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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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anderen kannten, und wer immer meine Mutter gewesen war, sie ließ mich schnell genug im Stich. Ein altes Paar, Bedrick und Hilda Kies, zog mich auf und gab mir seinen Namen. Ich habe jedoch keine SIN, also war die Straße meine Kindertagesstätte und das Fernsehen meine Schule. Ich kam der Gang in die Quere, die unser Wohnhaus als ihr Territorium beanspruchte ‐ es sind die Halloweener ‐, und zusammengeschlagen zu werden, das war etwas, worauf ich mich jeden Tag freuen konnte.«
    »Sie haben es überlebt.«
    Ich nickte und hörte erneut den Alten heulen, diesmal allerdings im Triumph. »Ich wurde zu groß, um verprügelt zu werden. Dann kam Raven des Weges, und seitdem war ich immer mit ihm zusammen. Wenn ich ihm helfe, ein paar Gangs an die Kandare zu nehmen und Leuten wie Ihnen beizustehen, sehe ich mich den Teufelskreis durchbrechen, der mich daran gehindert hat, mehr als ein Straßenschläger zu werden.« Ich schenkte ihr mein allerbestes verführerisches Lächeln. »Vielleicht hätte ich ein Kon‐Typ werden können, der Sie so überwältigt, daß Sie Lattie vergessen.«
    Sie musterte mich ausgiebig und abschätzend und schüttelte dann bedauernd den Kopf »Nein, aus Ihnen wäre nie ein richtiger Pinkel geworden.«
    Insgeheim erleichtert über diese Einschätzung, warf ich einen Blick auf die Uhr. »Nun, die Zeit für Das‐ist‐ihr‐Leben ist abgelaufen. Wir gehen besser runter zum Wagen.«

    Ich ließ mir von Valerie kurz die Problemzonen draußen in der Stadt einspielen. Stealth und seine Jungs mischten gerade die Emerald Dogs kräftig auf, eine chinesische Triade, die nur deshalb auf das LoneStar‐Angebot eingegangen war, weil die andere große asiatische Gang, die Tigers, es abgelehnt hatte. Raven berichtete von leichten Gefechten im Stadtzentrum, mit leicht steigender Tendenz, während sich unser Troß dem Estate näherte.
    Ich zog die Fahrzeugabdeckung von meinem schwarzen Nissan Mustang IV und tätschelte den Dämon zärtlich.
    »Milady, Ihre Karosse wartet.«
    Nadia starrte mein Auto an und legte dann eine Hand auf den Mund, um ein Lachen zu unterdrücken. »Damit fahren wir?«
    Ich runzelte die Stirn. »He, beurteilen Sie einen Wagen doch nicht nach den Radkappen! Eine Menge Leute wollten von Ford oder dem Mustang nichts mehr wissen, nachdem Nissan den Laden übernommen hatte, aber dieses Monster ist großartig!
    Es
    ist
    schneller
    als
    die
    meisten
    Hochgeschwindigkeitsgeschosse, und es ist gepanzert, nur für den Fall, daß jemand uns mal so eben aufs Korn nimmt.« Ich öffnete schwungvoll meine Tür und steckte die MP‐9 ins Seitenfach. Ich rutschte auf den Schalensitz hinter dem Lenkrad und beugte mich hinüber, um Nadia die Tür aufzumachen. Sie nahm auf dem Beifahrersitz Platz und bedeckte sich vom Hals bis zu den Knöcheln mit dem Mantel.
    »Hören Sie, ich fahre Sie erst mal in meinen alten Lieblingsgegenden spazieren, dann brettern wir hinaus zum Estate und bringen die ganze Sache zu Ende.« Ich warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett und blinzelte Nadia zu.
    »Danach, denke ich, servieren wir Lattie ab und gehen tanzen.«
    »Möglicherweise gefällt ihm das nicht.«
    Ich zuckte die Achseln. »He, seine Meinung interessiert mich nicht, solange es  Ihnen gefällt. Aber abgesehen davon: Was ist das für ein Freund, der zuläßt, daß LoneStars die Wohnung seiner Frau in die Luft jagen?«
    Sie sagte nichts, bedachte mich aber mit einem jener Blicke, wie Frauen sie an sich haben, wenn sie mehr wissen als man selbst und man sich gerade aus eben diesem Grund zum Idioten gemacht hat.
    Ich wurde ein bißchen rot, gab den Zündungscode über die Tastatur des Dämonen ein, und der Mustang rollte hinaus in die Nacht. Tief in meinen Gedanken drängte mich der Alte, ihn zu beschwören, aber ich lehnte ab. Ich fahre nicht gern, wenn ich von ihm übernommen werde, denn sein Verständnis von Technik geht nicht weit über Erfindungen aus der Jungsteinzeit hinaus. Er neigt dazu, ein Auto als große Gewehrkugel zu betrachten, was ganz spezielle Probleme mit sich bringen kann.
    Ich brauste die Pike hinunter und bog nach Norden auf die Vierte ein. Winde vom Puget Sound rissen Abfallpapier in schmutzigen
    kleinen
    Zyklonen
    hoch
    und
    fegten
    Kunststoffbecher klappernd über den Bürgersteig. Die Straßen wirkten ein bißchen verlassen, aber der übliche Kader von Joyboys, Dreamqueens und Flashdealern lungerte in den dunklen Seitenstraßen herum. Ein paar der hübscheren Frauen stolzierten auf die

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