Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
sollten wir eine Verlagerung deiner Pflichten in Erwägung ziehen«, sagte er. » Je eher du deinen Onkel los bist, desto besser. Wenn wir den Vorgang beschleunigen könnten, hätten wir beide etwas davon.«
» Was für eine Verlagerung?«
» Einer der wichtigsten Trümpfe deines Onkels ist die Loyalität der Menschen in seinem Dunstkreis. Sie hat dich deinen Vater gekostet. Wenn wir mehr über diejenigen seiner Angestellten wüssten, denen er am meisten vertraut, dann könnten wir ihnen bessere Bedingungen anbieten. Anreize.«
Bestechung, meinte er. Oder Erpressung. Es war genau das, was Billy an seiner Stelle getan hätte, und ich staunte über die Ähnlichkeit zwischen den beiden Männern. Wenn sie nicht so damit beschäftigt gewesen wären, einander zu vernichten, wären sie wahrscheinlich sehr gut miteinander ausgekommen. » Sie wollen, dass ich Leute für Sie rekrutiere?«
» Nein, nein. Das überlässt du uns. Aber wenn du sie besser kennenlernen könntest, könntest du uns helfen, sie besser kennenzulernen.«
» Ich… weiß nicht.« Es war eines, Informationen über Fracht und Lieferungen weiterzuleiten, aber Namen? Es würde Billy vielleicht aufhalten, aber Ekomow würde einfach seinen Platz einnehmen. Ein Übel gegen das nächste einzutauschen hatte ich eigentlich nicht vor. Und was, wenn er gar nicht vorhatte, jemanden zu rekrutieren? Was, wenn er einfach plante, nach und nach Billys Leute aus dem Weg zu räumen?
» Überleg es dir«, sagte er. » Und bevor du eine Entscheidung triffst, denk darüber nach, wo deine wahre Zukunft liegt.«
Kapitel 7
Colins Truck stand wieder vor dem Morgan’s. So auch ein schwarzer Ford Sedan, der schief eingeparkt war und Behördenkennzeichen hatte. Vielleicht ein Inspektor von der Baubehörde oder vom Gesundheitsamt.
Oder die Polizei.
Im Schankraum herrschte eine angespannte Atmosphäre, so als ob alle den Atem anhielten. Charlie polierte am anderen Ende des Raums mit ernster Miene Gläser. In den Nischen entlang der Wand hielten die Gäste die Köpfe ebenso gesenkt wie die Stimmen. Colin stand am Fenster und drehte sich auf der Stelle, um meiner Bewegung zu folgen, als ich hereinkam.
» Ist alles gut gelaufen?«, fragte er. Ich nickte und konzentrierte mich auf die Bar, wo mein Vater mit zwei Männern stand, die ich nicht kannte. Nach ihrem selbstgefälligen Auftreten und der Tatsache zu urteilen, dass sie keine Klemmbretter dabeihatten, kamen sie nicht vom Gesundheitsamt.
» Sie können so viel suchen, wie Sie wollen«, sagte mein Vater und stützte sich auf seinen Besen. » Ich habe nichts zu verbergen.«
» Wirklich, Jack? Sie hatten es so eilig, wieder herzukommen. Zwölf Jahre in Terre Haute, und dann sofort in den alten Job zurück? Zum alten Boss? Das heißt doch vielleicht, dass Sie sich nicht geändert haben.«
» Ich habe mich geändert«, sagte mein Vater ruhig. » Aber ich habe eine Familie zu ernähren. Sie können es einem Mann doch nicht zum Vorwurf machen, dass er seine Frau und sein Kind versorgen will.«
Die beiden Männer tauschten einen Blick, und einer von ihnen prustete los. » Sie behaupten also, Sie hätten Ihre Lektion gelernt? Das ist ja großartig! Ein nützliches Mitglied der Gesellschaft. Von denen brauchen wir mehr. Sie haben doch nichts dagegen, wenn wir von Zeit zu Zeit zu Besuch kommen, oder? Nur, um sicherzustellen, dass Sie auch nichts vergessen?«
Der andere Cop rief Charlie zu: » Ich nehme meinen Scotch mit Eis. Zwei Würfel. Das können Sie sich schon einmal merken!«
Charlie bedachte ihn mit einem Blick, der Farbe zum Abplatzen hätte bringen können, und widmete sich wieder dem Polieren.
Der zweite Polizist lachte leise, drehte sich um und erspähte mich. » Ist das Ihre Tochter, Jack? Wir haben sie schon einmal gesehen. Sie kannten doch Joseph Kowalski.«
Langsam richtete mein Vater sich auf und verlagerte sein Gewicht, als sei er drauf und dran, sich auf die Polizisten zu stürzen. Er hob den Besen ein wenig und verschob seinen Griff um den Holzstiel. Aber es war der Ausdruck seiner Augen– brodelnder Zorn, gepaart mit absoluter Entschlossenheit–, der die beiden Polizisten zurückweichen ließ. Mich übrigens auch. Ich prallte gegen Colin.
» Komm schon«, flüsterte er mir ins Ohr. Mit sanftem Druck stieß er mich zur Tür, aber ich blieb stehen, da mich der Anblick der Verwandlung meines Vaters in etwas Skrupelloses und Tödliches völlig lähmte.
» Nein«, sagte mein Vater schlicht.
» Nein?« Die
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