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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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er war offensichtlich erleichtert. Ich machte mir nicht so viele Sorgen, wie Allyce es anscheinend tat, denn mir war klar, daß Rafe sehr gute Gründe für sein Einverständnis haben mußte. »Ich verstehe das«, sagte er.
    »Glaub mir, ich wünschte, ich könnte die Sache hinauszögern, aber es geht einfach nicht.«
    »Worum geht’s, Rafe?« fragte ich, als sich sonst keiner rührte.
    »Eine Schuld gegenüber einer alten Freundin.«
    »Ah‐ha, hört sich bescheuert an.« Das war Janey, und sie flüsterte fast.
    »Meine Freundin ist sehr darauf angewiesen, und ich schulde es ihr!«
    Nach einer kurzen Pause seufzte Allyce. »Okay, was müssen wir tun?«
    »Zusammenhänge herausfinden und jemanden überwachen.
    Alles, was wir über diesen Kerl rauskriegen können, einfach alles.«
    Raphael winkte leicht mit der Rechten. Während er redete, erschien das geisterhafte Bild eines Mannes vor uns über dem Boden schwebend. Der Typ war etwas größer als der Durchschnitt und in recht guter Verfassung, wahrscheinlich aufgrund regelmäßigen Trainings in einem örtlichen Studio. Ein dunkles Gesicht, das von südamerikanischer oder spanischer Herkunft kündete, und noch dunkleres kurzes Haar. Ein kurzgehaltener, ordentlich getrimmter Vollbart umrahmte seine Lippen und kontrastierte stark mit dem breiten, künstlichen Lächeln. Der Kopf war leicht auf die Seite geneigt, die Augen eine Idee geweitet, eine Haltung, aus der man schließen konnte, daß er wahrscheinlich jemanden begrüßte. Alles an ihm sagte: »Ich mag dich. Du bist interessant. Wir werden uns gut verstehen!« Alles, will heißen, ausgenommen die kalten, dunklen Knopfaugen. Der Kerl war mir gleich unsympathisch.
    »Meine Freundin hat erfahren, daß der Typ etwas im Schilde führt, und sie möchte unbedingt erfahren, was das ist«, fuhr Rafe fort.
    »Wer ist er?« fragte Jack.
    »Er ist stellvertretender Direktor einer der Örtlichen Tochtergesellschaften von Aztechnology. Er heißt Samuel Cortez.«

    Witt Lipton lehnte sich zurück und versuchte zu träumen.  Musik umgab ihn schlicht, unbestimmbar, ideal zum Träumen. Er kam an ihre Reinheit nicht heran. Er hatte vor ein paar Jahren aufgehört zu träumen, als die von MegaMedia beschlossen, daß sie Produkte wollten, keine Visionen. Er versuchte sich den Bildern und Empfindungen zu öffnen, während sich die Musik mit Farben und dann mit Emotionen vermischte. Plötzlich drang eine Stimme ein und rief ihn beim Namen. Sie wiederholte ihn dreimal, ehe er sie verstand.
    »Lipton«, sagte sie.
    Er setzte sich rasch auf, und das schwarze Leder der Couch gab seinen Bewegungen geräuschvoll nach. Ein fremdes Gesicht zeigte sich vor ihm auf dem Holovidschirm. Es lächelte, und Heiterkeit tanzte in seinen Augen. Ein elektronischer Wind fuhr durch das kurze braune Haar des Abbildes. »Guten Morgen, Witt«, ertönte die Stimme aus dem Zimmerlautsprecher.
    Liptons Blick zuckte instinktiv zu dem PANICBUTTON am Tischende, unmittelbar außerhalb seiner Reichweite. Das Gesicht verzog sich zu einem Lachen. »Guter Gott, Witt, von jemandem, der mit A/V‐Tech arbeitet, sollte man eigentlich eine schnellere Orientierung erwarten!«
    Die Erkenntnis sickerte langsam in Lipton hinein, und er schüttelte den Kopf. »Fastjack. So siehst du also aus«, stellte er schließlich fest.
    Das Gesicht lachte erneut, und die Harmonie der Stimme veränderte sich. »Einer von mir jedenfalls.«
    »Ist das nicht riskant für dich?«
    Fastjack zuckte die Achseln. »Eigentlich nicht. Der Wachtposten, den MegaMedia in deinem System installiert hat, ist eine echte Flasche. Ein Stück Euromüll.«
    Liptons Augen weiteten sich. »Sie haben mein System angezapft?«
    »Klaro. Sie haben sogar das Zimmer verwanzt, passives, geräuschaktiviertes Zeug«, sagte Jack. »Aber mach dir keine Sorgen deswegen. Sie benutzen den billigen, verdrahteten Mist, also habe ich ihn weggehackt, wo er an deinem System hing. Kein Problem.«
    »Himmel …«
    »Was  nicht heißt, daß wir uns gegenseitig unsere Lebensgeschichten erzählen sollten. Brilliant Genesis ist bereit, dich herauszuholen, wenn du es ernst meinst.«
    Witt nickte. »Ganz entschieden!«
    »Wenn du wechselst, wollen sie dich sofort an die Arbeit setzen, um den Rachefeldzug abzuwehren, den MegaMedia in den Medien gegen dich führen wird.«
    »Was wollen sie?«
    »Etwas Kurzes, aber es soll hart und erinnerungswürdig sein.«
    »Oh, ist das alles? Ich denke darüber nach.«
    Jack ruckte. »Mach das! ‐

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