Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
quer durch den Flur. » Warte!«
» Das ist ja mal etwas Neues«, murmelte Lena.
» Hast du all die…« Constance brach ab, als sie Lena sah. » Macht es dir etwas aus?«
» Ja.« Lena stemmte eine Hand in die Hüfte. » Wir haben uns gerade unterhalten.«
» Gut, aber ich muss jetzt mit Mo reden. Es ist wichtig.«
» Ich komme gleich nach«, sagte ich zu Lena. » Halt mir einen Platz frei.«
Sie musterte Constance, ohne sich die Mühe zu machen, ihr Misstrauen zu verhehlen. » Wenn du meinst.«
» Hast du die Wächter gesehen?«, fragte Constance, als Lena fort war. » Was ist los?«
» Sie sollen Anton daran hindern, wieder hier einzudringen.«
Sie blinzelte. » Ist es eine Falle?«
» Ich glaube nicht, dass es eine Falle ist, da er ja weiß, dass sie nach ihm suchen«, sagte ich, aber im Stillen wusste ich, dass es anders war. Die Quartoren gingen davon aus, dass er es vielleicht trotzdem versuchen würde– und das machte mich zum Köder. » Hast du irgendwelche Gerüchte gehört?«
» Ich? Mir erzählt doch niemand etwas«, sagte sie schmollend. » Nicht einmal Niobe. Sie soll mich zwar unterrichten, aber sie erzählt mir nie etwas Spannendes, immer nur ›Halt deine Gefühle im Zaum‹ und ›Konzentriere deinen Willen‹. Dabei kennt sie jeden. Wirklich jeden. Und sie haben auch alle ein bisschen Angst vor ihr. Ich glaube, sie ist eine ziemlich wichtige Persönlichkeit.«
» Wahrscheinlich.« Luc verließ sich auf Informationen von ihr, und ich hatte gesehen, wie gut sie zusammenarbeiteten. Sie schienen sich allerdings in verschiedenen Kreisen zu bewegen, und ihr Umgang miteinander verriet gerade genug Unstimmigkeiten, dass ich nicht umhinkonnte, mich zu fragen, wie es um ihre gemeinsame Vergangenheit bestellt war. Ich wischte meine Verärgerung beiseite. » Hör auf sie, in Ordnung? Sie kann dich beschützen.«
» Egal. Es ist doch nicht so, als ob ich in Gefahr wäre! Du bist schließlich diejenige, hinter der sie her sind.«
» Geh in den Unterricht, Constance.« Ich machte mir nicht die Mühe abzuwarten, ob sie auf mich hörte.
» Ich versuche, mir ins Gedächtnis zu rufen, dass sie mir eigentlich leidtun sollte«, sagte Lena, als ich auf den Platz schlüpfte, den sie mir frei gehalten hatte. » Aber das kostet einige Mühe.«
» Ich kenne das Gefühl«, sagte ich. Mehr und mehr wichen meine Schuldgefühle für alles, was Constance zugestoßen war, Gereiztheit. Ich hatte Verity auch verloren, aber statt alle anzublaffen, verfolgte ich die Leute, die dafür verantwortlich waren. Ein Ziel zu haben hatte mir in meiner Trauer geholfen. Vielleicht musste Constance selbst eines finden.
Für den Rest des Tages schaltete ich den Autopiloten ein. Die Linien blieben ruhig. Jill McAllister ging mir aus dem Weg. Sogar Constance und Niobe schienen bereit zu sein, mir Freiräume zu lassen.
» Du solltest ein Nickerchen halten«, sagte Colin, als ich in den Truck stieg.
» Ich sollte in den Urlaub fahren«, erwiderte ich. » Irgendwohin, wo es blaues Wasser und weißen Sand gibt.«
Er zeichnete mit einer vorsichtigen, zärtlichen Geste die Rundung meiner Wange nach. » Ich wünschte, das könnten wir tun. Möchtest du dich bei mir ein bisschen ausruhen?«
Das hörte sich noch besser an als ein tropischer Strand, war aber genauso unmöglich. » Ich muss arbeiten.«
» Wir sollten dir einen anderen Job suchen«, sagte Colin. » Zumindest, bis das Slice wieder öffnet.«
Ich gähnte kräftig. » Das würde Billy nicht zulassen. Außerdem hat meine Mutter mich gern in der Nähe. Dann fühlt sie sich sicherer.«
» Dein Vater aber nicht. Er macht sich Sorgen.«
Ich setzte mich auf. » Wann habt ihr beiden darüber gesprochen? Während eurer Spazierfahrt gestern?«
» Heute Morgen. Dein Vater ist zu dem Bautrupp dazugestoßen, der am Slice arbeitet. Da werden wir wohl künftig ein paar schöne Stunden miteinander verbringen«, sagte er trocken.
» Du machst wohl Witze.«
» Er braucht ein Einkommen, und nicht viele Leute sind willens, ihn einzustellen. Außerdem findet er, dass es für alle das Beste wäre, dich aus dem Morgan’s herauszuholen.«
» Witzig, alle wollen mich da heraushalten, sind aber selbst nicht bereit zu gehen.«
» Es ist nicht immer eine Frage des Wollens«, sagte er. » Manchmal ist es einfach nicht möglich. Aber für dich ist es das. Wir versuchen, dir alle Optionen offenzuhalten.«
Ich lachte erstickt. » Du und mein Vater, ihr steht auf derselben Seite?«
» Wir
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