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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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zahlreich vorhanden, jedoch klein und vergittert. Der ganze Bau ist von einem barocken schmiedeeisernen Zaun umgeben, der mit einer Handvoll Tieren und Dämonengesichtern verziert ist. Das übliche Konzern‐Ice. Ich blieb einen Augenblick lang stehen, um es zu betrachten. Im Hause gingen Lichter an und aus, und gelegentlich flitzte die Silhouette einer schattenhaften Gestalt an den Fenstern vorbei.

Irgendwo weit entfernt stieß ein Hund ein sonderbares markerschütterndes Heulen aus.

Ich warf den Kopf in den Nacken und stimmte in das Heulen ein. Dann ging ich um das Haus herum zu seiner Rückseite.

Ich fuhr mit dem Finger am Zaun entlang, was das Eisen zu einem Summen und Beben veranlaßte. Nur das Bedürfnis, den Tiger ein wenig am Schwanz zu ziehen, vermute ich. Ich erreichte die Rückseite des Anwesens und stellte meine schwarze Tasche ab. Es war eine simple Angelegenheit. Ein paar Augenblicke später sah ich zu, wie ein paar Eisenstäbe unter dem Ansturm eines meiner einfacheren Programme rosteten und schließlich zerbröckelten. Ich schlüpfte durch den Zaun wie ein Geist.

Der Hinterhof war mit geometrisch beschnittenem Buschwerk bewachsen, das in unmöglichen Winkeln zueinander stand wie auf einer Escher‐Zeichnung. Ein Heckenlabyrinth. Ich schlenderte außen herum, bis ich eine schmale Öffnung fand. Der Weg verlief etwa zehn Meter in gerader Richtung und mündete dann in eine Kreuzung.

Intuitiv wandte ich mich nach rechts, dann zweimal nach links. Eine Sackgasse. Ich dachte, ich sei denselben Weg zurückgegangen, den ich gekommen war, aber dann stieß ich unterwegs auf eine seltsame Gabelung. Ich ging nach rechts.

Eine weitere Sackgasse. Langsam wurde ich wütend. Ich stand einen Augenblick still, während sich mein Fleisch am Cyberdeck zu schaffen machte. Und dann rannte ich. Ich flog geradezu durch den Irrgarten, wobei die grünen Wände immer mehr verschwammen, während ich schneller und schneller wurde. Von einem Blätterregen begleitet, war ich draußen.

Ich stand vor der Hintertür. Sie war groß und aus dunklem Holz geschnitzt, und zu beiden Seiten standen zwei gewaltige Heckenlöwen. Vorsichtig näherte ich mich dem Eingang. Die Löwen wandten die Köpfe mit blättrigem Knacken in meine Richtung, ihre Augen glitzerten smaragdgrün. Sie legten die Vordertatzen über die Türschwelle, wo sie sich berührten und zusammenwuchsen. Gleich darauf sprossen dornige Ranken daraus hervor, die die Tür überwucherten.

Ich hatte genug von diesen Albernheiten. Ich griff in meine schwarze Tasche und zog ein Skalpell heraus, das ich in der Hand drehte, so daß der Chromstahl aufblitzte. Dann machte ich mich an die Arbeit. Im Nu hatte ich die Löwen zu Salat reduziert. Ich stieß die Tür mit dem Finger an, die mit protestierendem Kreischen aufschwang.

Leise lachend überschritt ich die Schwelle zu Natural Vat.

Ich war durch den ›Dienstboteneingang‹ hereingekommen und befand mich in einem trübe beleuchteten Flur, dessen Wände mit unergründlich gelben Tapeten bedeckt waren. Die Gaslichter an den Wänden waren geschwärzt und ungepflegt, und der Flur roch nach Schimmel. Ich vermute, sie rechneten nicht mit Besuchern. Ein Ende des Flurs endete in Dunkelheit, das andere führte zu einer phantastischen und zierlichen Wendeltreppe. Ich hatte eine ziemlich gute Vorstellung davon, wohin ich mich wenden mußte. Als ich gespannt den Flur entlang in Richtung Treppe ging, wurde ich sorglos und stolperte über eine Falte im Teppich, die mir auf einen Kilometer Entfernung hätte auffallen müssen. Ein Rudel winziger grauer Terrier kam um die Ecke gerannt. Die Tiere kläfften mit entsetzlich metallischen Stimmen. Ich erstarrte für einen Augenblick und startete dann ein Täuschungsprogramm, um sie von mir abzulenken; eine kleine schwarze Ratte. Sie sprang aus meiner Tasche und landete direkt vor meinen Stiefeln.

Wütend zischend stellte sie sich auf die Hinterpfoten und rannte dann an den Terriern vorbei den Flur entlang. Sie wirbelten herum und jagten hinter ihr her. Ich machte, daß ich wegkam, und erklomm die Treppe.

Die Stufen bestanden scheinbar aus schwarzem Marmor, und das Geländer war aus fugenlosem Elfenbein geschnitzt, dem man die Form einer gewundenen und wunderschönen Schlange verliehen hatte. Die Treppe schien kein Ende zu nehmen. Offensichtlich führte sie direkt zum Dachgeschoß.

Die hier und da fehlenden Stufen übersprang ich mit Leichtigkeit. Einmal blieb ich sogar stehen, um eine

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