Der Weg in Die Schatten
aussehende Taserpistole, die meines Erachtens in Japan hergestellt wurde.«
»Sieht so aus, als würde unser Mr. Cortez gerne noch was anderes machen, als an seinem Schreibtisch zu hocken.«
»Beförderung durch überlegene Feuerkraft«, meinte Janey, und ihre Stablampe zuckte in Raphaels Augen, als sie ihm einen Blick zuwarf.
»Sonst noch was?«
»Nichts, was ich sehen würde.« Sie verstummte und tastete die Innenseiten der Tasche ab. »Warte! Sie hat einen verstärkten Boden, und ich denke, es steckt etwas darunter!«
Sie beugte sich vor und fingerte so lange herum, bis sich die leichte Auswölbung löste, die sie gefühlt hatte. Sie holte den Inhalt hervor.
Es handelte sich um ein kleines Quadrat aus hellblauem Reispapier, in das ein winziger harter Gegenstand gewickelt war. Janeys behandschuhte Finger legten ihn rasch frei.
»Eine Brosche«, sagte Raphael. Sie war klein, rund und silbern und mit einem einzelnen winzigen Saphir besetzt. Weitere Kennzeichen besaß sie nicht. »Was ist das?« fragte Janey. Raphael plazierte das Stück vorsichtig auf der Fläche seiner Hand, die in einem schwarzen Handschuh steckte. »Ich bin mir nicht ganz sicher, und wir haben nicht die Zeit, uns hier weiter damit zu befassen.«
Behutsam stand er auf und wühlte dann hastig in seinen Taschen herum. »Was machst du da?« wollte Janey wissen. »Falls Jack im System wäre, würde ich ihn bitten, die Brosche mit der Überwachungskamera zu digitalisieren, aber er ist nicht da.« Janey kicherte. »Viel zu beschäftigt, um den Gerümpelgutachter zu spielen.«
Rafe wühlte immer noch in den Taschen herum. Endlich brachte er einen kleinen Kasten von der Größe einer Zigarettenpackung zum Vorschein und ging hinüber zum Nachttisch. »Ich mach es selbst und bringe Jack das Digibild.«
Er legte die Brosche auf das Tischchen und hielt den kleinen Kasten etwa einen halben Meter darüber. Innerhalb weniger Augenblicke tanzten drei Laserstrahlen nacheinander darüber hinweg. Rot. Grün. Blau. Als der Kasten fertig war, hatte er ein farbiges, dreidimensionales digitalisiertes Bild der Brosche abgespeichert. Es handelte sich um ein altes Gerät, das ursprünglich vor vielen Jahren für die Duplizierung von Silizium‐Halbleitern und integrierten Schaltkreisen verwendet worden war und immer noch gelegentlich benutzt wurde.
Rafe gab Janey die Brosche zurück.
»Was, meinst du, stellt sie dar?« fragte Janey, während sie sie wieder genauso einwickelte, wie sie sie vorgefunden hatte.
»Janey«, sagte er ernst, »das möchtest du doch gar nicht wissen!«
Das Leben ist ganz und gar nicht fair. Samuel Cortez sitzt beim Mittagessen und verzehrt gerade einen Zwanzig‐Nuyen-Teller Pasta mit Meeresfrüchten, während ich ein Krill-Sandwich mampfe und ein zusammenhängendes Gespräch mit einer Riggerin zu führen versuche, deren Gedanken mehrere Blocks entfernt in einer Überwachungsdrohne weilen.
Ich muß allerdings zugeben, daß die Riggerin bei weitem attraktiver ist als der häßliche Kerl, der mit Cortez zusammensitzt.
»Meine Einstellung zu dem Job morgen ist ganz hart, keine Frage«, sagt Cortez zwischen einigen Bissen. Der Ton ist perfekt, und das Bild auf dem Videoschirm vor mir vollkommen ruhig. Allyce Zephyre ist eine der besten. Wenn man jemanden überwacht haben will, ist sie das richtige Mädchen dafür. Ich warf einen Blick zu ihr hinüber. Sie saß mit gekreuzten Beinen auf dem Bett, und eine Doppelspirale aus faseroptischem Kabel führte von der Keramikbuchse hinter dem linken Ohr zu der Rigger‐Box auf ihrem Schoß.
Ihre Augen standen offen und blickten geradeaus, sahen aber weder mich noch sonst etwas in diesem Zimmer.
»Wir haben sonst niemand, der damit fertig wird«, fuhr Cortez fort. »Sobald deine Leute ihren Job erledigt haben, sind wir dabei. So wahr wie ein Chip!« Er tupfte sich mit einer Serviette den Mund ab und griff nach dem hohen Wasserglas.
»Allyce«, sagte ich, als Cortez’ Tischgefährte zu einer Antwort ansetzte.
»Wir sind am Ball, Sam. Keine Probleme. Heute abend werden wir …« Und das war alles, was Allyce und ich noch zu hören bekamen, ehe die Tonverbindung unterbrochen und von einem dumpfen, pochenden Brummen abgelöst wurde.
»Verdammt!« sagte ich, blickte zu Allyce hinüber. »Er hat das Glas bewegt!«
»Ich sehe es.« Ihre Worte klangen seltsam gezwungen. »Ich hatte schon damit gerechnet. Gib mir noch eine Sekunde.«
Sechzehn Blocks von uns entfernt reagierte eine
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