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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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menschliches Herz. So ernsthaft zu sein wie er, kann für einen nicht gut sein, und wenn man ihn irgendwie daran hindern konnte, unerträglich anmaßend zu werden, wurde aus ihm vielleicht gerade eben noch was Ordentliches.
    Raven stellte Nadia Valerie vor, und die beiden begrüßten einander mit der Wachsamkeit, wie sie typisch war für zwei schöne Frauen inmitten einer Gruppe Männer. Valerie gab den Wettstreit sofort zugunsten Nadias auf, aber erzielte doch einige Punkte, indem sie sich gleich wieder dem Computer zuwandte und eine Datei aufrief, die sich mit dem Namen Dawn McGrath in leuchtenden Buchstaben auf dem Bildschirm zeigte.
    Raven deutete auf den Computer und Valerie. »Valerie hat den größten Teil der Arbeit geleistet, die nötig war, Ihre Identität herauszufinden. Ich hoffe, Sie erkennen, daß dies nicht aus Boshaftigkeit Ihnen gegenüber geschah. Die Taten, die Sie als Nadia Mirin vollbrachten, haben mich beeindruckt.
    Die Förderung der Bildungsprogramme für die Kinder der Natural Vat‐Beschäftigten war eine sehr gute Maßnahme, wie auch die Erprobung und Ausbildung aller Kinder, die als magiefähig eingestuft wurden. Ihre Arbeit und deren Auswirkungen auf Seattle und Umgebung ließen die Überzeugung in mir reifen, wir sollten einmal einen Blick ins Innenleben von Natural Vat werfen.«
    Ich schnappte mir einen der weißen Ledersessel an der Wand und schob ihn Nadia zu. Sie bedankte sich mit einem Lächeln, angesichts dessen ich bereit war, für die nächsten hundert Jahre ihr Liebessklave zu werden. Lattie andererseits funkelte mich wütend und enttäuscht an, als wäre ich ein störendes Insekt, das er jedoch trotz seiner Kraft nicht einfach plattschlagen konnte. Bei dem Ausdruck in seinen blutigen Augen lief es mir kalt den Rücken hinunter, aber ich unterdrückte ein Schaudern des ganzen Körpers und wandte mich ab.
    Raven massierte sich mit der Linken das Genick. »Es gibt da eine Hackergruppe, die sich den Spitznamen ›Grabräuber‹
    verdient hat. Sie verschaffen sich Zugang in eine Reihe von Systemen, indem sie die Terminals kürzlich verstorbener Personen benutzen. Oft sind sie schon im Büro, ehe man die Konten aufgelöst hat. Diese Decker sind so gut, daß nicht einmal ein Totenschein ein unüberwindliches Hindernis für sie darstellt.«
    Ich lächelte. Nach dem, was Raven mir erzählt hatte, passiert nicht mehr, als daß sie ein D an die SIN anhängen, sobald man stirbt. Das steht für ›Deaktiviert‹, aber die meisten Leute wissen das nicht. Die SIN wird weiterhin für statistische Zwecke benutzt, für Erbschaftssteuer, Witwenrente und so weiter. Weil die Nummern in der Matrix bleiben müssen, können die Grabräuber mit ihrer Hilfe in andere Systeme eindringen. Selbst wenn man sie dabei entdeckt und aufspürt, stehen die Cops vor der Aufgabe, nach einem Verdächtigen Ausschau zu halten, der längst in einer Urne im Mausoleum Platz gefunden hat.
    »Ich habe aus einer Reihe von Gründen herauszufinden versucht, wer die Grabräuber sind, aber sie sind geschickter, als ich erwartet hatte. Ich veranlaßte Valerie, ein Programm in die Matrix einzuspeisen, das alle Transmissionen, in deren Nähe es gelangt, darauf untersucht, ob die Tippgeschwindigkeit und Modulation mit den
    Vergleichswerten
    von
    Grabräuber‐Unternehmen
    übereinstimmen. Es brachte nichts ans Licht, obwohl die Typen gleichzeitig wieder aktiv waren, aber ein anderes Routineprogramm entdeckte Aktivitäten auf James Yoshimuras Konto nach seinem Tod.«
    Raven seufzte. »Der Muster‐Checker hätte sie erwischen sollen, aber sie tarnten sich als ausgesprochen ungeschickter Decker und brachten so alle Modulationen durcheinander.«
    Nadia bildete mit den Fingern ein Giebeldach. »Am Tag nach James’ Tod waren Leute in seinem Büro. Sie haben die Wände gestrichen, aber es handelte sich eindeutig nicht um Maler …«
    Raven nickte. »Durchaus möglich. Aber wer auch immer Yoshimuras Konto benutzt hat, er ließ sich ein Hintertürchen offen, das in die Personaldateien im Natural Vat‐System führte. Valerie machte es mühelos ausfindig, und wir implantierten dort ein Wächterprogramm. Ein anderer Decker, der eine nach Jack the Ripper stilisierte Persona benutzt, nahm diese Öffnung, um ins Gitter zu gelangen, und fertigte dabei eine Kopie Ihrer Personaldatei an. Wir konnten ihm nicht nachspüren, aber es gelang uns später, seine Identität herauszufinden. Da wir jedoch davon ausgingen, daß er Ihre Akte kopiert hatte,

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