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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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bedeutet, daß sie sich an einem Dutzend Systemen vorbeiarbeiten muß, um ihr Ziel unentdeckt zu erreichen. Ihr Weg ist alles andere als direkt, weil man Regency Park nicht überall betreten kann und manche Grundstücke besser gesichert sind als andere.
    Während sie der Entdeckung durch elektronische Geräte ausweicht, muß sie auch nach patrouillierenden Zonies Ausschau halten und sich vor Anwohnern in acht nehmen, die vielleicht noch einen Abendspaziergang machen wollen.

    Jedenfalls gibt es reichlich Dinge, die sie auf Trab halten, Sie verbringt eine Menge Zeit hinter Büschen, in der sie nur beobachtet, lauscht und ihre Detektoren im Auge behält.
    Als sie Oharas Grundstück erreicht, ist es weit nach elf. Der rückwärtige Rasen ist ziemlich ausgedehnt und mit zahlreichen Blumenbeeten und anderer, rein dekorativen Zwecken dienender Flora übersät, die Tikki etwas Deckung geben. Sie folgt den Steinplatten des Weges durch einen wohlriechenden Garten zur Rückseite des Hauses und bleibt dann neben einer Reihe nicht sehr solide aussehender Türen stehen, die aus zahlreichen Fenstern bestehen, um zu beobachten.
    Der Raum dahinter ist sehr groß und luxuriös eingerichtet.
    Ohara ist offensichtlich sehr wohlhabend, viel wohlhabender jedenfalls, als seine Adresse im Regency Park allein vermuten läßt. An der zwei Etagen hohen Decke hängen funkelnde Lüster, die für die Beleuchtung sorgen. Die Wände sind mit goldgerahmten Gemälden geschmückt. Zahlreiche glitzernde Gegenstände sind überall im Zimmer wie Edelsteine verstreut.
    Der Fußboden scheint, wie in manchen alten Museen, die Tikki besucht hat, aus Marmor zu sein.
    Ein hagerer Mann in der Uniform eines Dienstboten tritt ein und strebt dem entfernten Ende des Raumes entgegen, was ihre Aufmerksamkeit auf einen anderen Mann lenkt, der hinter einem riesigen Schreibtisch sitzt.
    Der stattliche Mann hinter dem Schreibtisch winkt mit der Hand, ohne aufzusehen, und der Bedienstete dreht sich um und geht wieder.
    Das muß Ohara sein.
    Seine Beschreibung paßt auf den Mann hinter dem Schreibtisch; in mittleren Jahren, klein, dunkelbraunes Haar, Ansatz zum Doppelkinn, breite Schultern.
    Tikki wartet noch ein paar Augenblicke, bevor sie hineinschlüpft und eine 5‐mm‐Maschinenpistole in Anschlag bringt. Diese Waffe ist speziell für sie von dem Thai angefertigt worden, der nur als Der Bastler bekannt ist. Sie ist leicht, kompakt und außerordentlich präzise. Sie ist außerdem extrem leise. Ein rascher Feuerstoß klingt wie der leichte Flügelschlag eines Vogels, der sich in die Luft erhebt.
    Ihr Ziel ist zwanzig oder fünfundzwanzig Meter von ihr entfernt, aber sie hat schon über ein Vielfaches dieser Entfernung mit absoluter Präzision getroffen.
    Die meisten Menschen wären bei Tikkis Anblick mit ihrer gestreiften Visage, den wüsten Klamotten und der MP ein wenig verängstigt, nicht aber dieser Ohara. Als sie über die Schwelle tritt, sieht sie der Mann an und greift sofort nach der Telekomkonsole an der Seite seines Schreibtisches. Während sein Zeigefinger etwas eintippt, bedenkt er sie mit einem höhnischen Grinsen, einem verächtlichen kleinen Lächeln.
    Sehr kühn.
    »Ich habe gerade den Einbruchsalarm betätigt«, verkündet er mit absoluter Gewißheit, indem er kurz auf die Konsole deutet. »Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber Sie gehen jetzt besser. Sofort.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Ohne sich zu beeilen, geht Tikki durch das Zimmer, bleibt ein paar Meter vor dem Schreibtisch stehen. Ohara starrt sie durchdringend an, wirft einen Blick auf den Telekom, mustert die bösartig aussehende kleine Waffe, die auf sein Gesicht gerichtet ist, sieht dann wieder zum Telekom. Augenblicke verstreichen. Die Orchestermusik, die aus über den ganzen Raum verteilten Lautsprechern leise an ihre Ohren dringt, spielt ungestört weiter. Kein Sirenengeheul, keine schroff brüllenden Zoniestimmen, kein Stapfen von Death Ranger-Stiefeln. Tatsache ist, daß niemand zu Oharas Rettung herbeieilt.
    Ohara runzelt die Stirn. »Das verstehe ich wirklich nicht.«
    Verstehen ist wichtig, also geht Tikki um den Schreibtisch herum und hebt das dünne weiße Kabel hoch, das zur Telekomkonsole führt. Das Kabel ist durch eine konzentrierte Salve von Hochgeschwindigkeitsnadeln sauber durchtrennt worden. Offensichtlich hat Ohara das leise Spucken der MP
    bei ihrem Eintritt nicht gehört. Tikki ist alles andere als überrascht.
    Ohara, der scheinbar kaum beunruhigt ist, rückt ein wenig

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