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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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Schweigen, während ich auf das Flugfeld fuhr.
    Technisch gesehen auf indianischem Gebiet errichtet, bot es nur ein Mindestmaß an Einrichtungen. Außer einem kleinen Radarturm und einem Abfertigungsgebäude befand sich hier nur eine naturbelassene Wiese, die man mit Landeleuchten und Scheinwerfern ausgestattet hatte. Ein ganzer Schwarm Fahrzeuge fuhr jetzt hinaus aufs Feld, wartete aber abseits des Bereiches, der mit Wimpeln abgegrenzt war, die in der leichten Brise flatterten.
    Ich hatte schon früher Zeppeline gesehen, aber noch nie aus solcher Nähe. Die zigarrenförmigen Luftschiffe landeten stets ein gutes Stück nördlich von Seattle und bewegten sich mit einer Trägheit, wie sie sich nur sehr, sehr reiche Leute leisten können. Ich erinnerte mich jedoch an viele Gelegenheiten in meiner Kindheit, zu denen ich einen Zeppelin gesehen und mir geschworen hatte, eines Tages mit sowas zu fahren. Aber irgendwie verblaßten alle meine Träume von Luftschiffen, selbst, wenn man sie zusammenfaßte, im Vergleich zur tatsächlichen Erscheinung eines solchen Leviathans.
    Die Graf Zeeland sank zu Boden wie eine vom Himmel herabschwebende
    Feder.
    Scheinwerfer,
    die
    auf
    der
    Passagiergondel und am Ballonkörper angebracht waren, beleuchteten die riesige, weiße Hebesektion des Luftschiffes und erzeugten den Eindruck eines gigantischen Leuchtkäfers.
    Die einzige Farbe am Ballon war die des Banners der Roten Sonne am Bug sowie die des Namens und der Identifikationsnummer am Heck.
    Die Passagiergondel schien groß genug für drei Decks, und die Dreierreihe von Bullaugen bestätigte diese Vermutung. Die mit einer dunklen Teflonbeschichtung versehene Gondel sah einem
    Schiffsrumpf
    recht
    ähnlich,
    und
    nur
    die
    Zwillingsmaschine
    achtern,
    die
    den
    Schub
    lieferte,
    beeinträchtigte dieses Bild.
    Die Bodencrew leinte den Zeppelin an, obwohl dieser wirklich viel zu schwer war, um von selbst zu entschweben.
    Eine Tür dicht am Bug ging auf, und die Schiffsbesatzung kletterte müde eine Gangway herunter zum wartenden Mannschaftsbus. Neben diesem warteten die zwei Dutzend Ersatzleute, die das Luftschiff bei der nächsten Fahrt nach Japan führen würden. Genau mittschiffs wurde eine weitere Gangway herangefahren, und die Passagiere stiegen aus und begaben sich Richtung Terminal.
    Ich erblickte zwei Autos auf der uns gegenüber liegenden Seite des Zeppelins. »Ich erkenne eine Avanti‐Limousine und einen Westwind 2000 drüben am anderen Rand des Flugfelds.
    Neben dem Westwind stehen ein Typ und eine Frau, und zum Avanti gehören vier Typen in Nadelstreifenanzügen. Soll ich mal rüberfahren?«
    »Hai.«
    Nachdem Raven mit dieser einfachen Antwort einen Überblick über meine kompletten Japanischkenntnisse gegeben hatte, steuerte ich den Rolls auf die wartenden Fahrzeuge zu. Drei der Kerle bei der Limou wurden entschieden nervös über unsere Annäherung, also bremste ich ab und hielt etwa fünfundzwanzig Meter von ihrer Position entfernt an. Sie kamen näher und versuchten uns wegzuwinken, aber ich verstand ihr Japanisch auch nicht besser als das Ravens, also schaltete ich den Motor ab.
    Raven steckte sich eine kleine Nadel ans Revers seines hellbraunen Sakkos. Ich hatte sie schon vorher gesehen und hielt die Gestaltung für ein bißchen seltsam, wenn auch ziemlich schlicht. Das Ding sah aus wie ein flatternder schwarzer Vorhang mit in Gold eingelegten Verzierungen. Ich hatte keine rechte Vorstellung von der Bedeutung, aber Stealth schien beeindruckt, woraus ich folgerte, daß es sich um eine wichtige Sache handeln mußte. Ich stellte auch fest, daß die drei auf uns zukommenden Yakuzas ebenfalls Nadeln am Revers trugen.
    Das Muster bei ihnen waren vier konzentrische, jeweils auf einer Ecke stehende Quadrate, und ein X teilte das Gesamtbild in vier Viertel.
    Als sie ihre Jacken öffneten, sah ich auch, daß sie Uzis trugen.
    Raven öffnete langsam die Tür auf seiner Seite und stieg aus, wobei er darauf achtete, daß die anderen seine Hände sahen.
    Ich stieg ebenfalls aus, behielt aber den Wagen zwischen mir und den anrückenden Yakuzas. Ich zog den Reißverschluß der Lederjacke weit genug auf, daß meine Viper jederzeit griffbereit war. Hinter mir öffnete Stealth seine Tür, blieb aber klugerweise im Passagierabteil sitzen, denn schon sein Anblick hätte eine Reaktion provozieren können.
    Hinter dem Trio, das auf Raven zukam, sah ich einen Yak zu dem Pärchen neben dem Westwind treten und sich vor den beiden verneigen.

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