Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
deine Mutter doch gesagt: Hör zu und sprich.«
Luc legte die Arme um mich. » Du musst nicht alles in Ordnung bringen. Manchmal können wir das nicht, verstehst du? Manchmal müssen wir uns einfach damit abfinden. Es gibt Dinge, die sogar die Magie nicht bewirken kann. Das weißt du doch.«
Ich ließ die Stirn an seiner Brust ruhen. Hinüber war hinüber. Er hatte recht. Es gab keine Möglichkeit, diesen Tisch zu reparieren. Aber ich konnte einen neuen schaffen.
Einen neuen Tisch. Einen neuen Quartorenrat. Ein neues Zeitalter, wie Marguerite es vorhergesagt hatte.
» Vertraust du mir?« Ich hielt die Stimme gesenkt, den Kopf immer noch unter sein Kinn geschmiegt.
» Natürlich.«
» Ich weiß, was die Magie von mir erwartet, aber ich brauche deine Hilfe.«
Er sah mir in die Augen, seltsam ruhig und absolut überzeugt. » Ich stehe dir voll und ganz zur Verfügung.«
Ich stand auf und ging zu dem Tisch, an dem die Quartoren gesessen hatten. Es war eine einzige, massive Fläche aus ebeniertem Holz, glatt und flach. Ich spürte ein Kribbeln in der Wirbelsäule genau dort, wo Luc seine Hand hingelegt hatte.
» Der ist den Quartoren vorbehalten«, polterte Dominic. » Ich bin der Erste, der zugibt, dass du dir mehr Freiheiten herausnehmen darfst als die meisten anderen, aber manche Dinge sind einfach nicht für dich bestimmt.«
» Das hier aber sehr wohl«, sagte ich. » Sei still, Dominic. Ich spreche.«
Ich schloss die Augen, und die anmutigen, verschlungenen Linien eines Schriftzeichens erschienen vor meinem inneren Auge, so klar und makellos, als wäre es echt. Ohne hinzusehen, zeichnete ich es mit sauberen, gezielten Strichen auf der Tischplatte nach und wartete darauf, dass die Magie es erkennen würde.
Luc zuckte zusammen, und als ich die Augen öffnete, sah ich, dass an der Stelle, an der ich gezeichnet hatte, Licht durchbrach, winzige Nadelstiche dort, wo mein Finger den Tisch berührt hatte, fein wie Staubkörnchen. Ich beugte mich über den Tisch und pustete sacht, und Holzspäne flogen davon. Es war eher eine Ritzzeichnung als eine Schnitzerei, aber das Mal war unauslöschlich.
» Noch einmal«, flüsterte Luc, als hätte er Angst, dass er mich aus meiner Konzentration reißen würde. Er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Ich zeichnete das Symbol nach und öffnete mich vollkommen den Linien, die kreuz und quer den Raum durchzogen, so dass meine Hand von der einströmenden Macht zitterte. Lucs Begabung stützte meine eigene, und die Worte begannen, Gestalt anzunehmen.
Zuerst fühlte die Magie sich diffus an, verschwommen an den Rändern wie ein Scherenschnitt, den man zu weit vom Licht entfernt hielt. Aber ich reckte mich, lauschte mit dem ganzen Körper dem, was die Magie sagte, und die Macht wurde schärfer, konzentrierte sich auf einen Brennpunkt, und das Wort wurde bei meiner Berührung umgewandelt. Bei jedem Darüberstreichen lösten sich mehr Späne, die Schnitzerei wurde deutlicher, und das Licht schien heller.
Doch das Muster war statisch. Es war schön und strahlte vor Macht, aber es wollte sich nicht bewegen. Es hatte nicht dieselbe Lebendigkeit wie der alte Tisch. Die Magie drängte mich, mehr Formen zu zeichnen, und ich begann, mich um den Tisch herumzuarbeiten und all die Schriftzeichen zu erschaffen, die die Magie mir eingab. Symbole aus jedem Haus, für jedes Element. Manche ähnelten den Zaubersprüchen, die ich für die Nachfolgezeremonie gelernt hatte, während andere völlig neu waren.
Ich spürte, dass die Quartoren näher heranrückten, und hörte ihre verwirrten Stimmen, blendete sie aber aus. Alles, was ich hören wollte, war die Magie. Alles andere war eine Ablenkung und würde die Symbole verändern, die ich in den Tisch schnitzte. Meine Arme zitterten vor Anstrengung, und mein Atem ging stoßweise und ruckartig. Luc gab mir Auftrieb und ermöglichte mir, die mühevolle Arbeit fortzusetzen.
Die Zeit verging, und ich bewegte mich um den Tisch herum und sogar die massiven Tischbeine hinab bis ganz nach unten. Mein Selbstbewusstsein wuchs mit jedem vollendeten Schriftzeichen, und das Licht schien und erhellte selbst die entferntesten Winkel des Versammlungssaals. Als ich das letzte Symbol geschnitten hatte, wurde mein Verstand ruhig und leer, und ich sank erschöpft gegen Luc. Aber die Magie war noch nicht fertig. Die Symbole waren starr und bewegten sich nicht. Sie brauchten noch etwas.
Sie brauchten meine Stimme.
Ich suchte mir diejenigen aus, die mir am
Weitere Kostenlose Bücher