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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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musste ich davon ausgehen, dass es an seinem wilden Gesichtsausdruck lag. » Ich bin sehr dafür, dann und wann über die Stränge zu schlagen, aber man sollte es nicht tun, wenn man nicht bereit ist, die Konsequenzen zu tragen.«
    » Ich glaube nicht, dass irgendjemand bereit ist, die Art Konsequenzen zu tragen«, sagte ich. » Das war etwas extrem, Luc.«
    » Vielleicht überlegen sie es sich dann zwei Mal, bevor sie es noch einmal tun. Vielleicht bleiben sie heute sogar zu Hause, statt in eine Bar zu gehen und jedes Mädchen zu belästigen, das das Pech hat, ihnen über den Weg zu laufen. Da wir gerade davon sprechen: Geht es dir gut?«
    » Ich bekomme in der L-Bahn Schlimmeres zu hören. Ich komme schon zurecht.«
    Er schnaubte. » Ich weiß, dass du das gerne glaubst, aber das hier ist eine andere Welt, Mouse.«
    Wir bogen in ein Seitengässchen ein, und das Gedränge von Körpern ließ nach. Eine leichte Brise kam auf, die nach Blumen statt nach Schweiß, Abfall und Zigarren roch. Ich seufzte vor Erleichterung und musterte die schmale, von Ziegelgebäuden gesäumte Straße. » Das ist eine von euren, nicht wahr?«
    » Ja. Etwa zwei Blocks. Wir haben in der ganzen Stadt kleine Nester.« Straßen, die auf Stadtplänen nicht auftauchten, Enklaven von Bögen, die unbemerkt von den Flachen lebten. Luc blieb vor einem vertrauten Hof stehen, öffnete das Tor und zog mich hindurch.
    » Ich muss nach Hause«, sagte ich. » Ich habe Schule. Meine Eltern werden bald aufwachen.«
    » Wir können hier reden oder in deinem Zimmer. Deine Entscheidung.«
    » Hier ist gut.«
    » Ich dachte mir schon, dass du vielleicht auch der Meinung sein würdest.« Wir stiegen die enge Treppe hinauf. Lucs Schultern waren steif vor angestauter Frustration.
    Sobald wir drinnen waren, ging ich zu den Glastüren hinüber und spähte durch die milchigen Scheiben auf die brodelnde Menge im French Quarter hinab. Musik drang herein, Jazz und Zydeco, die im Wettstreit miteinander lagen. » Geht es den ganzen Tag so weiter?«
    » Es wird bald noch mehr los sein. Morgen früh beginnen die Paraden in den Wohnvierteln. Bis zum Nachmittag hat sich dann jede Straße im French Quarter in einen einzigen Maskenball verwandelt.«
    » Feiern die Bögen mit?«
    » Natürlich. Wir mischen uns den Rest des Jahres über nicht allzu oft unters Volk, aber im Karneval ist das anders.« Er trat neben mich ans Fenster. » Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
    » Ich habe dir doch schon gesagt, dass es mehr als einen betrunkenen, großmäuligen Kerl braucht, um mich in Panik zu versetzen.«
    » Ich meinte Anton. Die Spaltung. Kommst du damit zurecht?«
    Allein schon ihre Erwähnung sorgte dafür, dass ich mich schmutzig fühlte und mich nach einer kochend heißen Dusche sehnte, aber ich wollte nicht schwach wirken. » Es war ein Schock. Aber er hatte nicht genug Zeit, mir wirklich zu schaden.« Um es zu vermeiden, Luc anzusehen, spazierte ich zum Kaminsims hinüber und betrachtete die Gegenstände darauf, eine primitiv wirkende Holzschnitzerei, ein kleines Ölporträt zweier Jungen, einen Strauß weißer Rosen in einem angelaufenen Silberbecher.
    » Anton war hinter etwas her«, sagte Luc. » Was war es?«
    » Ich weiß es nicht. Er hat gesagt, ich hätte Geheimnisse.« Und er hatte so viele von meinen gesehen, sogar die, die ich vor mir selbst zu haben versuchte.
    » Zumindest damit hat er recht.«
    » Was soll das denn heißen?«
    » Es heißt, dass du mir nicht alles sagst. Anton hat dich jetzt schon zweimal aufgespürt, in deiner Welt, nicht in unserer. Das hat einen Grund. Denkst du wirklich, ich glaube, dass der Tisch im Versammlungssaal aufgeleuchtet hat, weil du Angst hattest? Ich hab’s dir doch gesagt«, fuhr er fort und stellte sich etwas zu nah neben mich, so nah, dass ich seinen Duft riechen konnte, Zimt und Rauch. » Du kannst mich nicht belügen, das durchschaue ich. Ich sehe dich.«
    » Seit wann legen wir denn die Karten offen auf den Tisch, Luc? Du verheimlichst mir ständig etwas.«
    » Das habe ich früher getan«, verbesserte er mich. » Im Moment habe ich nichts zu verbergen. Anders als du.«
    Ich spielte an den Knöpfen meiner Strickjacke herum. » Ich muss es erst besser verstehen, bevor ich dir davon erzähle.«
    » Es ist die Magie«, sagte Luc. » Als sie aufgewallt ist, warst du erstaunt, aber nicht erschrocken. Kannst du einen Zauber wirken? Auf die Linien zurückgreifen?«
    » Nein. So einfach ist das nicht.«
    » Wir können dir helfen

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