Der Weg in Die Schatten
etwas Besseres als den Tod für Euch habe. Versteht Ihr, ich weiß über Euch Bescheid, Durzo Blint. Ich weiß Bescheid. Ihr habt ein Geheimnis, und ich kenne es.«
»Vergebt mir mein Zittern.«
»Ihr habt einen Lehrling. Einen jungen Mann, der sich als Adliger ausgibt. Kyle Soundso. Ein junger Mann, der bei diesen heiligen Drakes wohnt und recht ordentlich mit dem Schwert umzugehen versteht, nicht wahr, Master Tulii?«
Ein kalter Schauer überlief Durzo. Nachtengel, steht mir bei. Sie wussten es. Das war schlecht. Schlimmer als schlecht. Wenn sie wussten, dass Kylar sein Lehrling war, konnte es nicht lange dauern, bis sie ihn mit dem Tod des Prinzen in Verbindung brachten. Vor allem nachdem Kylar mit seinem Kampf gegen Logan Gyre solche Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Wenn Durzos Lehrling etwas mit der Ermordung des Prinzen zu tun gehabt hatte, würde der König annehmen, dass er es mit Durzos Zustimmung getan hatte, wenn nicht sogar unter seinem Befehl.
Roth würde nicht erfreut sein.
Der Knoblauch knirschte in seinem Mund und versetzte seinen Sinnen einen beruhigenden Schock. Er holte Luft und zwang sich, sich zu entspannen. Wie haben sie es gemacht?
Master Tulii. Verdammt. Alles kann schiefgehen, und irgendetwas wird schiefgehen. Durzo war nicht verraten worden. Es gab keinen großen Plan. Dieser Name bedeutete, dass einer der Spione des Königs die Drakes beobachtet hatte. Wahrscheinlich nur routinemäßige Spionage bei einem ehemals mächtigen Mann. Der Spion hatte Durzo hineingehen sehen und ihn erkannt. Wahrscheinlich war der Spion einer der Wachposten gewesen, mit denen der König ihn im Statuengarten zu beeindrucken versucht hatte. Es spielte keine Rolle.
»Oh, ich wünschte, Brant wäre jetzt hier, um diesen Ausdruck auf Eurem Gesicht zu sehen, Durzo Blint. Wo ist Brant eigentlich?«, fragte der König einen Kämmerer.
»Sire, er ist jetzt in der Burg, auf dem Weg hierher, um Bericht zu erstatten. Er ist zum Gut der Gyres gefahren, nachdem er im Haus der Jadwins gewisse Angelegenheiten... überprüft hat.«
Durzos Kehle war mit einem Mal wie zugeschnürt. Agon würde sich, was Kylar betraf, inzwischen alles zusammengereimt haben. Wenn er kam, während Durzo noch hier war, würde Durzo sterben.
Der König zuckte die Achseln. »Sein Verlust.« Bei diesem Wort durchliefen den kleinen König Trauer und Zorn, und er schien plötzlich ein anderer Mann zu sein. »Ihr habt sie meinen Jungen töten lassen, Ihr Scheißkerl, also werde ich Euren töten. Sein Tod wird von der letzten Hand kommen, von der er ihn erwartet, und er wird - oh! - jeden Augenblick eintreten.«
»Ich habe gehört, du hattest gestern Abend eine kleine Rauferei mit Logan«, sagte Graf Drake.
Kylar blinzelte mit trüben Augen und vollzog binnen einer Sekunde den Wechsel von todmüde zu hellwach. Er hatte nur
wenige Stunden geschlafen, und er hatte wieder den Albtraum gehabt. Jeder Tod, den er mit ansah, ließ ihn von Ratte träumen.
Sie saßen am Frühstückstisch, und vor Kylars Mund schwebte eine Gabel Ei. Er stopfte es sich in den Mund, um sich ein wenig Zeit zu verschaffen. »Das war nichts«, nuschelte er.
Dies war eine Katastrophe. Wenn Graf Drake von der Schlägerei wusste, wusste er vielleicht auch vom Tod des Prinzen. Kylar hatte gedacht, dass ihm am Morgen noch Zeit bleiben würde, um seine Sachen zu packen und zu verschwinden, bevor die Drakes davon erfuhren. Dass er fortgehen musste, war unleugbar. Er hatte nur gedacht, dass er ein wenig mehr Zeit haben würde.
»Serah war ziemlich außer sich«, fuhr der Graf fort. »Sie hat Logan in das Haus ihrer Tante gebracht, um seine Verletzungen versorgen zu lassen. Sie ist erst vor einigen Minuten zurückgekehrt.«
»Oh.« Kylar kaute mechanisch auf einem weiteren Bissen Ei herum. Wenn Serah direkt nach dem Kampf fortgegangen war, wussten sie und Graf Drake noch nichts über den Prinzen. Anscheinend näherte sich Kylars Pechsträhne ihrem Ende. Aber jetzt, da er wusste, dass es nicht mehr um Leben und Tod ging, wurde ihm etwas anderes klar: Wenn Serah dem Grafen in allen Einzelheiten erzählte, was am vergangenen Abend geschehen war, würde das andere Konsequenzen nach sich ziehen.
»Ich habe Logan gestern die Erlaubnis gegeben, ihr einen Antrag zu machen. Du hast das gewusst, nicht wahr?«
Das war dann wohl die sanfte Art des Grafen zu fragen: Warum zur Hölle hast du meine Serah geküsst und meinen zukünftigen Schwiegersohn und deinen besten Freund
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