Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
dort alles still. Ich konnte die Silhouette meiner Mutter am Fenster im ersten Stock sehen, wie sie sich bettfertig machte. Ich schob vorsichtig die Tür auf und gab den Code in die Alarmanlage ein. In der Küche war es dunkel, und ich schlich mich hindurch, dankbar, dass mir das Verhör bis zum Morgen erspart bleiben würde.
» Wo warst du?«, fragte mein Vater.
Ich zuckte zusammen, aber es gelang mir, nicht aufzuschreien. » Mein Gott, Dad!«
» Ich habe dir eine Frage gestellt.« Er stand in der Kellertür und füllte sie vollständig aus, obwohl er kein großer Mann war.
» Ich habe Mom angerufen«, sagte ich trotzig. » Ich habe mit Colin zu Abend gegessen.«
» Es ist zehn Uhr abends. So spät isst doch niemand.«
Ich wies auf meine Schultasche. » Hausaufgaben. Ich habe schließlich keinen Hausarrest, und ich bin noch vor der Sperrstunde wieder zu Hause. Ich habe nichts Schlimmes getan.«
Er schnaubte. » Bitte, Mo, wenn du mir schon ins Gesicht lügst, dann streng dich ein bisschen mehr an.«
Ich erstarrte. Er hatte vielleicht einen Verdacht, aber er wusste nichts Genaues. Auf Haut zeichneten sich keine Fingerabdrücke ab. Und er war noch nicht lange genug wieder da, um herauszubekommen, wann ich log.
» Gute Nacht«, sagte ich und drängte mich an ihm vorbei, um die Treppe hinaufzugehen.
» Das heute«, rief er mir nach, » mit der Polizei, in der Bar… Es ist nicht so, wie du denkst.«
Ich blieb stehen und sah ihn über das Treppengeländer hinweg an. » Wie wäre es damit, Dad? Du hältst dich aus meinen Angelegenheiten heraus und ich mich aus deinen. Das ist doch ein faires Angebot, nicht wahr? Dann muss auch keiner von uns lügen.«
Er fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht und wirkte erschöpft. » Ich bemühe mich, Mo. Es ist nicht einfach, aber ich versuche, ein besserer Mensch zu werden.«
» Viel Glück damit.«
Drei Stunden später fuhr ich aus dem Schlaf hoch, als ich hörte, wie die Welt barst, und mir grob eine Hand auf den Mund gepresst wurde, die meinen Schrei schon erstickte, bevor er begann.
Einen Augenblick später schaltete die Lampe neben meinem Bett sich selbst ein und enthüllte Luc. Seine Augen blickten hart und funkelten wie Smaragde. Ich lehnte mich zurück und zog mir die Steppdecke bis an die Brust hoch. Aber vor Luc konnte man sich nicht verstecken. Sogar die Magie schien von seiner schlechten Laune eingeschüchtert zu sein. Nach einem Moment löste er die Hand von meinem Mund und schlang sie mir stattdessen ums Handgelenk. Ich spürte, wie die Linien anschwollen und uns verhüllten, so dass meine Eltern nicht aufwachen würden.
» Niobe hat es dir erzählt.«
» Noch besser.« Unsere Verbindung knisterte vor Zorn, aber seine Stimme war grausam ruhig. » Dominic. Und er hat jede Sekunde genossen. Ist einfach mit einem ganzen Trupp Wachen ins Dauphine spaziert gekommen, hat mir erzählt, dass du angegriffen wurdest, und mich gefragt, wieso ich nicht bemerkt hätte, dass das Mädchen, an das ich gebunden bin, in Lebensgefahr war.«
» Mir ist nichts passiert, und Niobe hat gesagt, du wüsstest Bescheid.« Aber es musste ihm wehgetan haben, es aus zweiter Hand zu erfahren– und ich konnte mir durchaus vorstellen, wie sehr sein Vater es genossen hatte, ihm die Neuigkeiten so demütigend wie möglich beizubringen und Luc auf diese Weise dafür zu bestrafen, dass ich ihm wichtiger gewesen war als die Bedürfnisse der Quartoren.
» Weil Dominic es mir gesagt hat. Du hast versprochen, mich zu rufen, wenn es Ärger gibt, und drei Tage später brichst du dein Wort. Da fällt man doch vom Glauben ab! Und dann kann ich dich noch nicht einmal einen Moment lang allein sprechen: erst die Schule, dann deine Familie und dann was zur Hölle du auch heute Abend bei Cujo getrieben hast.«
» Ich habe dir doch gesagt, dass du mir nicht nachspionieren sollst.«
» Es ist kein Nachspionieren, wenn du dich dem Mann am helllichten Tag an den Hals wirfst«, sagte er, und meine Wangen liefen rot an.
» Es tut mir leid. Ich hätte dir das mit Anton sagen sollen.«
Er fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar. » In der Tat. Erinnerst du dich an damals, als ich dich kennengelernt habe? Es ging dir darum, unbedingt die Wahrheit herauszufinden, und du konntest es nicht ertragen, belogen zu werden. Das war das Einzige, was du einem nicht verzeihen konntest. Und jetzt sieh dich an– du bist zu keinem einzigen Menschen mehr ehrlich.«
» Ich habe dich nicht belogen! Niobe hat
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