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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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könnte nicht…« Er unterbrach sich und suchte nach Worten. » Alles wird für dich ohnehin sehr schmerzlich werden, aber das hier kann ich in Ordnung bringen. Das muss ich.«
    Ich nickte, und er zog den Krankenhauskittel beiseite und legte meine Schulter und die dicke Mullschicht frei, die darauf geklebt war. Sanft löste er den Verband und ließ die Finger über der Wunde schweben.
    Ich hielt die Augen geschlossen. Ich hatte heute schon genug Blut gesehen.
    Als er sprach, war es, als hätte die Magie nur auf ihn gewartet. Sie sog die Worte begierig auf und erhob sich, um ihm entgegenzuströmen. Die Wärme breitete sich durch meinen Rücken und meinen Arm entlang aus, und ich spürte, wie unsere Bindung reagierte und seine Liebe und Besorgnis für mich greifbar wurden.
    Er berührte die Oberseite meiner Schulter mit den Lippen und zog dann den dünnen blauen Kittel wieder hoch.
    » Meine Kleider?«
    » Sind nicht in einem Zustand, jemals wieder getragen zu werden«, sagte er. » Niobe hat dir ein paar Sachen gebracht.«
    Einen St.-Brigid-Trainingsanzug und ein T-Shirt. Luc sah beiseite und ließ mir meine Privatsphäre, während ich mich anzog.
    » Nach Hause«, sagte ich leise, und er nickte und half mir auf.
    Ich legte ihm, immer noch wackelig auf den Beinen, die Arme um den Hals, atmete seinen Duft ein, Gewürze, Rauch und Salzwasser. Jetzt bin ich in Sicherheit, sagte ich mir, und da begann ich zu weinen.
    Er sagte nichts, sondern hielt mich nur fest, während ich immer weiter schluchzte, weil mein Vater nun nie mehr zurückkommen würde, und Verity auch nicht, und ich das Schicksal mehr denn je hasste, weil ich nicht wusste, wie ich weiter durchhalten sollte, und nicht glaubte, dass es mir den Weg weisen konnte.
    In mir summte die Magie stetigen Trost, Beruhigung und das Versprechen, dass ich, ganz gleich, was vor mir lag, nicht allein sein würde. Lucs Herzschlag sagte mir dasselbe.
    Nach langer Zeit kamen keine Tränen mehr. Ich rieb mir die Wangen, und er umschloss mein Gesicht mit den Händen, wischte die Nässe ab und drückte mir Küsse auf die verquollenen Augenlider. Meine Atmung kam zur Ruhe.
    » Bereit?«
    Ich schüttelte den Kopf. Nein. Niemals.
    » Dann bleibe ich nahe bei dir«, versprach er.

Kapitel 45
    Es gab keine Möglichkeit, die Stimmung in unserem Haus im Vorhinein auszuloten und mich auf die Situation vorzubereiten, in die ich hineinspazieren würde. Die Rouleaus waren heruntergelassen, eine schmale gelbe Linie verlief am Rand der Fenster entlang, und alles war still. Ich stapfte die Stufen vor der Haustür hinauf, Luc an meiner Seite, und der Türknauf drehte sich leicht unter meiner Hand.
    Drinnen hockte meine Mutter auf der Sofakante, zerbrechlich wie antikes Glas. Marguerite saß neben ihr und hielt mit ihren zarten Händen die abgearbeiteten, geröteten meiner Mutter umschlossen. Colin saß gegenüber von ihnen im Sessel und hatte traurig die Ellbogen auf die Knie gestützt.
    » Mo!«
    » Mom«, sagte ich. » Ich…«
    Sie stand auf, und Colin sprang auf die Beine, bereit, sie aufzufangen, als es so schien, als würde sie das Gleichgewicht verlieren. Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu.
    » Dein Vater? Er ist also wirklich tot?«, fragte sie, und ihre Stimme zitterte vor Unglauben.
    Ich presste die Lippen aufeinander und nickte nur, weil meine Kehle wie zugeschnürt war.
    » Billy?«
    Ich wusste nicht, ob sie fragen wollte, ob Billy auch tot war oder ob er für den Tod meines Vaters verantwortlich war. Die Antwort war dieselbe. Ich musste sie nicht aussprechen. Sie sah mir ins Gesicht und erkannte die Wahrheit.
    Sie stieß einen Schrei aus– einen leisen, zitternden Laut, der mir bis ins Mark drang– und ließ sich wieder aufs Sofa fallen. Ich stolperte vorwärts. Seltsam, dass ich gedacht hatte, meine Tränen wären mittlerweile versiegt. Ich hätte es besser wissen sollen.
    » Mo, setz dich zu deiner Mutter«, sagte Marguerite. » Jungs, helft mir, Tee zu kochen.«
    Ich setzte mich hin, nahm die Hand meiner Mutter und versuchte, für sie so stark zu sein, wie mein Vater es für mich gewesen war.
    » Was sollen wir tun?«, fragte sie und umklammerte mich, als wäre ich alles, was sie auf der Welt noch hatte. » Was sollen wir jetzt nur tun?«
    » Ich weiß es nicht.« Das stimmte nicht. Ich wusste es sehr wohl. Aber es laut auszusprechen kam mir grausam vor.
    Weiterleben. Das tat man. Wenn man jemanden liebte und er starb und die Welt aufhörte, sich um ihre Achse zu drehen,

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