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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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Der Mann erwiderte die Geste unbeholfen.
    Er reichte dem Yak ein flaschenförmiges Geschenk, in grünen Kunststoff eingewickelt und mit einem gelben Band zugebunden, und folgte ihm anschließend mit seiner Begleiterin zum Zeppelin. Der Mann hatte eine Gangart, als bedürften seine Beine neuer Knochen, während seine Begleiterin den Eindruck von perfekter Gesundheit und Einsatzfähigkeit vermittelte.
    Raven verneigte sich vor seinem Trio, und sie stutzten und erwiderten die Verbeugung, wenn auch nicht sonderlich tief oder lange. Sie mußten ihren Fehler erkannt haben, sobald sie dicht genug vor ihm standen, um ihm die Hand zu schütteln.
    Vielleicht lag es an der kleinen Nadel am Revers, daß sie auf einmal Bücklinge hinklappten, als hätte man sie mit einem Stahlbarren in den Bauch geschlagen. Nach einem kurzen Palaver kehrte Raven zu uns zurück. Mit einigen Schritten Abstand folgte ein Yak, während die beiden anderen sich eilig wieder zum Avanti begaben.
    Während der ältere Mann, der neben dem Avanti gestanden hatte, in Richtung Zeppelin marschierte, winkte Raven Stealth aus dem Wagen. »Sie fragen nach, ob Mr. Yamamoto damit einverstanden ist, daß ich ihm die Ehre erweise.«
    Stealth richtete sich stramm auf und reichte Raven einen schwarz
    lackierten
    Kasten
    mit
    Goldbeschlägen
    und
    Perlmutteinlagen in demselben Vorhangmuster, wie ihn die Nadel zeigte. Der Kasten war kaum größer als eine Schuhschachtel, und ich erinnerte mich, daß ich sie schon in Ravens Trophäenzimmer gesehen hatte, wenn mir auch nie ein Blick in ihr Inneres vergönnt gewesen war. Raven gab sie an den Yakuza weiter, der sie mit einer Verbeugung entgegennahm und dann mit ihr zur Graf Zeeland eilte.
    Ich wandte mich Raven zu. »Wie sieht dein Plan aus?«
    »Wir lassen unsere Waffen hier im Rolls zurück und warten auf eine Eskorte, die uns zum Zeppelin bringt.
    Wir gestatten, daß man uns abtastet ‐ mehr aus Respekt Yamamoto gegenüber als zur Beruhigung seiner Sicherheitsleute ‐, und tun dann, wozu immer man uns auffordert. Vergeßt nicht, daß Yamamoto in den Sechzigern ist und sich also noch an die Zeit vor dem Erwachen erinnern kann. Er wird unzivilisiertes Verhalten niemals dulden, egal, ob man nun aufgemotzt ist, ein Metamensch oder ein ganz gewöhnlicher menschlicher Sterblicher. Wenn Cortez ein so eifriger junger Mann ist, wie Nadia angedeutet hat, wird er dem Oyabun vermutlich nicht gefallen.«
    Ich legte die Viper auf den Fahrersitz. »Ich denke, ich warte hier auf euch beide. Ihr kennt mich. Ich schlürfe meinen Tee oder mach sonst etwas, womit alles ruiniert wird.«
    Raven schüttelte den Kopf. »Du mußt mitkommen, Wolf. Ich brauche dich nicht nur zur Bestätigung der Tatsache, daß Nadia lebt, sondern auch, weil dir dein Ruf vorauseilt. Ich habe den Yakuzas erzählt, du seist der Mann, der ihren Attentäter zur Strecke brachte, der vor achtzehn Monaten durchgedreht ist.«

    Ich zuckte zusammen. »Sie sind doch nicht nachtragend, oder?« Ein Yakuza‐Killer war ausgeschickt worden, um einen Informanten umzubringen, aber der Informant schoß dann ihn mit einem Hypodart nieder, der voll mit irgendeiner Droge war. Das Gehirn des Killers schmorte durch, und anstatt seine Zielperson zu verfolgen, machte er sich daran, Klein‐Tokyo auseinanderzunehmen. Ich war an dem Abend damals mit einer japanischen Frau aus, was mich zur richtigen Person machte, die zur falschen Zeit am falschen Ort war.
    Glücklicherweise gelang es mir, den Typ umzunieten, ehe er bei mir zum Zuge kam.
    Raven lachte locker. »Nein, sie sind in solchen Dingen nicht nachtragend, aber du würdest Yamamotos Ehre verletzen, wenn du nicht mitkämst.«
    Der Yakuza, der zu uns zurückgeschickt worden war, wischte sich die Stirn mit einem Handtuch ab, ehe er sich verneigte. »Folgen Sie mir bitte.«
    Ich hing ein Stück zurück, während er uns um das Heck des Luftschiffes herum zum Privateingang der Ersten Klasse führte. Die Graf Zeeland wirkte so groß und schön, daß ich erneut von der Ehrfurcht ergriffen wurde, die mich schon in meiner Kindheit beim Anblick dieser Fahrzeuge gepackt hatte.
    Unter der Teflonbeschichtung konnte ich die Planken erkennen, aus denen die Hülle gefertigt war. Mir kam der Gedanke, daß es Ewigkeiten gedauert haben mußte, ein solches Fahrzeug aus Holz zu bauen, und eine Fahrt damit deshalb so entsetzlich teuer war. Dann wurde mir jedoch klar, jemand, der sich für den Flug von New York nach Seattle zwei Tage Zeit nehmen konnte,

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