Der Weg in Die Schatten
einem Gasthaus gekommen war. Sein Verhör war kurz, wenn auch nicht freundlich gewesen. Er hatte ihnen den Namen seines kommandierenden Offiziers gegeben, eines gewissen Thaddäus Blat.
Thaddäus Blat wurde derzeit oben in einem Bordell mit Namen Die Zwinkernde Maid unterhalten. Regnus und seine Männer warteten unten an verschiedenen Tischen und setzten ihren Vorsatz, unauffällig zu bleiben, nicht gerade mit besonderem Geschick in die Tat um.
Das alles machte Regnus nervös. Er kannte diesen Mann nicht, aber Soldaten besuchten Bordelle nur dann mitten am Nachmittag, wenn sie wussten, dass etwas Großes geschehen würde. Etwas, von dem sie vielleicht nicht zurückkehren würden. Außerdem gefiel es ihm nicht, in der Öffentlichkeit zu sein. Vor Jahren hätte er nirgendwo hingehen können, ohne dass die Leute sein Gesicht erkannten. Schließlich hatte man angenommen, dass er der nächste König sein würde. Aber das lag Jahre zurück. Heute gönnten nur wenige Leute ihm einen zweiten Blick. Er war ein großer, bedrohlicher Mann hier im Labyrinth. Anscheinend überwog das die Tatsache, dass er ein reicher Adliger im Labyrinth war.
Endlich kam der Mann herunter. Er hatte einen dunklen Teint, eine einzige, dichte schwarze Augenbraue und ein Gesicht, das einen Ausdruck ständiger Finsternis zur Schau trug. Regnus stand auf, nachdem der Mann vorbeigegangen war, und folgte ihm zum Stall. Sie hatten den Stalljungen bereits dafür bezahlt, seinen Posten zu verlassen, und als Regnus dort ankam, blutete Thaddäus aus der Nase und aus dem Mundwinkel; er war entwaffnet und fluchte, während vier Soldaten ihn festhielten.
»Das ist nicht das, was ich aus Eurem Mund hören will, Leutnant«, sagte Regnus. Er machte den Männern ein Zeichen, und sie traten Blat in die Kniekehlen, so dass er vor dem Trog zu Boden fiel. Regnus packte ihn an den Haaren und drückte seinen Kopf unter Wasser.
»Fesselt ihm die Hände. Das hier könnte einige Minuten dauern«, stellte Regnus fest.
Blat tauchte keuchend und mit rudernden Armen auf, aber die Soldaten fesselten ihm sofort die Hände. Thaddäus Blat spuckte in Regnus’ Richtung, verfehlte sein Ziel und verfluchte ihn.
»Er lernt etwas langsam«, bemerkte Regnus und drückte ihn erneut unter Wasser. Der Mann ging unter, und diesmal wartete Regnus, bis er auf hörte zu zappeln. »Wenn sie aufhören, sich zu wehren«, sagte er zu seinen Männern, »bedeutet das, dass sie zum ersten Mal verstehen, dass sie tatsächlich sterben könnten, wenn sie sich nicht wirklich konzentrieren. Ich denke, diesmal wird er ein wenig höflicher sein.«
Er zog Blat hoch, dem das dunkle Haar an der Stirn und an seiner einzelnen Augenbraue klebte, und Blat tat zunächst nichts, als tief durchzuatmen. »Wer seid Ihr?«, fragte er dann.
»Ich bin Herzog Regnus Gyre, und Ihr werdet mir alles sagen, was Ihr über den Tod meiner Leute wisst.«
Der Mann verfluchte ihn abermals.
»Dreht ihn ein wenig zur Seite«, befahl Regnus. Die Männer gehorchten, und er rammte Blat die Faust in den Solarplexus, so dass ihm alle Luft aus der Lunge wich. Thaddäus Blat hatte gerade noch Zeit, einen halben Atemzug einzusaugen, bevor er wieder unterging.
Regnus hielt ihn unter Wasser, bis Bläschen an die Oberfläche stiegen, dann riss er Thaddäus hoch, doch nur für einen Augenblick. Anschließend drückte er ihn wieder hinab. Diesen Prozess wiederholte er vier Mal. Als er Blad zum fünften Mal hochzog, ließ er seinen Kopf los.
»Mir wird die Zeit knapp, Thaddäus Blat, und ich habe nichts zu verlieren, indem ich Euch töte. Ich habe bereits meine Gemahlin und all meine Diener getötet, erinnert Ihr Euch? Also, wenn ich Euer Gesicht noch ein einziges Mal unter Wasser halten muss, werde ich es dort festhalten, bis Ihr tot seid.«
Echte Furcht zeichnete sich auf dem Gesicht des Leutnants ab. »Sie sagen mir nichts - nein, wartet! Ich schwöre es. Ich bekomme erst heute Abend meine neuen Befehle. Aber dieser kommt von ganz oben.«
»Die Sa’kagé?«
»Ja.«
»Nicht gut genug. Tut mir leid.«
Sie stießen seinen Kopf wieder unter Wasser, und er schlug um sich wie ein Dämon, aber auf den Knien und mit gefesselten Händen gab es nichts, was er tun konnte. »Man setzt eine Grenze fest, und dann bricht man sie«, erklärte Regnus. »Die meisten versuchen durchzuhalten, wenn man eine Grenze festgesetzt hat. Sie sagen sich dann: ›So lange halte ich durch.‹ Lasst ihn wieder raus.«
Der Mann prustete, als er hochkam,
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