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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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spitzen Ohren durch die langen, schwarzen Haare sichtbar gewesen, hätte man ihn für einen menschlichen Amerindianer halten können. Er war sogar für elfische Verhältnisse groß, und die Symmetrie seines muskulösen Körperbaus verlieh ihm eine Masse, die den meisten Elfen abging. In ein weißes Hemd, eine Khakihose und Elfenstiefel gekleidet, bewegte er sich mit einer gelassenen Grazie, für deren Nachahmung sogar die meisten der verdrahteten Messertypen gestorben wären.
    Zwischen Ravens Haar und den hohen Wangenknochen lagen die Augen in dunklen Abgründen, aber sie leuchteten in einem eigenen Licht. Ein schimmernder Vorhang aus roten und blauen Lichtern schwebte in seinem Blick wie Wellenausläufer eines Polarlichtes, die sich über den nächtlichen Himmel zogen. Er musterte uns wortlos, als sähe er mehr, als wir in den geläufigen drei Dimensionen darstellten, und langsam breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus.
    »Ich freue mich, daß ihr es geschafft habt.« Die Kraft in seiner Stimme vertrieb die Müdigkeit, deren erste Anzeichen sich bei mir schon bemerkbar gemacht hatten.
    »Doc, hier geht eine Menge vor, und vieles davon ist von ausgesprochen mieser Natur.« Ich warf einen Blick auf unsere beiden Schützlinge. »Wir haben Zick und Zack mitten aus einem LoneStar‐Komplott herausgeholt. Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß es etwas mit Natural Vat und der Yakuza zu tun hat. Die entscheidende Frage lautet, wer hat Nadia Mirin plattgemacht und wieso.«
    »Ausgezeichnete Analyse, Gentlemen.« Er öffnete die Küchentür und führte uns durch einen holzvertäfelten Korridor in sein Büro. Als wir hineinspazierten, sah ich, daß dort zwei weitere Personen warteten. Der Anzug stand auf und schloß dabei den mittleren Knopf seines dunklen Blazers.
    Was ich von der anderen Person vorbei an der Lehne ihres Ohrensessels sehen konnte, waren Beine, aber es waren dermaßen phantastische Beine, daß ich hoffte, der Rest von ihr möge dazu passen.
    Raven lächelte seine Gäste an. »Das sind meine Mitarbeiter: Wolfgang Kies, Plutarch Graogrim und Kid Stealth. Ich glaube, sie haben uns Iron Mike Morrissey und Tiger Jackson mitgebracht.«
    Er faßte mich direkt ins Auge. »Gentlemen, ich möchte euch Jarlath Drake und …« ‐ er deutete auf die Frau, die gerade aus dem Sessel aufstand ‐ »… seine Freundin Nadia Mirin vorstellen.«

    ‐II‐

    Tark behauptet, ich hätte Nadia Mirin volle fünfzehn Sekunden wie ein Idiot mit hängendem Unterkiefer angegafft, ehe ich einen Gruß stotterte und ihr die Hand reichte. Das stimmt nicht ganz, was aber nicht daran liegt, daß sie eines solchen Äugelns nicht wert gewesen wäre. Groß für weibliche Verhältnisse, wenn auch ein bißchen kleiner als ich, zeigte ihre schlanke Gestalt mehr Kurven, als in einer Schachtel voller Schlangen zu bewundern gewesen wären. Ihre Augen wiesen einen Hauch von Mandelform auf, Hinweis auf ein paar orientalische Zweige an ihrem Stammbaum, aber ihre grüne Färbung leuchtete in echtem irischen Feuer. Die vollen Lippen flehten um einen Kuß, wie auch die kecke Nase und der Rest ihres hinreißenden Gesichtes.
    Ich sollte auch festhalten, daß diese Frau nicht mit natürlichen Verführungsmitteln zufrieden war. Während manche Leute sich verführerisch kleiden, daß es einen schier umhaut, stellte Nadias Kleidung schon einen Mordversuch dar. Die smaragdgrüne Bluse paßte zu den Augen. Der engsitzende schwarze Wollrock reichte gerade halb über die Oberschenkel, und die Ärmel des leichten Jäckchens aus schwarzem Leder waren bis halb über die Unterarme zurückgezogen. Die hinreißenden Beine steckten in schwarzen Strümpfen, und die Füße in schwarzen Floppytop-Stöckelschuhen mit silbernen Zehenkappen. Um den Hals hing ein Anhänger aus Malachit und Silber. Ein ähnlich gemustertes Armband umringte das linke Handgelenk, und die Malachit‐Ohrringe ergänzten das Ganze harmonisch. Das schwarze Haar trug sie kurz, und es war so frisiert, daß es einen geschäftsmäßigen Eindruck machte, ohne im geringsten jungenhaft zu wirken.

    Ein kurzer Blick auf die mir allzu vertraute Heiterkeit in Ravens Gesicht riß mich urplötzlich wieder aus meinen fleischlichen Tagträumen. »Freut mich, zu sehen, daß Sie nicht zusammen mit Ihrer Wohnung umgestaltet wurden, Ms.
    Mirin.« Ich reichte ihr die Hand und empfand ein Kribbeln, als sich unsere Finger berührten.
    Ihr Griff war fest, trocken und warm und wies somit alle Kennzeichen auf, die

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