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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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eingebildet, die Feindseligkeit des Cyberspace, sein Verlangen, sich meiner zu entledigen, zu spüren. Aber ich kann der Matrix nicht fernbleiben. Sie ist eine Frau, wunderschön und berauschend, die dich inbrünstig küßt, während sie dir das Messer an die Kehle setzt. Aufregend, gewiß, aber auch eine unglaubliche Nervenbelastung.

Das ist der Grund, warum ich schon als unerfahrener Neuling jeden Run, den ich kriegen konnte, angenommen und mein Geld gespart habe wie Ebeneezer Scrooge. Ich war noch ein Junge, als ich erfuhr, daß man sich mit genügend Geld ein Gerät kaufen kann, mit dem sich die Matrix seinem Willen unterwerfen läßt. Trotz all ihrer Schönheit werde ich in der Welt des Lichts und der Reflexionen niemals zu Hause sein.

Unter der Oberfläche kann ich eine andere Realität erkennen, durch die ich gleiten kann wie ein Hai durch tiefes Wasser, in der ich die totale Kontrolle habe.

Ich begann. Aus dem Augenwinkel sah ich eine glitzernde Cyberpython geschmeidig um ein Gebäude gleiten. Sie verhielt einen Augenblick, um mich zu betrachten, bevor sie in einem Gully verschwand. Ich hob grüßend die Hand und wünschte Yasmine bei mir viel Glück. Ich hatte schon immer den Verdacht gehabt, daß die Beschäftigung als unabhängige Datendiebin nur eins ihrer Geheimnisse ist. Zum Beispiel habe ich mich schon oft über ihre Tätowierung gewundert. Man braucht eine Menge Mumm, um mit dem Porträt eines Wunderwurms auf dem Bein durchs Leben zu gehen. Man kann nie wissen, was in derart mächtigen Kreaturen vorgeht oder wie ihre Magie beschaffen ist.

Ich hatte genug Zeit mit Glotzen vertrödelt. Es war Zeit, zum Geschäft zu kommen. Mein Magen flatterte. Ich war selber dabei, ein wenig Magie zu wirken. Meine Hände flogen über die Tastatur und aktivierten das Gerät, für das ich so viele Jahre lang gearbeitet habe. Es hat einen Namen. Man nannte ihn mir, als ich es kaufte, aber ich ziehe es vor, es als etwas vollkommen anderes zu betrachten, und habe meinen eigenen Ausdruck dafür. Es hatte bereits zu arbeiten begonnen. Direkt vor meinen Augen drehte sich ein winziger schwarzer Würfel, der mit jeder Sekunde größer wurde. Als er die Größe einer Tür erreicht hatte, hörte er zu rotieren auf und senkte sich langsam auf den glitzernden Asphalt. Ich wartete, bis er zur Größe eines kleinen Gebäudes angewachsen war, bevor ich meine Persona durch die fugenlose Wand schreiten ließ.

Das Dunkel im Innern wurde nur von einer Gasleuchte aus tiefblauem Glas erhellt. Zufrieden seufzend näherte ich mich dem komplizierten Arrangement polierter Linsen und Messingrohre, die das Herzstück meiner Camera obscura waren. Durch den Sehschlitz schauend, schwenkte ich sie nach links und rechts, bis ich schließlich einen geeignet aussehenden Punkt im Visier hatte. Ich trat beiseite und drehte mich zur Wand hinter mir um.

Auf einem kreisförmigen Schirm aus weißer Seide war ein farbgetreues Abbild der Matrix zu sehen. Natürlich war es ein wenig ausgewaschen, und die Ränder erschienen in einer bizarren, fischäugigen Perspektive. Ich lächelte, denn ich fand dies sonderbar passend.

Der schwarze Boden unter meinen Füßen begann zu summen und zu vibrieren. Die Maschine ging jetzt ernsthaft ihrer Aufgabe nach. Ich sah zu, wie das Bild der Matrix verschwamm und sich in etwas völlig anderes verwandelte.

Aus Neonleuchten wurden Gaslichter, schwarzer Raum verwandelte sich in einen mondlosen Nachthimmel. Die schwarzen Wände um mich herum schmolzen, und das Bild auf dem Schirm wurde zu meiner Realität. Nasses Kopfsteinpflaster entrollte sich zu meinen Füßen. Das viktorianische London.

Ich besitze nur die Ausrüstung, um die Matrix für ein paar Augenblicke meiner Vorstellung anzupassen, und es ist trotzdem viel intensiver als jeder BTL‐Chip. Während meine Persona die feuchte, schwere Luft einatmete, lachte sie leise.

Voller Selbstvertrauen hielt ich auf das Konstrukt des Natural Vat‐Gebäudes zu.

Meine Persona ist ein Stück purer Arroganz. Sie ist mehr oder weniger eine Kopie meiner selbst, ein Jack the Ripper aus geschwärztem Stahl mit rotglühenden Augen. In der linken Hand trage ich die schwarze Tasche eines viktorianischen Arztes.

Ich nehme Natural Vat als Mischung zwischen einem klassischen herrschaftlichen Wohnhaus des neunzehnten Jahrhunderts und einer Irrenanstalt wahr. Das Gebäude ist hoch und brütend, und das vielgiebelige Dach ist mit stumpfgrünen Schindeln gedeckt. Die Fenster sind zwar

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