Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
war, sie abkühlen zu lassen…
» Wie lange weißt du schon, dass die Magie lebendig ist?«, fragte Pascal. » Ihr kommuniziert doch sicher schon seit einer Weile miteinander, wenn du deine Fähigkeiten so verfeinert hast.«
» Seit wir die Bindung eingegangen sind. Ich weiß nicht, wie es geschehen ist.«
» Ich habe eine Theorie«, sagte er, » wenn du sie gern hören möchtest.«
Ich nickte, und Luc setzte sich wieder zu mir auf die Couch, während Dominic auf der anderen Seite des Zimmers stumm weiterkochte.
Pascal sagte: » Als die Magie Veritys Blut als Leitung benutzt hat, um ihre Rolle als Gefäß auf dich zu übertragen, hat sie erkannt, dass du kein Bogen bist. In dem Moment hat die Magie, glaube ich, eine Gelegenheit gewittert– jemanden, der ihre Macht ertragen, sie aber nicht benutzen konnte, der für sie sprechen konnte, ohne ihr seinen Willen aufzuzwingen. Wichtiger noch, sie hat auch gespürt, wie einsam du warst. Sie hat eine gewisse Seelenverwandtschaft empfunden, denn sie hat doch alle Ewigkeit in Isolation verbracht. Die Magie hat dich genau aus dem Grund als ihre Stimme erwählt, weil sie dich für den einzigen Menschen gehalten hat, der sie verstehen könnte.«
» Sie wollte von Anfang an mich? Nicht Verity?« Noch vor sechs Monaten hätte ich ihm nicht geglaubt. Aber jetzt, angesichts all dessen, was wir durchgemacht und selbst getan hatten, erschien es mir richtig. Passend.
» Verity war nur zu einem Zweck bestimmt: dazu, das Gefäß zu sein und die Sturzflut aufzuhalten. Ich kann nicht einmal darüber spekulieren, was danach geschehen wäre, wenn sie überlebt hätte. Aber letzten Endes war sie nicht das Gefäß. Du hast dieses Schicksal zu deinem eigenen gemacht, und der Weg, den du seither beschritten hast, war ganz dein eigener.« Er sah Luc einen Moment lang an und schenkte mir dann ein Lächeln.
» Die Düsterlinge ziehen sich zurück«, sagte Dominic. » Wir werden die Zeremonie fortsetzen, sobald sie nicht mehr da sind.«
» Wir hätten damit rechnen sollen, dass Anton sie durch die Umfriedung bringen würde«, murmelte Luc.
» Es ist ausgleichende Gerechtigkeit, dass sie ihm den Garaus gemacht haben, nachdem er mit ihrer Hilfe so viel Schaden angerichtet hat«, sagte Orla. Ich musste ihr zustimmen.
» Wenn ich ein Spieler wäre«, sagte Dominic, » würde ich jede Wette eingehen, dass du in den Quartorenrang erhoben werden wirst. Die Wasserbögen haben gesehen, was du bewirken kannst– sie wären Narren, wenn sie dich nicht wählen würden. Ich nehme an, die Narren sind jetzt wir.«
» Stimmt etwas nicht?«, fragte ich liebenswürdig. » Ich dachte, du wolltest, dass ich ins Quartorenamt gewählt werde. War das nicht Sinn und Zweck der Übung? Du hast geglaubt, wenn ich Matriarchin wäre, könntest du mich in Schach halten. Du hättest auf Luc hören sollen.«
Luc lächelte seinen Vater an und legte mir einen Arm um die Schultern. » Ich versuche schon seit dem Tag, an dem wir uns kennengelernt haben, sie in Schach zu halten«, sagte er. » Sie ist zwar kein Bogen, aber dennoch eine Naturgewalt. Auf mich musst du nicht hören. Aber auf sie.«
Sabine betrat mit zerfetzter und blutbefleckter Robe und grimmiger Miene das Zimmer. » Die Düsterlinge sind besiegt. Es wäre gut, die Zeremonie jetzt zu beenden. Meine Leute können es nicht abwarten, diese Vorfälle hinter sich zu lassen.«
» Sie sollten mir zuhören«, sagte ich zu Luc. Im Laufe der letzten paar Minuten hatte mich schleichend eine Gewissheit überkommen, und die Magie summte beifällig.
» Das wäre auch mein Vorschlag.«
Wir traten wieder auf die Veranda hinaus. Die Bögen standen zerzaust und kampfesmüde vor uns. Die Leichen der Gefallenen lagen in einer ordentlichen Reihe am Fuß der Treppe, ihre Umhänge wie Leichentücher– die letzten Verluste im Krieg gegen die Seraphim. Ich neigte bei dem Anblick den Kopf und betete lebenslangen Instinkten gemäß flüsternd ein Ave-Maria.
Dann musterte ich die kampferprobten Gesichter vor mir, holte tief Luft und sprach. Für mich selbst.
» In einem Augenblick werdet ihr diese Stufen hinaufsteigen und entscheiden, wer dieses Haus in ein neues Zeitalter führen soll. Ihr braucht jemanden, der stark, weise und loyal ist. Jemanden, der in allen Belangen für dieses Haus und seine Angehörigen kämpfen wird. Dieser Mensch bin ich nicht. Wählt mich nicht. Ich werde nicht für euch kämpfen. Ich kann es nicht. Meine Loyalität gilt nicht euch oder überhaupt
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