Der Weg in Die Schatten
NAT, und hier habe ich einen Yamamoto, Hidiki, mit Anhang in der Perry‐Suite.
Die Graf Zeeland landet in einer halben Stunde.« Valerie traf Anstalten, Stealth spielerisch auf den Arm zu puffen, überlegte es sich aber doch noch einmal.
Ich starrte Stealth ungläubig an. Er zuckte vielsagend die Achseln. »Es zahlt sich aus, Bescheid zu wissen.«
Stealth blickte zu Raven hinüber. »Yamamoto hat Verbindungen mit der Yamaguchi‐gumi.«
In meinem Hinterkopf schrillten die Alarmglocken. »Wart einen Moment! War es nicht ein Yamamoto, der vor vier Jahren mit den Bränden in Kobe zu tun hatte? Er ordnete an, das Haus eines Gewerkschaftsfunktionärs niederzubrennen, und das Feuer breitete sich in der ganzen Nullzone aus. Die Zahl der Opfer konnte niemals genau festgestellt werden. Der Mann ist ein Massenmörder!«
Raven nickte ernst. »Ich denke, du hast recht. Wir haben es in beiden Fällen mit demselben Mann zu tun.« Er wandte sich an Stealth, der seine Aussage mit einem knappen Nicken bestätigte.
Latties Augen wurden schmal. »Diese Verbindung von blindem Zufall und detektivischer Arbeit ist ja faszinierend, aber Sie haben noch nicht bewiesen, daß Sam Cortez irgend etwas mit der Yakuza zu tun hat.«
Raven wandte sich an Valerie. »Wie lange würde es dauern, Cortez’ Kreditkartenkonto zu knacken? Ich meine das, das er bei der Firma hat.«
»Nicht lange.« Sie drehte sich zur Konsole um und steckte sich ein an dem Gerät hängendes Kabel in die Buchse hinter dem linken Ohr. Ich hörte es klicken und wußte, daß sie nicht eher zu uns zurückkehren würde, bevor nicht alles in dieser Datenbank auf ihr Kommando hörte.
»Sie haben da einen wichtigen Punkt vorgebracht, Mr.
Drake.« Raven lächelte Nadia an. »Wenn wir mal davon ausgehen, daß Cortez zumindest darin kompetent ist, seinen Vorgesetzten um den Bart zu gehen, wird er sich zweifellos mit Yamamoto treffen, sobald die Zeeland aufgesetzt hat. Er wird dem Oyabun auch ein Geschenk mitbringen. Falls seine Vorstellungskraft so beschränkt ist, wie Sie angedeutet haben, steht seine Wahl von vornherein fest.«
»Kapiert.« Valerie grinste breit. »Was möchtest du wissen, Doc?«
»Wann hat Cortez seine Karte zuletzt mit einer Flasche Sake belastet?«
Nadia und Lattie wechselten verwirrte Blicke. Ich hielt mich bedeckt. Während der vielen Jahre mit Raven habe ich gelernt, mein Erstaunen nicht mehr zu zeigen, wenn er solche logischen Sprünge vollführt. Ich konnte an den Fingern einer Nase abzählen, wie oft er sich dabei geirrt hatte.
»Da haben wir es, direkt nach dem Geld für die Trockenreinigung eines Anzuges. Vor vier Stunden. Im Laden in der Lobby des Natural Vat‐Gebäudes.« Voller Abscheu rümpfte Val die hübsche Nase. »Er hat zwar nicht den billigsten verfügbaren Fusel gekauft, aber auf einer Skala von eins bis zehn wird sein Zeug wahrscheinlich nur wenig besser schmecken als die Reinigungslösung, die bei seinen Kleidern benutzt wurde.«
Raven lächelte entspannt. »Gut. Das ist ein Geschenk, das wir leicht übertrumpfen können, und damit sollten wir uns von seiten Yamamotos eine Verschnaufpause erkaufen können.«
Raven wandte sich an Nadia, und sein Lächeln erstarb langsam.
»Das
Individuum,
mit
dem
wir
uns
auseinandersetzen müssen, ist außerordentlich skrupellos in der
Verfolgung
seiner
Ziele,
und
es
will
den
Speditionskontrakt von Natural Vat. An diesem Punkt empfehle ich Ihnen, auf schnellstem Wege zu verschwinden.
Ihre Identität kann durchaus aufgeflogen sein, womit Yamamoto noch die geringste Ihrer Sorgen wäre.«
Nadias Jadeaugen brannten vor eiserner Entschlossenheit.
»Ich wollte nie, daß Natural Vat etwas mit den Yakuza begann, bevor ich nicht wußte, wer hinter letzteren steht.
Warum sollte ich jetzt weglaufen und die Gesellschaft einem Schlächter von Oyabun überlassen? Diese Befriedigung gönne ich weder Cortez noch seinem Herrn!«
Raven und ich lächelten einander an, aber ich stellte einen verdrossenen Ausdruck bei Lattie fest.
Raven wurde wieder ernster. »Befriedigung ist nicht das, worauf Yamamoto und Cortez aus sind. Sicher erkennen Sie, daß Ihr Leben in Gefahr ist. Der Angriff von heute abend war nur ein Vorspiel zu dem, was noch kommen könnte.«
Nadias Kopf ruckte hoch. »Ich bin schon früher geflüchtet, Doktor Raven, und ich mag das Gefühl nicht. Falls Cortez und Yamamoto dieses kleine, von ihnen selbst eingefädelte Spiel gewinnen möchten, könnte ich sie ja auch zwingen,
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