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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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vom Schreibtisch ab. »Was wollen Sie?«
    »Erzählen Sie mir etwas über Dominick Preise.«
    »Preise ist tot.«
    Tikki nickt. »Warum haben Sie seinen Tod veranlaßt?«
    Die Frage soll überraschen, schockieren, ihn zu einer unbedachten Äußerung veranlassen, aber Oharas Antwort ist gedämpft und schwer zu interpretieren. Der Mann hat eine ausgezeichnete Selbstkontrolle. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Drek!«
    Bevor sie weitermachen kann, hört Tikki ein leises Klicken in ihrem Rücken. Oharas Augen wandern nach rechts. Sie ist gezwungen, sich umzudrehen. Der Mann in Bedienstetenuniform ist zurückgekommen. Dumm für ihn. Sie hat genug damit zu tun, ihr Leben zu retten, und riskiert schon allein durch ihre bloße Anwesenheit hier Kopf und Kragen. Sie kann sich keine Störungen leisten, die möglicherweise zu kostspieligen Verzögerungen führen. Der Bedienstete bleibt stehen und starrt sie an. Eine Salve aus der MP zupft an seiner schmucken schwarzen Jacke und dem gestärkten weißen Hemd, tränkt beide mit Blut und schleudert ihn zu Boden.
    Sie glaubt, daß Ohara nach dieser Demonstration ihrer Entschlossenheit eher bereit ist zu reden, als sie ein Klappern hört. Im Herumwirbeln sieht sie, daß er eine Pistole aus einer Schreibtischschublade holt. Das ist aufschlußreich. Ohara versucht nicht, den Bediensteten zu warnen oder sie anzubrüllen, sie möge seinen Diener in Ruhe lassen, was ihre Aufmerksamkeit möglicherweise auf ihn lenken würde, sondern greift nach seiner Kanone.
    Es ist eine Beretta Slimline mit Schalldämpfer. Tikki muß sich über einen Konzern‐Exec wundern, der im Besitz einer Pistole mit Schalldämpfer ist, die mehr in das Ressort eines professionellen Killers fällt.
    Die Kanone geht mit leisem Flop los, einmal nur. Die Kugel trifft sie an der Schulter, was schmerzt, aber keine weiteren Auswirkungen hat. Immer noch die MP haltend, betrachtet sie den Mann, als sei er nun endgültig geliefert. Der Vorteil ballistischer Schutzkleidung wie ihre rote Lederjacke ist der, daß sie sie unverwundbar macht, ohne etwas zu verraten. Oharas Augen weiten sich, als Tikki den Abzug der MP betätigt.
    Eine rasche Salve läßt Oharas Hemdärmel flattern.
    Sein Arm fällt kraftlos nach unten, die Beretta auf den Boden.
    Ohara schreit auf, greift sich an den Arm und windet sich in seinem Sessel. »Hure!« faucht er.
    Tikki lächelt, als sie seine Angst riecht. Sie setzt sich auf die Schreibtischkante, während sie die MP auf Oharas Unterleib gerichtet hält.

    »Wenn Sie mir nicht sagen, was ich wissen will, wenn Sie lügen, werde ich Sie töten. Verstanden?«
    Ohara atmet schwer, preßt den verwundeten Arm an die Brust. Der Hemdsärmel ist zerfetzt, der Arm blutet. Der Geruch seiner Angst ist jetzt fast greifbar, aber er ist weit davon entfernt zusammenzubrechen, was bei den meisten Leuten anders wäre. Vielmehr starrt Ohara sie an und grollt:
    »Das werden Sie bereuen.«
    »Kaum.«
    Der Mann reagiert auf ihren durchdringenden Blick nicht auf typische Art. »Sie machen sich nicht klar, mit wem Sie es zu tun haben«, plappert er, nun etwas kurzatmig. »Ich habe ziemlichen Einfluß. Wichtige Verbindungen.«
    Um ihm zu zeigen, wie wenig die wert sind, gleitet sie vom Schreibtisch und feuert ihm eine Salve vor die Füße. Ohara heult auf und führt einen zuckenden kleinen Tanz in seinem Sessel auf. Tikki legt ihm die Hand auf die Schulter und versetzt ihm einen Stoß, so daß er samt Sessel hintenüber kippt. Ohara fällt auf den Boden und rollt sich auf den Rücken. Sein Gesicht ist entweder vor Wut oder Frustration gerötet. Er riecht nun ebensosehr nach Angst wie nach Schmerz und ist von Kopf bis Fuß blutverschmiert. Überall gute Zeichen. Vielleicht verhält er sich jetzt mehr wie Beute.
    Sie kniet sich neben ihn. »Ich habe Heise umgelegt«, verrät sie ihm. »Ich habe auch die Punks von Global abserviert. Und ich habe Ihren Freund da drüben in dem tollen Hemd aus dem Verkehr gezogen. Wenn Sie nicht ganz schnell zu reden anfangen, leg ich Sie bestimmt auch um!«
    Ohara schleudert ihr einen Fluch entgegen.
    »Letzte Chance.«

    »Idiot!« explodiert er. »Warum ich seinen Tod veranlaßt habe? Was glauben Sie wohl? Ich mußte mich schützen!«
    »Sie haben den Hit also angeordnet.«
    »Selbstverständlich!«
    Musik in ihren Ohren. Ihre dürftige Spur hat sich zu einem Trampelpfad entwickelt. Ihre Instinkte haben recht behalten.
    Sie zieht das Gerber‐Fiberstahlmesser aus der Scheide an

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