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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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ist ein niedliches kleines Ding, ganz anders als die entsetzlichen Kreaturen in der Gasse. »Hier hast du, Kleine«, sagte ich, indem ich ein paar Bretzeln, die ich in der Bar eingesteckt hatte, aus der Tasche zog und sie in ihren Käfig fallen ließ. Sie schnappte sich eine und rannte unter ihre Nutrisoy‐Frühstückskiste, um sich daran gütlich zu tun.

Die Katze immer noch auf dem Arm, sah sich Emily meine Bücher an. Unsere Liebe zu Büchern ist eine Sache, von der ich wahrhaftig behaupten kann, daß wir sie gemeinsam haben.

Nicht bloß Infos oder Poplits, sondern solide Gegenstände aus bedrucktem Papier, mit denen man es sich in einer kalten Nacht im Bett gemütlich machen kann. Unsere Geschmäcker sind jedoch verschieden. Ich bevorzuge viktorianische Literatur, während Emilys Sammlung hauptsächlich aus Kriminal‐ und Fantasy‐Romanen des späten zwanzigsten Jahrhunderts besteht. Ja, ja, Fantasy, dachte ich, während ich die bezaubernde Frau in meinem Zimmer betrachtete. Sie war vor einigen gebundenen Büchern stehen geblieben.

»Sind die neu?«

»Ja, Liebste«, erwiderte ich. »Ich habe sie letzte Woche von Frog bekommen.« Emily verzog das Gesicht. Frog ist ein wirklich widerlicher Schwarzmarkthändler, der mit allem schachert, was er in die Finger bekommt. Nichtsdestoweniger ist er eine meiner wenigen Quellen für das gedruckte Wort.

Emily setzte Goldregen behutsam auf dem Fußboden ab und zog Der Mondstein von Wilkie Collins heraus. Ich lächelte. »Du riechst eine Kriminalgeschichte auf eine Meile, hm.« Sie lächelte und nickte, bereits dabei, sich in den Text zu vertiefen.

Ich setzte mich an mein Deck und bereitete mich auf das Einstöpseln vor. Dann fiel mir etwas ein. »Goldregen! Fast hätte ich dich ja vergessen!« Ich hob die kleine schwarze Katze auf und setzte sie auf mein Deck, wie ich es immer tue.

Emily sah lächelnd zu. »Jack, was soll das eigentlich immer mit der Katze?«

Mit ernstem Blick versicherte ich ihr: »Schlachtvorbereitungen.«

»Was?«

»Emily, hast du jemals von der Blumensprache gehört?«

»Ich höre«, sagte sie, während sie eine Strähne ihres wunderschönen haselnußbraunen Haares zwirbelte.

»Im Mittelalter war das eine Form nonverbaler Kommunikation. Blumen waren wie … Icons für andere Dinge. Wenn man jemandem eine pinkfarbene Rose schenkte, war das ein Symbol für Freundschaft.«

Emily grinste und vollführte sonderbare, vogelähnliche Gesten mit den Händen. Eine perfekte pinkfarbene Rose erschien plötzlich vor meinen Augen aus dem Nichts. Sie glühte wie Feuer, drehte sich um eine unsichtbare Achse und war leicht transparent.

Ich hob eine Augenbraue. »Die rote Rose«, fuhr ich fort, »war das Symbol für Liebe.« Die pinkfarbene Rose glitt das Farbspektrum entlang, bis sie in einem intensiven Rubinrot erstrahlte. Sie sah so echt aus, daß ich sie berühren wollte. Ich tat es nicht.

»Und der wilde Goldregen«, schloß ich, »war eine Kriegserklärung.« Einen Moment lang sah Emily verdutzt aus, dann verwandelte sich die Rose in ein Pflanzenbukett, dessen Blüten aus kleinen schwarzen Katzen bestand. Sie blinzelten mir alle auf einmal aus zwölf goldenen Augen zu und lösten sich dann in Luft auf, während Emily sich lachend aufs Bett fallen ließ. Ich sehe sie gern lachen.

»Der Run wird ziemlich hart, Em«, sagte ich, wobei ich Goldregen zwischen den Ohren kraulte.

»Ich weiß, Grimley.« Ihre Augen funkelten immer noch. »Ich bin direkt hinter dir.«

Ohne ein weiteres Wort und mit absolutem Zutrauen in sie stöpselte ich mich ein. Die Matrix entfaltete sich vor mir, so wunderschön wie eh und je. Es ist Seattle, aber nicht die grauen, schmutzigen Straßen aus Asphalt und Stein, in denen ich aufgewachsen bin. Jedes Gebäude ist an seinem Platz, sieht aber wie ein in lebendes Neon gemeißeltes Kunstwerk aus.

Jedes hat seine eigene Farbpersönlichkeit und pulsiert in tausend raffinierten, bezaubernden Färb Schattierungen, wobei es einen Regenbogen von unirdischer Schönheit auf das glänzende Schwarz der Straßen wirft. Es ist ein unglaublicher Anblick, ein Anblick, den ich mittlerweile mehr liebe als das Leben.

Seine Schönheit ist jedoch trügerisch, und viele gute Decker haben schon den Tod gefunden, weil sie zu trunken von ihr waren. Denn die Matrix ist kalt, und ihre scharfkantige, leuchtende Geometrie ist kein Ort für Menschen aus Fleisch und Blut. Wir sind Eindringlinge, Viren in einem Körper. Oft habe ich mir

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