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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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dich von Jill nicht so aus der Fassung bringen lassen«, sagte Lena Santos.
    Ich ließ meine Chemiemappe erschrocken fallen und versuchte mich zu fangen, während ich mich bückte, um sie aufzuheben. » Ich werde mein Bestes tun. Wo warst du?«
    Lena hatte den ganzen Tag gefehlt und auf keine einzige SMS von mir reagiert. Sie war mehr oder minder meine einzige echte Freundin an der St.-Brigid-Schule, und ich hatte entsetzliche Angst gehabt, dass Anton versuchen würde, auch sie gegen mich einzusetzen.
    » Ich hatte zu tun«, sagte sie vage und winkte ab. » Es hat länger gedauert, als ich dachte, also hole ich nur schnell meine Bücher. Ich habe gehört, dass beim Mittagessen einiges los war.«
    » Du warst den ganzen Tag weg«, sagte ich. » Wann bist du dazu gekommen, etwas zu hören?«
    Sie schüttelte mit gespielter Enttäuschung den Kopf. » Es kränkt mich sehr, dass du die Frage auch nur stellst.«
    Es traf nicht ganz zu, dass Lena eine Klatschtante war– sie war eher ein Schwamm. Sie sog alle Neuigkeiten und Skandale an der Schule begierig auf, tratschte sie aber selten weiter. Sie war die unermüdlichste Fragestellerin, der ich je begegnet war, und die Leute redeten gern mit ihr. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass Lena ihre Neugier so einsetzte wie ich meine Kamera: als Werkzeug, um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Wenn man genug Fragen stellt und das Objektiv auf die andere Person gerichtet hält, vergisst sie einen meistens. Das setzte ich schon jahrelang zu meinem Vorteil ein, und mittlerweile nahm ich an, dass Lena denselben Trick beherrschte.
    » Na, wie war das nun mit dem Mittagessen? Komm schon, erzähl’s mir!«
    » So ziemlich das Übliche«, sagte ich und hoffte, dass mein ausdrucksloser Tonfall sie von weiteren Fragen abhalten würde.
    » Jill McAllister hat sich vor allen Leuten in der Cafeteria auf dich gestürzt. Selbst für euch beide ist das nicht wirklich das Übliche.«
    » Hat sie das gesagt?«
    » Nein. Sie erzählt allen, dass sie dich nach deiner NYU -Bewerbung fragen wollte und dann so heftig Migräne bekommen hat, dass sie ohnmächtig wurde.«
    » Da hast du’s.« Ich schlug den Spind zu, hob meine Tasche hoch und legte mir den Riemen über die Schulter.
    » Du denkst doch wohl nicht, dass ich das wirklich glaube, oder? Jemand hat gesagt, sie hätte dich gepackt.«
    » Sie wollte mir zeigen, wo die Kopfschmerzen saßen.«
    Wir waren auf dem Weg zum Schultor, aber jetzt blieb Lena stehen. » Schon wieder diese Geheimniskrämerei? Ich dachte, das hätten wir hinter uns.«
    Lena kannte die Wahrheit über die Verbindungen meiner Familie zur Mafia, und das war schon gefährlich genug. Sie befand sich in vollständiger, seliger Unwissenheit darüber, dass es Magie gab. Wenn die Seraphim mir schaden wollten, war sie ein leichtes Ziel. Ich musste sie zu ihrem eigenen Besten aus der Sache heraushalten.
    Ich ignorierte das Raunen meines Gewissens, das mich daran erinnerte, wie sehr ich es selbst hasste, wenn Leute Dinge nur zu meinem Besten taten.
    » Wenn du da gewesen wärst, hättest du es selbst sehen können«, hob ich hervor. » Ernsthaft, wo warst du?«
    Sie blickte zu Boden und sagte leise: » Eine Familienangelegenheit. Ich musste meiner Mutter helfen.«
    » Wobei?«
    » Arbeitskram.«
    » Als was genau arbeitet deine Mutter, Lena? Ich glaube, das hast du mir noch nie erzählt. Ich glaube sogar, niemand hier weiß es.« Ich war aufrichtig neugierig, aber zugleich wollte ich ihr etwas vor Augen führen. Während ich mir den Schal um den Hals schlang, fuhr ich fort: » Du weißt mehr über mein Leben als irgendjemand sonst an dieser Schule, aber umgekehrt erzählst du mir nie etwas. Und ich habe dich nie bedrängt. Kein einziges Mal. Vielleicht bin ich nicht diejenige, der es an Vertrauen mangelt.«
    » Ich vertraue dir.« Ihre Hand griff nach dem Medaillon mit der heiligen Anna, das sie immer trug. » Aber ich darf nicht darüber reden. Es steht mir nicht zu, es zu verraten. Es tut mir leid, Mo.«
    Es tat mir auch leid, dass ich ihr gegenüber nicht offen war und dass ich nachgebohrt hatte, obwohl sie etwas verheimlichen wollte. Ich hatte genug im Leben anderer Leute herumgestöbert, um zu wissen, dass das, was man aufdeckte, in aller Regel das Letzte war, was man finden wollte.
    » Wenn Jill sagt, dass sie Migräne hat, warum soll man dem widersprechen?«, sagte ich und warf einen Blick aus dem Fenster. Noch kein rostiger roter Truck. Ich streifte mir die Handschuhe

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