Der Weg in Die Schatten
versuchte mich Sam Cortez von derselben Idee zu überzeugen. Die kleine Ratte hatte wohl die Datei aus Yoshimuras Computer gestohlen und zurechtgemacht, um sie als eigenen Einfall zu präsentieren. Cortez rechnete sich aus, Yoshimuras Posten zu erben, aber ich verknüpfte die wesentlichen Aufgaben dieser Stellung mit meinen, so daß Cortez außen vor blieb.«
Sie machte ein so finsteres Gesicht, daß sich die dunklen Brauen über der Nase fast berührten. »Cortez drängte weiter in dieselbe Richtung und arrangierte einen Decker‐Run auf United Oil. Dadurch kamen wir an eine Datei, deren Tenor lautete, daß es bei Bobs Transporten und Frachten Unregelmäßigkeiten im Umgang mit unserem Produkt gäbe.
Da wurde ich ein wenig argwöhnisch bezüglich Cortez, denn die Datei stellte die armselige Fälschung einer United‐Oil‐Akte dar. Obwohl er den Run aus eigener Initiative eingeleitet hatte, hielt ich ihn nicht wirklich für gefährlich. Ich stufte seine Eskapaden als das übliche Konzerngerangel um Posten ein.
Trotzdem beauftragte ich einige Leute, ihn zu überprüfen.
Eine Quelle informierte mich, Cortez hätte eine Smartgun und eine Yakuza‐Nadel in seiner Wohnung versteckt, aber auch das hielt ich nicht für schlimmer, als ein Simsinn‐Gangster zu sein.«
Sie schauderte. »Nein, Cortez glaubt vielleicht, er verdiente eine Stellung, die die meisten Leute nur in zwanzigjähriger Arbeit erreichen könnten, aber er wäre nie so töricht gewesen, sich mit den Yakuza einzulassen.«
Ich zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht, daß die Yaks das Lagerhaus zerdeppern wollten, es sei denn, ihre Absicht hätte darin bestanden, Bob in ein schlechtes Licht zu setzen, was seinerseits dazu hätte dienen können, Natural Vat zum Wechsel zur NAT zu motivieren.
Sie sind heimlich eingestiegen, und ihre Rolle bei dem Brand wäre nie ans Licht gekommen, wären ihnen nicht ein paar Überlebende entwischt. Sofern nicht jemand die Yakuza-Verbindungen zu NAT hinaustrompetete, hätte man leicht einen neuen Vertrag machen können. Und der Punkt ist: Die Yakuza hätte nie solche Mühen auf sich genommen, wenn sie sich ihrer Sache längst sicher gewesen wäre.«
Raven stimmte meinen Spekulationen zu. »Ich halte Wolfs Überlegungen für stichhaltig. Die schlampige Hast, mit der der Anschlag auf Sie ausgeführt wurde, liegt darin begründet, daß jemand spürte, wie ihm die Zeit davonlief.« Er deutete auf den Computer. »Valerie, bitte vergleich mal die wichtigsten Leute von North American Trucking mit den Passagierlisten der hier eintreffenden Flugzeuge, Schiffe und Züge aus einem Zeitraum, der vom Anschlag bis einschließlich der nächsten beiden Tage reicht.«
»Dafür brauche ich ein oder zwei Minuten, es sei denn, ich nehme ein paar Abkürzungen.«
Raven nickte. »Es kommt auf Schnelligkeit an, aber wir wollen auch nicht, daß uns etwas entgeht.«
»Roger.«
Nadia kaute für einen Moment auf der Unterlippe, und ich widerstand der Versuchung, ihr einen Kuß darauf anzubieten, damit sie sich besser fühlte. Ihre Augen blitzten. »Sie glauben also, Cortez hätte tatsächlich ein Geschäft mit der Yakuza gemacht?«
Raven nickte. »Wäre es Yoshimura gewesen, und hätten die Yaks ihn wegen Versagens umbringen wollen, dann wäre er nicht von zwei Einheimischen auf der Straße niedergeschossen worden. Sein Tod hätte irgendein Kennzeichen aufgewiesen, dem zu entnehmen wäre, daß er es mit der Yakuza verdorben hatte. Nein, sowohl der Mord an ihm als auch der Anschlag auf Ihr Leben deuten auf ein lokales Talent hin, das einen Grund hat, die Morde hiesigen Straßensamurai in die Schuhe zu schieben. Falls das, was Mr. Morrissey und Mr. Jackson erlebt haben, in diesem Zusammenhang von Bedeutung ist, dann würde ich vermuten, George Van Housen hat seine Finger in der Sache.«
Valerie fluchte unterdrückt, als sie sich von der Konsole abwandte. »Ich habe kein Glück gehabt, Doc. Zwar kommen ein paar Angestellte der unteren Ebenen nach Seattle, um auf eine Kreuzfahrt nach Alaska zu gehen, aber da war nichts über hohe Tiere und nichts über jemanden mit Yak‐Verbindungen.
Ich lasse gerade einen weiteren Check laufen.«
»Warte.« Stealths Füße klickten auf dem Boden, als er vortrat. »Sieh mal nach, wann der nächste Zeppelin draußen auf Earhart Field landet.«
Raven ruckte beifällig, und Valeries schlanke Finger flogen über die Tastatur. Ihr Lächeln wurde breiter. »Der Grandslam!
Hidiki Yamamoto ist Geschäftsführer von
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