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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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auf den Fersen sonderlich glücklich sind.«
    Ich wollte ihr schon antworten, da sah ich, wie Raphael sich wieder für das Thema interessierte. Die ganze Zeit hatte er sich demonstrativ abwesend gezeigt, damit jeder es ja auch bemerkte. Ein nachdenklicher Raphael war ein gewohnter Anblick, aber ihn unaufmerksam zu erleben, stellte eine Seltenheit dar. »Nein, aber ich bin sicher, daß es schlimm genug ist, damit wir diesmal nicht einfach so im Vorübergehen zugreifen können«, sagte er und spielte abwesend mit einem Ohrläppchen.
    Das kleine Tablett mit den Softpack‐Drinks auf dem Ecktisch erzitterte, als subsonische Geräusche den Raum erfüllten. Jacks Stimme dröhnte in digitalem Multikanal‐Stereo aus jedem Winkel hervor: »MegaMedia hat einen LoneStar‐Kontrakt für Hochsicherheitsbelange, greift jedoch hausintern auf eigene Leute zurück. Die Star‐Typen sind im allgemeinen ganz gut, aber bei den Hausjungs handelt es sich um gebesserte Ganoven.« Die Stimme war im oberen Bereich leicht verzerrt.  Man kann sich halt darauf verlassen, daß Hotel‐Telekoms mit schlechten Chips ausgestattet sind.
    Die neben Raphael sitzende Janey Zane schnappte sich die Fernbedienung und schaltete die Resonanz herunter. »Owy!  Du bist vielleicht schnell, Jack, aber nicht richtig auf Draht! Ein bißchen weniger Baß, ja?« Die Sicherheitskamera in einer Zimmerecke schwenkte ein Stück weit in ihre Richtung, und das rote Auge blinzelte langsam. Jacks trockenes Lachen wurde fast perfekt wiedergegeben, abgesehen von den Verzerrungen im oberen Frequenzbereich. Man konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich wußte, daß es ihn fast zum Wahnsinn getrieben haben mußte. »Oh, Janey-Babe, du drückst auf meine Knöpfe!«
    »Du bist scharf auf Knöpfe, Tiger? Wie wär’s mit dem hier?«  Sie stieß mit dem Finger zu, und die Netzlampen des Unterhaltungscenters wurden wieder schwarz. Ich schüttelte den Kopf und wartete darauf, daß Rafe etwas sagte, aber er drehte sich nur ein kleines Stück herum und betrachtete das Tischtelefon.
    »Janey«, sagte Allyce, »bitte schalte ihn wieder ein! Wir brauchen ihn hier!« Sie bringt den gelegentlichen Eskapaden unseres Messergirls von allen die geringste Toleranz entgegen.
    Ich legte ihr sanft die Hand auf den Arm und erschreckte sie damit leicht. »Gib ihm eine Sekunde«, sagte ich, und da zirpte schon der Telekom. Raphael drückte auf den Schalter des Lautsprechers.
    »Sei doch nett, Janey!« ertönte wieder Jacks Stimme, all ihrer Tiefe und Qualität beraubt, »oder ich geh bei Wongs Haus der Drähte rein und pack die technischen Details deiner Umbauten in eine der öffentlichen Datenbanken!«
    Janey lachte tief und kräftig, ganz anders als ihr gewohntes Kichern. Wenn sie kicherte, wußte man nie genau, woran man war, aber das tiefe Lachen war so echt wie nur was. »Touché, Monsieur Chartier, aber ich glaube, wir sollten Schluß machen, ehe Raphael uns die Gesichter schmilzt.«
    Raphael lächelte und neigte den Kopf ein winziges bißchen in ihre Richtung. Immer noch lachend, sprang Janey auf, machte einen Knicks und ließ sich wieder auf den Stuhl plumpsen. Auch ich mußte unwillkürlich lachen, bremste mich aber, als ich den komischen Ausdruck auf Rafes Gesicht erblickte. Irgend etwas nagte eindeutig an ihm, und er wollte, daß wir endlich wieder zur Sache kamen. Ich tat ihm den Gefallen und beschloß, den Dingen lieber ihren Lauf zu lassen, als sie zwanghaft weiter zu treiben.
    »Wie ich schon sagte, überwacht MegaMedia seine Leute alles in allem ganz schön eng. Besonders Lipton. Ich konnte nicht herausfinden, ob sie ihn wegen irgendwas im Verdacht haben oder einfach nur paranoid sind. In beiden Fällen läuft es auf dasselbe hinaus.«
    »Womit bewegt er sich vorwärts?« fragte Raphael.  »Er hat einen firmeneigenen Nightsky, der ihn überallhin bringt. Möchte er einmal von dem üblichen Weg zwischen Studio und Condo abweichen, schicken sie einen LoneStar-Rover, um ihn zu schützen.« »Ach je«, meinte Janey, »das klingt aber nach mehr als nur ein bißchen eng!«
    »Wo  wohnt er?« erkundigte sich Raphael mit nachdenklichem Gesicht. »Er lebt allein in einem Triplex auf dem Queen Anne Hill«, antwortete ich. »Gemietet.« »Gemietet?« fragte Allyce nach, und ich nickte. 
    »Jack, wenn du mit Lipton redest, sag ihm, er soll ein solides Kaufangebot für sein Condo machen«, fuhr Raphael fort. »Soll MegaMedia glauben, daß er eine Zeitlang bleiben

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