Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
ihnen an. » Von jetzt an hat die Magie ein Wörtchen bei allem mitzureden, was ihr tut– dabei, wie die Dinge geregelt werden.«
» Die Magie…«, begann Dominic, aber ich stemmte mich vom Stuhl hoch und baute mich mit vor der Brust verschränkten Armen unmittelbar vor ihm auf.
» Die Magie spricht durch mich. Du kannst dich entweder anpassen oder die Zügel an Luc weiterreichen.«
Neben mir zuckte Luc zusammen. » Es wäre mir lieber, damit noch zu warten, wenn dir beides gleichermaßen recht ist.«
Dominic blickte finster drein. » Was, wenn dir etwas zustößt? Was, wenn die Seraphim sich neu formieren? Du bist nicht unsterblich.«
Ich berührte die Stelle an meiner Schulter, wo die Kugel mich getroffen hatte, und sah, dass ich immer noch angetrocknetes Blut unter den Fingernägeln hatte. » Eindeutig nicht unsterblich.«
» Eine Nachfolge«, schlug Sabine vor. » Genau wie bei jedem anderen Amt. Eine Zeremonie oder eine Prophezeiung. Ein Kind.«
» Darum müssen wir uns keine Sorgen machen«, sagte ich. » Noch lange nicht. Und was die Seraphim betrifft… Sie waren auf Anton angewiesen. Er war die treibende Kraft hinter ihnen, und mit anzusehen, wie er sich selbst zerstört hat, war die wirksamste Methode, der Bewegung ein Ende zu setzen. Es läuft auf Folgendes hinaus: Mir ist es egal, wie ihr es nennt– ob nun Quartoren oder Kongress oder Hoher Rat des Mystischen Abrakadabra–, aber die Magie hat jetzt einen Platz darin, und ich bin ihre Repräsentantin. Von nun an müssen alle Entscheidungen, die ihr fällt, den Willen der Magie berücksichtigen. Wir müssen diesen neuen Weg beschreiten, denn sonst machen wir überhaupt keine Fortschritte.«
Einer nach dem anderen nickten die Quartoren, Dominic und Orla mit sichtlichem Widerwillen, Pascal und Sabine völlig gebannt. Das neue Zeitalter hatte begonnen.
Kapitel 47
Nichts fasziniert die Menschen so wie der Tod. Der Besucherstrom durch unser Wohnzimmer nahm kein Ende und war zermürbend. Ich verbrachte die nächsten paar Tage damit, Beileidswünsche und Töpfe mit Essen entgegenzunehmen, meine Mutter vor zu vielen Fragen abzuschirmen, die Beerdigung und meine Zukunft zu planen. Die Nächte verbrachte ich an Luc geschmiegt in meinem schmalen Bett. Als die Albträume einsetzten– und das taten sie, da noch nicht einmal die Magie die Dinge auslöschen konnte, die ich mit angesehen hatte–, war er da und verdrängte sie durch leise Worte, sanfte Wärme und das Versprechen, dass das Tageslicht zurückkehren würde.
Die Beerdigung war sehr gut besucht, aber meine Mutter und ich standen ein Stück entfernt von allen anderen. Sie umklammerte meinen Arm, als der Sarg herabgelassen wurde, während Pater Armando die Messe las und ein rauer Frühlingswind um uns herumpeitschte. Luc und Marguerite standen in der Nähe. Hinter ihnen wachten die Quartoren mit feierlicher, respektvoller Miene, und ich nickte ihnen dankbar zu.
Als die Menge sich zerstreut hatte und nur noch die letzten Nachzügler die Friedhofseinfahrt entlanggingen, trat Jenny Kowalski hinter einem nahen Baum hervor. Ich hätte überrascht sein sollen, aber ich hatte selbst das Begräbnis ihres Vaters aus der Ferne beobachtet. Es kam mir passend vor, dass sie das Gleiche getan hatte.
» Es ist unglaublich beschissen, nicht wahr?« Ihre Augen waren gerötet, und ich wusste, dass ihre Tränen uns beiden galten. » Es tut mir leid.«
» Danke«, sagte ich und meinte es ernst. Sie verstand es auf eine Art wie sonst niemand.
» Nick…« Sie wies mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf Nick Petros, der in einiger Entfernung auf der Einfahrt stand. » Er sagt, dass sie Marco Forelli festgenommen haben. Dass er diesmal nicht ungeschoren davonkommen wird. Die Abhörgeräte deines Vaters und die Buchführung… Mehr brauchen sie nicht.«
» Das freut mich.« Ich versuchte zumindest, mich zu freuen. Versuchte, nicht gleichgültig zu sein. Mein Vater war gestorben, weil er mich hatte beschützen wollen– nicht nur vor Billys Pistole, sondern vor dem Leben, dem er mich vor zwölf Jahren ausgesetzt hatte. Die Erinnerung daran machte die Trauer etwas leichter zu bewältigen, machte es einfacher, die Schuldgefühle zu verdrängen und mich darauf zu konzentrieren, meiner Mutter beizustehen.
» Was wirst du jetzt tun?«, fragte sie.
» Darüber denke ich noch nach.« Die Absätze meiner Schuhe sanken ein wenig in den halb aufgetauten Boden ein, und ich trat ein Stück beiseite. » Was ist mit dir?«
»
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