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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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›Ratte‹

durch eins der Löcher auf einen weit unten patrouillierenden Terrier zu werfen.

Der kleine Kläffer rannte jaulend durch den Flur, als säße ihm der Teufel im Nacken.

Als ich schließlich das oberste Stockwerk erreicht hatte, sah ich mich vorsichtig um. Ich stand am Ende eines weiteren Flurs, der lang, schmal und düster war. Langsam ging ich ihn entlang, wobei ich nach Fallen und Alarmauslösern Ausschau hielt. Alles schien glatt zu gehen.

Ich hörte es direkt hinter mir. Ein tiefes, bösartiges Knurren, das einem durch Mark und Bein schnitt. Es kam gewiß nicht von einem Terrier. Ich drehte mich langsam um, während meine Hand in die schwarze Tasche glitt. Vor mir stand ein riesiger Hund, schwarz, haarlos und deformiert. Das Ende seiner länglichen Schnauze war zurückgebildet, wodurch lange gezackte Stahlzähne sichtbar waren. Das Ding sabberte, und der dickflüssige braune Geifer tropfte auf das Blumenmuster des Teppichs. Ich mußte mich vorsehen. Das Ding war höchstwahrscheinlich schwarzes Ice. Es senkte den Kopf und schlich auf mich zu. Ich wich langsam zurück, während ich etwas Tödliches schuf.

Ich warf ihm einen Virus zu. Er verließ meine Hand als zackenbewehrte Metallkugel aber die Kiefer des Hundes schlossen sich um ein Stück blutigen Fleisches. Die Bestie machte sich rasch über meine Gabe her, wandte ihre schlitzförmigen Augen jedoch keinen Augenblick von mir ab.

Als sie den Leckerbissen verschlungen hatte, wollte sie mehr.

Mit markerschütterndem Heulen sprang sie mich an. Ich wich ihr problemlos seitlich aus, wohl wissend, daß sie bereits den Tod in sich trug. Mit nicht geringer Befriedigung sah ich zu, wie der Hund zusammenbrach, konvulsivisch zuckte und starb. Ich wandte mich ab und wollte weiter den Flur hinunter gehen, als mich eine ziemlich abscheuliche Idee überfiel. Grinsend drehte ich mich wieder um und zog mein Skalpell.

Augenblicke später schlenderte ich über den Flur. Ohren und Schwanz des Höllenhundes waren in meiner kleinen schwarzen Tasche verstaut.

Der Flur endete abrupt. Was ich für eine abgedunkelte Kammer gehalten hatte, war eine schwarze Steinmauer. Ich runzelte die Stirn, denn das, was ich wollte, mußte sich hinter dieser Mauer befinden. Es würde einige Zeit kosten, die Mauer zu durchbrechen, und Zeit war knapp. Ich probierte verschiedene Routinen aus, indem ich die Risse im Mörtel mit meinem Skalpell erforschte.

Dann entdeckte ich etwas ‐ ein rosa Stachelschwein, das auf dem kunstvollen Teppich lag und sanft glühte. Ich hob es auf.

Ich war echt überrascht, daß Porky Pryne so weit in die NatVat‐Matrix eingedrungen war. Er mußte Hilfe gehabt haben. Während ich mit dem Stachelschwein herumspielte, kam mir eine wunderbare Erleuchtung. Porky ist ein notorisch schlampiger Decker, der praktisch immer Angst bekommt und sich eine Hintertür offen läßt. Schon bald, nachdem ich mit der Suche begonnen hatte, fand ich sie. Es war ein kleines rundes Loch im Boden. Ich drang in Porkys nicht ganz so geheimen Geheimgang ein. Er leuchtete in einem süßlich violetten Licht, und die Teppiche auf den Stufen waren in einem wahrhaft abscheulichen Gelbgrün gehalten. Typisch für Porkys Geschmack.

Der Gang verlief steil nach unten, vielleicht fünf Meter durch einen sonderbaren, verborgenen Teil des Hauses. Dann stieg er wieder an und mündete auf der anderen Seite der Mauer.

Ich hatte mein Ziel erreicht. Ich stand vor einer kleinen, schlichten Tür mit kleinen, auf den Türrahmen gemalten Engeln, wie bei der Tür zu einem Kinderschlafzimmer. Ich griff nach dem kristallenen Türknauf. Abgeschlossen.

Wahrscheinlich haben sie das nach Porkys kleinem Überfall eingerichtet, dachte ich belustigt. Nun, jetzt hatten sie es mit mehr als einem unfähigen Stachelschwein zu tun. Ich sagte mir, daß das Stachelschwein ein beliebtes Haustier der viktorianischen Zeit gewesen war, das Essensreste und Insekten mit gleichem Wohlgefallen verzehrte. Ich holte eine lange Seziernadel aus meiner Tasche und öffnete das Schloß.

Ich war noch nicht ganz durch die Tür, als mich etwas am Hals packte, in die Luft hob und wie ein Wolf schüttelte, der einen Hasen im Maul hat. Trotz getrübter Sicht konnte ich erkennen, daß es ein ungeschlachter Bobby war. Als er einen mit Eisenspitzen bewehrten Schlagstock hob, um mir den Schädel einzudreschen, huschte ein Lächeln über sein glattes graues Plastikgesicht. Seine Augen glitzerten schwärzlich, und unter seiner

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