Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
mir über die Schulter einen Blick zu. » Hast du Alternativen?«
» Natürlich.« Zulasssungsbestätigungen und E-Mails von den Universitäten, an denen ich mich zur Sicherheit beworben hatte, waren in letzter Zeit nach und nach eingetroffen– auch von einigen der Colleges » um die Ecke«, aber ich hatte darüber den Mund gehalten und auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, Colin davon zu erzählen, weil ich noch gehofft hatte, dass ich einen Ausweg für uns beide finden könnte. Aber jetzt war eine so gute Gelegenheit wie nur irgendeine, das Fundament zu legen. Ich konzentrierte mich darauf, Wasser in die Kaffeemaschine zu gießen, und sah Colin nicht in die Augen. » Vielleicht gehe ich auch hier aufs College.«
Ich hörte, wie ein Streichholz angerissen wurde und die Zeitungen knisternd Feuer fingen. » Du sollst doch von hier weggehen. Das war immer der Plan.«
» Versuchst du, mich loszuwerden?« Besorgnis begann an meinem Brustkorb zu nagen, aber ich hielt meinen Tonfall unbeschwert und drückte den Startknopf.
» Je länger du bleibst, in desto größerer Gefahr bist du. Wenn jemand so viel über die Forellis weiß wie du, dann kommen sie zu dem Schluss, dass er entweder ein Werkzeug oder ein Risiko ist. Du bist für sie nichts als eine Waffe, Mo, und wenn sie dich nicht benutzen können, werden sie dich eliminieren. Die Stadt zu verlassen ist das einzig Sichere.«
Eine Waffe– die würde ich auch sein, wenn Anton oder die Quartoren herausfanden, was es mit der Magie auf sich hatte. Ich tat gut daran zu schweigen. Über alles.
» Aber du wirst nicht mitkommen.«
» Ich kann nicht.«
» Dann kann ich auch nicht.« Trauer durchzuckte mich schmerzhaft, und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ich hatte Verity versprochen, dass ich nach New York gehen würde. Es war seit so langer Zeit unser Traum, ein Ziel, auf das ich seit Jahren hinarbeitete. Aber ich hatte schon eine Person verloren, die ich liebte. Ich wollte nicht noch eine zweite verlieren. Ich unterdrückte meine Unzufriedenheit und setzte mich auf die Armlehne des Sofas. » Wir bleiben beide.«
Er schlug die Ofentür krachend zu. » Nein.«
» Du liebst mich«, sagte ich. » Das sollte doch etwas wert sein.«
» Mach das nicht zu einem Druckmittel, Mo. Nutz es nicht aus, um mich zu etwas zu zwingen.« Ein kalter Ausdruck huschte über sein Gesicht.
Ich hörte andauernd Mädchen aus der Schule so etwas zu ihren Freunden sagen: Wenn du mich lieben würdest, würdest du mir deinen Schulring geben … mir dein Auto leihen … deine Freunde versetzen. Es war mir immer launisch vorgekommen, sogar weinerlich, wie bei einem Kleinkind, das einen Trotzanfall hatte. Aber angesichts von Colins Miene erschien es mir jetzt hinterhältiger, so als würde man die Liebe eines Menschen gegen ihn selbst verwenden.
» Ich weiß, dass du nicht von hier weggehen wirst. Ich bitte dich nicht einmal darum. Aber… du solltest mich bleiben lassen. Du solltest mich genug lieben, mir die Wahl zu lassen.«
Er setzte sich hin und ergriff meine Hand. » Was, wenn du die falsche Wahl triffst?«
» Du musst darauf vertrauen, dass ich das nicht tue.« Es hätte ihm nicht so viel abverlangen sollen, mir zu vertrauen. Wie konnte man jemanden lieben, wenn man ihm nicht vertrauen konnte? Ich hatte meine Entscheidung gefällt. Nun musste ich nur noch dafür sorgen, dass es auch die richtige war. » Wäre es denn so schrecklich, wenn ich hierbleiben würde?«
Bevor er antworten konnte, presste ich meinen Mund auf seinen; ich hungerte nach Bestätigung. Was er zu sagen versuchte, ging in dem Kuss unter, und dann ging auch ich unter, und er war alles, woran ich mich noch festhalten konnte. Seine Hände glitten unter meinen Pullover, unter mein T-Shirt, seine Finger versanken im Hosenbund meiner Jeans, und ich wimmerte, weil ich nicht wusste, wie ich um mehr bitten sollte, und es doch so gern wollte.
Die Kaffeemaschine piepste am anderen Ende des Raums, und er brach ab. » Warte.«
» Nein.« Ich schlang ihm die Arme um den Hals und zog ihn wieder an mich.
» Mo. Warte. Was ist mit deinem Onkel? Deinen Eltern?«
Ich sah mich betont um. » Sie sind nicht hier. Ich komme schon mit ihnen zurecht, und ich schwöre bei Gott, dass ich dir eins mit dem Schürhaken überziehe, wenn du sie vorschiebst, um jetzt auf die Bremse zu treten.«
Er warf einen Blick auf den fraglichen Schürhaken und wandte sich dann mit Lachfältchen um die Augen wieder mir zu.
» Lach nicht«, warnte ich
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