Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
einem Haus, sondern der Magie. Ihr müsst von heute an einen neuen Weg beschreiten, und ich sollte nicht diejenige sein, die ihn euch bahnt.« Dann trat ich zurück, sah Sabine ins verblüffte, bildschöne Gesicht und hielt die Hand über das Wasser. » Sabine Levaret«, sagte ich laut genug, dass meine Stimme bis ans Ende der Menge trug. Dann ging ich zielstrebig quer über die Bühne, nahm Lucs Hand und ließ die Abstimmung beginnen.
Alle Mitglieder des Hauses setzten sich in Bewegung und kamen in einer stummen Wellenlinie, die sich bis ans Ende des Geländes erstreckte, nach und nach die Treppe empor. Einer nach dem anderen streckte die Hand über das Becken und flüsterte einen Namen, und ein einziges Wassertröpfchen fiel von seinen Fingerspitzen hinein. Stück für Stück füllte es sich, und das Wasser nahm das Blau eines tropischen Meeres an.
» Sabine?«, fragte Luc mich. » Ihr Zauber war doch nichts Besonderes.«
» Die Magie hat auf sie reagiert. Sie ist klug. Sie ist stark. Sie zieht zwar keine große Schau ab, aber sie hat deinem Vater die Stirn geboten.«
» Da hast du recht. Willst du weg von hier?«, murmelte Luc. » Dein Anteil ist getan. Die Quartoren werden später die Amtseinführung im kleinen Kreis vornehmen.«
» Glaubst du, dass irgendjemand etwas bemerken würde?«
» Ist dir das wichtig?«
Ich schüttelte den Kopf, und er führte mich durch die leeren Räume in den Vorgarten. Es war, als würden wir uns davonschleichen, und ich konnte mich nicht davon abhalten, vor überschäumender Erleichterung zu lachen. Wir streiften die Schuhe ab und wateten durch den Bach, gingen durchs Tor und standen auf der menschenleeren Straße.
» Jetzt sind sie das Haus Levaret«, sagte Luc. » Neuer Name.«
» Neue Welt.« Nicht nur für sie. Die Magie entfaltete sich, löste sich aus den engen Banden der Furcht, in denen sie seit dem Angriff gefangen gewesen war, und wurde mit jedem Atemzug stärker. Ich hatte das schwache, aber hartnäckige Gefühl, dass ich etwas ungetan gelassen hatte, aber für den Augenblick war es genug, dass wir das Gleichgewicht wiederhergestellt hatten.
Lucs Gesichtsausdruck war nachdenklich. » Soll ich dich nach Hause bringen?«, fragte er.
Ich dachte an die Katastrophe, die mich in Chicago erwartete. Ekomow war tot und Billy auf dem Kriegspfad. Meine Mutter war wahrscheinlich in Panik, und die Polizei rückte sicher auch schon an. Wenn ich zurückkehrte, würde ich mitten im Chaos landen. Das war zu viel für einen Tag. » Noch nicht. Können wir zu dir gehen?«
Er zog eine Augenbraue hoch, während er eine Tür ins Dazwischen schnitt. » Du hast Anton Einhalt geboten, meinem Vater die Meinung gesagt und eine neue Matriarchin ernannt, Mouse. Wir können alles tun, was du willst.«
Mit diesen Worten ergriff er meine Hände und machte sich bereit, uns durchs Dazwischen zu bringen. Im letzten Augenblick, unmittelbar bevor wir ins Nichts fielen, trat ich näher heran und drückte meinen Mund auf seinen.
Kapitel 39
Mir wurde immer schwindelig, wenn ich durchs Dazwischen ging, aber diesmal drehte sich das Zimmer aus einem ganz anderen Grund. Sobald wir gelandet waren, verfingen Lucs Hände sich erst in meinem Haar, glitten dann über meinen Rücken und pressten mich an seinen warmen Körper, während ich den Mund öffnete und ihn näher heranzog. Es war wild, heiß und großartig. Eine Macht, die nichts mit der Magie zu tun hatte, durchströmte mich, und ich unterbrach den Kuss nur, um Atem zu holen und » Mehr!« zu sagen.
Luc trat zurück, und ich riss die Augen auf. Sein Gesicht wirkte verhärmt und argwöhnisch. Das war nicht gerade die Reaktion, auf die ich gehofft hatte.
» Was zur Hölle war das?«, fragte er und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
» Wenn du das erst fragen musst, mache ich etwas falsch.« Ich strich mir die Haare zurück und versuchte, die versickernde Hitze festzuhalten.
» Du hast mich geküsst.«
» Ja. Freut mich, dass wir uns da einig sind.«
» Das sind wir nicht«, sagte er und marschierte an mir vorbei. » Du musst nach Hause. Dich ein bisschen ausruhen.«
» Ich habe dich geküsst, und deine Reaktion besteht darin, mir zu sagen, dass ich ein Nickerchen halten soll? Ist das ein Witz?« Mir kam ein entsetzlicher Gedanke. » Ist es wegen der Quartoren? Weil ich ihnen gesagt habe, dass sie mich nicht wählen sollen?«
» Ich bin froh, dass du nicht die neue Matriarchin bist. Das Letzte, was ich will, ist, dass du dich
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