Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
neugierig, was das betraf. Die Seraphim hatten Veritys Ermordung befohlen, und Anton war ihr Anführer. Letzten Endes war er also für alles verantwortlich, und ich wollte, dass er dafür bezahlte.
» Ihr wisst doch, was man darüber sagt, eine Schlange zu töten: Wenn man ihr den Kopf abschlägt, stirbt der Rest ganz schnell. Anton ist der Kopf dieser speziellen Schlange.«
» Sie würden ihn töten?«, flüsterte Constance.
» Er hat das Gefäß getötet. Er hat versucht, die Sturzflut auszulösen. Er hat so regelmäßig wie ein Metronom Flache gespalten. Er hat neutralen Boden verletzt und sich mehr als einmal für Verrat ausgesprochen. Dachtest du, dass er mit einem blauen Auge davonkommen würde? Das hier ist keine Wahl zum Schülerrat, sondern Krieg.«
Constance errötete angesichts von Niobes herablassendem Tonfall.
Ich dachte an den Mann, den ich im Morgan’s gesehen hatte. Es war wohl doch Anton gewesen. Wenn es sein musste, war er anscheinend bereit, sich mit der Flachenwelt zu besudeln… Aber wie hatte er mich dort aufgespürt? Wie hatte er Witterung aufgenommen, obwohl ich keine Zauber wirken konnte? » Die Seraphim waren monatelang ruhig. Warum fallen sie jetzt über mich her?«
» Da müsstest du Dominic fragen.«
Ich hätte mich nicht darauf verlassen, von Dominic DeFoudre auch nur die Wahrheit über das Wetter zu hören, und schon gar nicht über die Pläne der Seraphim. » Du weißt genauso viel wie die Quartoren und hörst sogar Dinge, von denen sie nichts erfahren. Was hat sich geändert?«
Niobe schwieg kurz, und ihr Blick huschte zu Constance hinüber. » Es ist an der Zeit, Evangelines Nachfolger zu wählen.«
Constance umklammerte ihre Teetasse so fest, dass ich Angst hatte, dass sie zerbrechen würde, aber darauf beschränkte sich ihre Reaktion auch schon. Niobe hatte versucht, ihr beizubringen, ihre Gefühle im Zaum zu halten . O ffensichtlich hatten die Lektionen einen gewissen Erfolg.
Lange Zeit hatte Constance mir– zu Unrecht– die Schuld an Veritys Tod gegeben, aber in Evangelines Fall trug ich tatsächlich voll und ganz die Schuld. Es war etwas, worüber wir nicht so recht miteinander sprachen, aber die Tatsache, dass ich ihre Großtante getötet hatte, hing über uns wie ein Atompilz.
» Was hat das mit mir zu tun?«
» Im Augenblick sind die Quartoren im Nachteil. Viele Bögen sehen sie als schwach und überholt an, und das haben die Seraphim zu ihren eigenen Zwecken ausgenutzt. Sie haben an Schlagkraft gewonnen. Aber jetzt, da das Wasserhaus seine Trauerzeit beendet hat und bereit ist, einen Nachfolger zu ernennen, steht zu erwarten, dass die Quartoren wieder an Stärke gewinnen.«
» Für die Seraphim heißt es also jetzt oder nie?«
» Ja. Sie müssen ihre Dominanz unter Beweis stellen und dem Althergebrachten einen schweren Schlag versetzen. Wenn sie den Aufstieg auslösen, wird genau das geschehen, und dir Schaden zuzufügen ist die einfachste Art, das zu bewirken.«
Der Raum verschwamm vor meinen Augen, als mir klar wurde, was sie meinte.
Der Aufstieg war Antons letzter Spielzug. Er und seine abscheuliche kleine Sekte glaubten, dass nur die stärksten Bogen ein Anrecht auf ihre Kräfte hätten. Zurzeit verteilte sich die rohe Magie durch die Ley-Linien auf der ganzen Welt, die die tödliche Kraft der Quelle dämpften und dafür sorgten, dass alle Bögen sie gefahrlos nutzen konnten. Die Seraphim wollten die Linien zerstören und so den Aufstieg auslösen: Rohe Magie sollte sich über die ganze Welt ausbreiten, die schwächeren Bögen töten oder ihnen ihre Fähigkeiten rauben und die Magie allein Anton und den anderen Überlebenden überlassen. Es war ihnen gleichgültig, ob dabei auch Flache ins Kreuzfeuer gerieten. Ein neues Zeitalter, so hatte er es genannt. Reinigung. Ich nannte es Völkermord.
» Luc sagt, wenn ich verletzt werde, dann schadet das auch der Magie. Wenn Anton mich tötet, wird keine Magie mehr übrig bleiben– und ein wenig Magie brauchen sie ja i mm erhin, nicht wahr? Sonst funktioniert der Aufstieg nicht.«
Die Magie brauchte eine Beschützerin, jemanden, der ihr Geheimnis bewahrte. Wenn die Leute über ihre wahre Macht und die Tiefe unserer Verbindung Bescheid gewusst hätten, hätten sie die Magie ausgebeutet. Da ich nicht über eigene Kräfte verfügte, war ich keine besonders gute Beschützerin… Aber ich war Expertin, was Geheimnisse anging. Vielleicht hatte die Magie deshalb mich erwählt.
» Er will dich nicht töten,
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