Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
machen?«
» Du machst dir ohnehin Sorgen, ganz gleich, was ich sage«, hob ich hervor. » Sie will nicht darüber reden.«
Er brummte, und in mir keimte plötzlich ein Verdacht auf. » Bist du ihr nach Hause gefolgt?«
» Sie kennt den Truck«, sagte er. » Sie hätte mich bemerkt.«
» Also hast du es in Erwägung gezogen.«
Er lächelte ein klein wenig. » Bist du sicher, dass die Sache, in die sie verwickelt ist, nicht gefährlich ist?«
» Keine Ahnung. Aber es spielt keine Rolle. Sie ist meine Freundin.«
Er blickte finster drein, protestierte aber nicht länger, und wir hielten vor dem Haus. » Möchtest du mit reinkommen?«, fragte ich.
» Dein Vater ist da«, sagte er, » und Billy lässt das Haus beschatten. Es ist ein bisschen überfüllt.«
Er küsste mich zum Abschied und wartete, bis ich die Haustür aufgeschlossen hatte. Ich drückte zweimal auf das Licht neben dem Eingang, und er fuhr davon und überlie ß m ich einem düsteren Haus und noch düstereren Gedanken.
Ich stieg die Treppe hoch und wartete darauf, dass mein Vater kommen und mich begrüßen würde, aber da war nur Stille. Ich steckte den Kopf ins Schlafzimmer meiner Eltern. Es war seltsam, Spuren meines Vaters in dem Raum zu sehen, der so lange das Revier meiner Mutter gewesen war. Auf dem Nachttisch lag kein ordentlicher Stapel mit Rezeptzeitschriften mehr, sondern The Economist neben Krimis. Auf der Kommode sah ich seine Brieftasche und seine Schlüssel, und die Tür zum Einbauschrank stand offen und enthüllte seine neue Nach-Gefängnis-, Nach-Buchhalter-Garderobe, die aus Jeans, T-Shirts und Flanellhemden bestand, so neu, dass der Stoff noch ganz glatt war.
Kein Wunder, dass Colin nicht mit hereingekommen war. Er hatte den Tag damit verbracht, an der Seite meines Vaters zu arbeiten. Das war mehr als genug Geselligkeit.
Mein Handy klingelte, und ich warf einen Blick auf die Nummer. Jenny Kowalski.
» Was ist?«
» Du hast dich gestern nicht gemeldet. Hast du irgendetwas gefunden?«
Ich brauchte eine Minute, um mich zu erinnern, wovon sie sprach. Der gestrige Nachmittag schien ein ganzes Lebensalter zurückzuliegen. Aber ich dachte an den passwortgeschützten Computer und die ergebnislose Durchsuchung des Büros meines Onkels. Daran, dass ich fast erwischt worden war. » Er hat all den Kram in seinem Computer gespeichert, und ich kenne das Passwort nicht.«
» Kannst du es vielleicht erraten? Versuch es mit der Straße, in der er aufgewachsen ist, oder mit seinem ersten Haustier oder so etwas. Wir brauchen die Informationen, damit die Anklage erfolgreich ist«, erklärte sie. » Nick sagt, dass dein Onkel und die Forellis einfach wieder davonkommen werden, wenn wir nichts Handfestes haben. Dann wird sich nichts ändern.«
» Ich werde etwas finden«, erwiderte ich. Die Heizung stellte sich ab, und in der plötzlichen Stille hörte ich seltsam gedämpft die Stimme meines Vaters. » Ich muss jetzt Schluss machen. Ich sage dir Bescheid, wenn irgendetwas auftaucht.«
Ich tappte in die Küche und sah die Auflaufform auf der Arbeitsplatte stehen. Meine Mutter hatte heute Abend irgendein Kirchentreffen, also hatte sie uns Essen bereitgestellt. Sie wäre entsetzt gewesen, es zu erfahren, aber ich würde meines schnell an der Spüle löffeln. Es bestand schließlich keine Notwendigkeit, ein gemütliches Familientreffen abzuhalten.
Die Tür zur Treppe in den Keller befand sich gleich neben der Küche. Der Schnappriegel funktionierte nicht richtig– man musste kräftig an der Tür ziehen, um sie geschlossen zu halten, und diesen Trick musste mein Vater vergessen haben, denn die Tür stand weit offen, ließ einen leicht moderigen Geruch nach oben dringen und überzog das Linoleum mit kalter Luft. Die Stimme meines Vaters tönte herauf und hallte im Treppenhaus wider, und ich blieb davor stehen, um zu lauschen.
Zuerst war es das reinste Durcheinander– er hatte die Stimme gesenkt, und ich musste die Geräusche im Kopf wälzen, bis die Worte sich vom Rest trennten wie Weizen von der Spreu.
» Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich die Nummern liefern werde«, erklärte er. » Ich halte Wort. Das sollten Sie mittlerweile wissen.«
Meine Hand erstarrte auf dem Deckel der Auflaufform, und das hohle Gefühl in meinem Magen war nicht auf den Hunger zurückzuführen.
» Sie werden sauber sein.« Eine Pause. » Deshalb brauchen Sie mich doch.«
Das Blut pulsierte wie rasend in mir, und die Magie regte sich ebenfalls. Es rauschte
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