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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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auf Jenine, die ihn immer noch ansah. Es wirkte so, als drängten ihre Freundinnen sie, mit ihm zu reden.
    Verdammnis. Wo ist Serah?

39
    Auf jeder Treppe standen Wachen. Das war keine gute Neuigkeit. Kylar hatte sich verstohlen durch die Festgäste bewegt und versucht, so gewöhnlich zu wirken, dass niemand ihn eines zweiten Blickes würdigte, aber es war nicht einfach. Vor allem war es nicht einfach, dies zu tun, während er ein Auge auf Hu Gibbet hielt, der höchstwahrscheinlich das Gleiche tat. Wenn Hu ihn sah, würde Kylar den einzigen Vorteil verlieren, den er hatte.
    Er trat auf die hintere Veranda hinaus. Normalerweise hätte er sie gemieden, weil sie buchstäblich übersät war von Paaren. Wenn eines einen Menschen garantiert einsam machte, dann war es der Anblick anderer Leute, die sich in einer Nische im Mondlicht leidenschaftlich küssten.
    Jetzt jedoch suchte Kylar nach einem Weg ins erste Stockwerk. Direkt über der Veranda befand sich ein Balkon, und wenn er eine Route ausknobeln konnte, konnte er so schnell auf diesen Balkon klettern, dass niemand etwas bemerken würde. Sobald er oben war, würde er natürlich nach wie vor den Ka’kari suchen müssen, aber er wettete darauf, dass er sich im Gemach
der Herzogin befand. Die Leute hatten ihre Lieblingsjuwelen gern in der Nähe.
    Die Mauer trug kein Spalier. Vielleicht konnte er vom Geländer springen und sich an der Mauer so weit hochschwingen, dass er den Rand des Balkons viereinhalb Meter über ihm zu fassen bekam. Er konnte es wahrscheinlich schaffen, aber er würde es beim ersten Versuch schaffen müssen. Wenn er fiel, würde niemand den Lärm ignorieren können, den er machte, wenn er in die Rosenbüsche darunter krachte.
    Trotzdem, es ist besser, als hier herumzustehen. Kylar atmete tief durch.
    »Kylar?« Es war eine Frauenstimme. »Kylar, hallo. Was macht Ihr denn hier?«
    Kylar drehte sich schuldbewusst um. »Serah! Hallo.« Sie sah so aus, als hätte sie den ganzen Tag darauf verwandt, sich für den Abend zurechtzumachen. Ihr Kleid war züchtig geschnitten, aber klassisch, schön und offensichtlich erheblich teurer als alles, was Graf Drake sich leisten konnte. »Meine Güte, Serah. Dieses Kleid...«
    Sie lächelte strahlend, aber nur für einen Augenblick. »Logans Mutter hat es mir geschenkt.«
    Er drehte sich um und hielt sich am Geländer fest. Auf der anderen Seite des Flusses leuchteten hinter hohen Mauern die Burgtürme im Mondlicht, so nah und unerreichbar wie Serah selbst.
    Sie trat neben ihn und sagte: »Ihr wisst, dass Logan die Absicht -«
    »Ich weiß.«
    Sie legte eine Hand auf seine. Er wandte sich um, und sie sahen einander in die Augen. »Ich bin so verwirrt, Kylar. Ich will ihm ein Ja geben. Ich denke, ich liebe ihn. Aber ich habe auch -«
    Er riss sie grob in seine Arme, legte einen Arm um ihren
Rücken und eine Hand in ihren Nacken. Dann zog er sie an sich und küsste sie. Einen Moment lang rang sie nach Atem. Und dann erwiderte sie seinen Kuss.
    In der Ferne hörte er, als käme das Geräusch von der anderen Seite des Flusses, eine Tür zuschlagen. Aber es war zu weit entfernt, gewiss war es nicht wichtig. Dann spürte er, wie Serah sich in seinen Armen versteifte und zurückzog.
    Eine Hand senkte sich unsanft auf Kylars Schulter.
    »Was zur Hölle machst du da?«, schrie Logan und wirbelte Kylar herum.
    Aus etlichen Nischen wurden Köpfe gereckt, und Stille senkte sich über die Veranda. Kylar sah den Kopf des Prinzen darunter.
    »Etwas, das ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen«, erwiderte Kylar. »Habt Ihr etwas dagegen?«
    »Oh, verdammt«, sagte der Prinz. Er versuchte, sich von der jungen Blondine freizumachen, die in einer Nische die Arme um ihn geschlungen hatte.
    Kylar wandte sich von Logan ab, als wolle er Serah abermals küssen, doch Logan riss ihn erneut herum. Kylars Faust schoss nach vorn und traf Logan am Kinn. Der große Mann taumelte rückwärts und blinzelte.
    Serah wich entsetzt zurück, aber sie war bereits vergessen. Logan trat vor, die Hände erhoben wie ein Boxer. Kylar nahm eine der Standardpositionen für den unbewaffneten Kampf ein - Wind durch Espen.
    Logan kämpfte, wie Kylar es erwartet hatte: ehrenhaft. Seine Hiebe zielten über die Gürtellinie. Haken und Gerade wie aus dem Lehrbuch. Er war schnell, viel schneller, als er wirkte, doch solange er sich an die Regeln hielt, hätte er ebenso gut ein Krüppel sein können. Kylar entging seinen Schlägen und wich langsam zurück.

    Binnen

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