Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
gesagt…«
» Niobe hat gesagt, du hättest Anton auf der Party gesehen. Du hast ihn gespürt, nicht wahr? Nicht bloß die Linien. Anton. Und du hast es mir verheimlicht.«
» Ich dachte, ich hätte es mir nur eingebildet. Weshalb hätte ich dich für nichts und wieder nichts in Aufregung versetzen sollen?«
Er lachte bitter, und ich zuckte zusammen. » Nichts? Du bist mein Herz, Mouse. Du bist mein Schicksal. Es kümmert mich nicht, ob es dir nicht gefällt, ob du einen anderen liebst oder ob du vor mir davonläufst, bis du einmal rund um den Erdball herum bist. Du bist nicht ›nichts‹. Nicht für mich. Und wenn Anton es jetzt auf dich abgesehen hat, bin ich deine einzige Chance, am Leben zu bleiben.«
» Es tut mir leid.« Aber die Entschuldigung war umfassender. Sie bezog sich nicht nur auf Anton oder darauf, dass ich bestimmte Dinge vor Luc geheim gehalten hatte. Ich entschuldigte mich auch dafür, dass ich nicht das Mädchen war, das er in mir sehen wollte. Das Mädchen, das ich für ihn hätte sein müssen. Er verließ sich auf das Schicksal wie auf einen Prüfstein, aber ich wandte mich davon ab, entschlossen, meinen eigenen Weg zu gehen. Wir waren aneinander gebunden– magisch und unwiderruflich aneinander gefesselt–, und doch hatte ich Colin und ein Leben bei den Flachen dem vorgezogen, das wir zusammen hätten führen sollen, und es Luc überlassen, sich um den Scherbenhaufen zu kümmern. Ich hatte ihm so schrecklich wehgetan. Manchmal glaubte ich, dass es auch mir wehgetan hatte, auf eine Art, die ich nicht ganz verstand, aber ich durfte nicht zulassen, dass er mich wanken sah. Durfte die Tür zur Reue nicht aufstoßen, denn sobald ich das tat, würde es alles gefährden, wofür ich kämpfte.
» Die Quartoren wollen dich sehen.«
» Ich will sie aber nicht sehen.«
Er setzte sich neben mich, und ich rückte beiseite, um ihm Platz zu machen. » Das ist ihnen ziemlich gleichgültig. Wenn nur dein Leben auf dem Spiel stünde, würden sie sich heraushalten. Aber es geht auch um die Magie, und sie tragen Verantwortung für ihr Volk.« Er wartete einen Herzschlag lang ab. » Für mein Volk, Mouse. Wenn dir etwas zustößt, der Magie… dann haben sie alle darunter zu leiden. Das kann ich nicht zulassen.« Sein Griff um mein Handgelenk lockerte sich, und er strich mit dem Daumen über die Narbe in meiner Handfläche. » Ich glaube, das kannst du auch nicht.«
Eines musste man Luc lassen– er wusste genau, wie er mich packen konnte. Es war eines, die Quartoren zu ärgern, die bewiesen hatten, dass ich ihnen völlig gleichgültig war, aber etwas ganz anderes, das Wohlergehen einer ganzen Gesellschaft aufs Spiel zu setzen.
» Ich muss mich anziehen«, sagte ich und stieg aus dem Bett.
Er seufzte, ließ sich auf den Rücken fallen und zog sich eines der Kopfkissen übers Gesicht.
Ich zog mich schnell um, schlüpfte in Jeans und streifte mir eine lange Strickjacke übers T-Shirt. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine winzige Bewegung wahr.
» Du guckst ja doch!«
» Du kannst mir nicht zum Vorwurf machen, dass ich es versuche.« Er warf das Kissen ohne jede Zerknirschung beiseite und rollte sich mit so sinnlicher, katzenhafter Anmut aus dem Bett, dass ich mir schon tollpatschig vorkam, ohne dass ich mich auch nur gerührt hätte. » Bereit?«
» Nein.«
Er lachte, als wir ins Dazwischen gingen.
Kapitel 9
Wir kamen in einem vertrauten weißen Raum mit hoher Decke wieder hervor. Der Donnerhall der Reise durchs Dazwischen wurde von den Wänden zurückgeworfen. Ich atmete den Duft nach Bienenwachs von den Kerzen über uns ein und fing mich. Es war für mich nicht mehr gefährlich, durchs Dazwischen zu reisen. Jetzt, da ich mit der Magie verbunden war, bestand die einzige Nebenwirkung in einem Schwindelgefühl, nicht mehr in dem Eindruck, dass meine inneren Organe neu angeordnet worden wären. Dennoch brauchte ich eine Minute, um mich zu orientieren.
Luc ließ eine Hand auf meiner Taille ruhen und schlang mir die andere um die Schulter. » Geht’s dir gut?«
» Ja.« Als er skeptisch die Augenbrauen hochzog, zuckte ich die Achseln. » Es ist alles in Ordnung. Mittlerweile ist es anders.«
Er ließ mich widerwillig los, als die Türen zum Hauptraum aufschwangen.
» Mo!«, rief Marguerite. » Willkommen zurück, meine Liebe!«
Sie nickte dem Leibwächter zu, der neben ihr stand– einem Bogen, den ich nicht kannte und der sich sofort in den umschatteten Raum zurückzog. Lucs Mutter war blind, aber
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