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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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Gebäude herum zu einer Seitentür neben einem weiteren Verladedock. Ich drückte den Klingelschalter; eine Videokamera schwenkte herum und fixierte uns.
    »Ich bin’s, Goob. Ich bring einen Freund mit. Laß uns rein!«
    Die Tür summte. Ich zog sie auf, und wir traten ein.
    Drinnen war es kein bißchen heller als draußen. Ein paar flackernde Neonlampen an den Trägern und Laufstegen direkt unter dem runden Dach sorgten für eine matte Beleuchtung, die für meine Elfenaugen bei weitem ausreichte. Das gleiche galt, wie es schien, auch für Turtle. Mit seinen beiden Hundert‐Watt‐Glühbirnen leuchtete ein kleines Büro seitlich des Ladebereiches wie ein Lagerfeuer im Dunkeln. P’kenyo, der zwergenhafte Rampenaufseher, saß drin und war mit Papierkram beschäftigt. Vor der Rampe parkte ein riesiger achträdriger Sattelschlepper mit Anhänger, auf dessen vom Zahn der Zeit angenagter Aluminiumseitenwand das Logo von Bobs Transporten und Frachten in Gelb und Rot prangte.
    Turtle musterte den großen Schlepper neugierig, als wir daran vorbeigingen.
    »Als ich noch Teenager war, bin ich mit Riesentrucks wie diesem durch die Wüsten von Aztlan gefahren«, erzählte er mir.
    Die Ladezone bot die übliche Ansammlung von Kartons, Holzkisten und 200‐Liter‐Fässern. Es sah aus, als hätten die Arbeiter auf halbem Weg mit der Beladung eines Anhängers aufgehört und würden am nächsten Morgen weitermachen.
    P’kenyo kam aus seinem Büro hervor, winkte mir zu und zeigte dann mit dem Daumen in die Dunkelheit hinter der Vorderwand des Gebäudes.
    »Wir müssen nach oben zu Goob«, erklärte ich Turtle. »Er leitet dieses Haus. Ein Schlafplatz kostet in der Regel zehn Nuyen pro Nacht, und du wirst auch bezahlen müssen. Wenn du keinen Cred mehr hast, komm ich für heute nacht auf.«
    »Das wird nicht nötig sein«, erklärte er.
    Hinter der Ladezone führte ich ihn einen breiten, nur matt beleuchteten Zwischengang entlang, die Hauptstraße dieses Irrgartens aus gestapelten Waren. Während wir tiefer ins Lagerhaus vordrangen, machte sich ein starker, stechender Geruch in der muffigen Luft bemerkbar ‐ eine Mischung aus getrockneten Aprikosen und beißender Kälte.
    »Was ist das für ein Geruch?« wollte Turtle wissen.
    »Das meiste Zeug hier sind Produkte von Natural Vat.«
    »Uh, Synthfraß!« platzte es aus ihm heraus.
    »Wenn du Glück hast, bekommen wir etwas davon zum Abendessen«, setzte ich ihm auseinander. »Wenn nicht, bleiben wir hungrig.«
    Wir gingen durch eine Tür in einer Trennwand aus Holzfaserplatten und gelangten in einen engen Korridor mit ein paar kleinen Büros beiderseits. In jedem Büro befand sich jeweils ein billiges Klone‐Terminal, und in manchen gab es auch Faxgeräte und Drucker. Ich führte Turtle durch die ganze Anlage und anschließend eine breite Holztreppe hinauf, die an der Vorderseite des Gebäudes entlanglief und in sechs Metern Höhe auf einen großen Absatz mündete. Oben befand sich ein mit Rotholz vertäfeltes und mit einer schweren, elektronisch verschlossenen Eichentür gesichertes Büro. Darauf prangten Bobs Logo und das Wort ›conTROLLer‹. Die Schreibung gibt Goobs Vorstellung von einem Witz wieder, aber es hat ja noch nie jemand Subtilitäten an Trollen entdeckt.
    Man gewöhnt sich nie daran, einem zu begegnen. Mit fast drei Metern Größe und mindestens zwei Metern Breite und Dicke bringt ein Troll mehr als 400 Kilo Knochen, Muskeln, Warzen, dornige Haare und überwältigenden Gestank auf die Waage. Alles in Goobs Büro war auf seine Maxi‐Größe zugeschnitten. Der Schreibtisch, an dem er saß, war so hoch wie ich groß. An einer Wand zog sich eine Kette von Vidkam-Monitoren entlang, die viele Szenen von innerhalb und außerhalb des Lagerhauses zeigten. Manche der Videodecks waren mit CD‐Platten bestückt. Goob mußte bearbeiten, was seine Vorgesetzten über die Sicherheitskameras mitbekamen, andernfalls es ihm nie erlaubt worden wäre, das Lagerhaus insgeheim als billige Absteige zu verhökern. Manche Platten benutzte er wiederholt, anstatt sich neue zu kaufen. Goob stellte sicher, daß es keinen filmischen Beleg für seine Herbergsgeschäfte gab, und falls die Manager von Bobs Transporten davon wußten, behielten sie es für sich.
    »HAR HAR HAR, FLUT, HAST DIR ‘NEN NEUEN  CHUMMER ZUGELEGT, WIE?« Goob sprach gar nicht betont laut, es war einfach von allein so.
    Als er den Kopf drehte, um sich Turtle persönlich anzuschauen, verwandelte sich der Gesichtsausdruck

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