetzen und so aus den Fingern strömen lassen, wie Niobe und Constance es konnten.
» Bist du sicher, dass es dir gut geht?«, fragte Niobe.
» Ich möchte duschen.« Ich wollte mich sauber schrubben und das Gefühl auslöschen, dass ein Fremder in die Erinnerungen eingedrungen war, die ich tief in mir verschlossen hatte. Aber der Hass, den ich wahrgenommen hatte, war zu persönlich gewesen, um von einem Fremden zu stammen. » Es war Anton, nicht wahr? Das habe ich gemerkt.«
Constance stieß einen verblüfften Laut aus, aber Niobe nickte nur. » Die Seraphim gehen anscheinend zum Angriff über.«
» Was hat er getan?« Ich rieb mir die Schläfen. » Und wie passt Jill ins Bild? Sie ist eine Flache.«
» Anton hat eine Spaltung gewirkt«, sagte Niobe und stellte Tassen mit grünem Tee bereit. » Sogar zwei. Die erste diente dazu, Jills Handlungen zu lenken. Ihre Abneigung gegen dich hat ihm das erleichtert, da sie ihren Widerstand gegen seine Weisungen vermindert hat. Die zweite galt dir, aber nur, um etwas zu sehen, nicht, um dich zu kontrollieren.«
Constance schauderte. » Spaltungen sind nicht erlaubt. Du hast mir gesagt, dass das so wichtig wäre wie eines der Zehn Gebote.«
Niobe bedachte sie mit einem mitleidigen Blick. » Kommt Anton Renard dir wie jemand vor, dem die Gesetze der Bögen etwas bedeuten? Die Seraphim wollen unsere Gesellschaft umstürzen und sie ihren Vorstellungen gemäß neu aufbauen. Spaltungen sind noch das Geringste von dem, wofür er sich nicht zu schade ist. Und das bedeutet, dass du in ernster Gefahr schwebst, Mo.«
Das war ja nichts Neues. Ich war seit dem Tag, an dem Verity gestorben war, in Gefahr. Aber Niobe hatte recht: Bis jetzt hatten die Seraphim mich nur angegriffen, wenn ich in Bogenangelegenheiten hineingezogen worden war– als ich die Sturzflutprophezeiung erfüllt oder als ich mit den Quartoren zusammengearbeitet hatte. Dass sie nun in meine Welt eindrangen, war eine bedrohliche Änderung der Taktik.
» Du hast Anton gesagt, dass die Quartoren ihm auf den Pelz rücken würden.«
» Eine Spaltung ist kein kleiner Zauber, besonders, wenn er aus einiger Entfernung gewirkt wird. Ich habe ihn schon, einen Moment nachdem er Jill übernommen hatte, gespürt, und die Quartoren sind der Spur des Zaubers bis zu seinem Aufenthaltsort gefolgt.« Sie hielt inne. » Wenn er einen Zauber in dieser Größenordnung wirkt, kann er sich nicht verteidigen.«
» Also haben sie ihn gefangen genommen?«
» Das bezweifle ich. Davon hätten wir schon gehört.«
» Was würden sie mit ihm machen?«, fragte Constance.
Ich war selbst
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