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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Blints Bemerkung. Er war sich nicht einmal sicher, dass Blint mit ihm sprach.
    »Du bist nah dran, Junge. Aber ich habe noch nie Lehrlinge angenommen, und ich werde auch dich nicht nehmen.« Blint hielt inne und drehte müßig das Shiv zwischen den Fingern. »Es sei denn, du tust etwas, das du nicht tun kannst.«
    Zum ersten Mal seit Monaten glomm in Azoths Brust flammende Hoffnung auf. »Ich werde alles tun«, sagte er.
    »Du müsstest es allein tun. Niemand sonst dürfte davon erfahren. Du müsstest selbst herausfinden, wie, wann und wo. Ganz allein.«
    »Was muss ich tun?«, fragte Azoth. Er konnte spüren, wie die Nachtengel ihre Finger um seinen Magen krampften. Woher wusste er, was Blint als Nächstes sagen würde?
    Blint hob die tote Ratte auf und warf sie Azoth zu. »Nur dies. Töte Ratte und bring mir den Beweis. Du hast eine Woche.«

7
    Solon Tofusin führte den Gaul den Sidlinweg zwischen den protzigen, dicht an dicht stehenden Villen der großen Familien von Cenaria hinauf. Viele der Häuser waren weniger als ein Jahrzehnt alt. Andere waren älter, waren aber vor kurzem renoviert worden. Die Gebäude in dieser speziellen Straße unterschieden sich in der Qualität von der gesamten übrigen cenarischen Architektur. Sie waren von Menschen erbaut worden, die hofften, mit ihrem Geld Kultur zu erkaufen. Alle waren sehr auffallend und versuchten, im möglichst exotischen Entwurf mit ihren Nachbarn zu wetteifern, sei es mithilfe von Fantasien von Türmchen aus Ladesh oder friakischen Lustkuppeln oder genau gefügten alitaerischen Villen oder perfekten Imitationen berühmter ceuranischer Sommerpaläste. Es gab sogar ein Gebäude, das er glaubte, auf einem Gemälde gesehen zu haben - ein knollenartiger Ymmuri-Tempel, komplett mit Gebetsfahnen. Sklavengeld, dachte er.
    Es war nicht die Sklaverei, die ihn abstieß. Auf seiner Insel war Sklaverei alltäglich. Aber nicht so, wie es hier gewesen war. Das Geld für diese Villen hatten Gladiatoren und Babyfarmen eingebracht. Es hatte nicht an seinem Weg gelegen, aber er war durch das Labyrinth gewandert, um zu sehen, wie die schweigende Hälfte seiner neuen Heimatstadt war. Der Schmutz dort ließ den Wohlstand hier obszön erscheinen.

    Er war müde. Wenn auch nicht hochgewachsen, war er doch dick. Dick in der Leibesmitte und, glücklicherweise, noch dicker um Brust und Schultern herum. Die Stute war ein gutes Pferd, aber sie war kein Streitross, und er musste sie ebenso häufig am Zügel führen, wie er reiten konnte.
    Vor ihm lagen jetzt die großen Anwesen mit viel Land innerhalb ihrer Schutzmauern. Anders als bei den vorherigen Villen standen nun Wachen vor Toren aus Eisenholz statt vor solchen aus kunstvollem Gitterwerk - es waren Tore, die vor langer Zeit zu Verteidigungszwecken gebaut worden waren, nicht als Dekoration.
    In das Tor des ersten Gutes war die Jadwin-Forelle in Blattgold eingelassen. Durch das breite Haupttor sah er einen üppigen Garten voller Statuen, einige aus Marmor, einige überzogen mit getriebenem Gold. Kein Wunder, dass sie ein Dutzend Wachen haben. Alle Wachen waren professionell und alles andere als gutaussehend, was den Gerüchten bezüglich der Herzogin Glaubwürdigkeit verlieh, und er war mehr als glücklich, das Anwesen der Jadwins hinter sich zu lassen. Er war ein gutaussehender Mann mit olivfarbener Haut, schwarzen Augen und Haar, das noch immer schwarz wie die Nacht war und unberührt von den grauen Schatten der Morgendämmerung. Die Notwendigkeit, sich ein Haus mit einer liebeshungrigen Herzogin zu teilen, deren Gemahl regelmäßig lange Gesandtschaftsreisen unternahm, war eine Schwierigkeit, die er nicht brauchte.
    Nicht dass ich dort, wo ich hingehe, weniger Schwierigkeiten vorfinden werde. Dorian, mein Freund, ich hoffe, deine Idee war wirklich brillant. Die andere Möglichkeit wollte er lieber nicht in Betracht ziehen.
    »Ich bin Solon Tofusin. Ich bin hier, um Lord Gyre zu sprechen«, sagte Solon, als er vor dem Tor der Familie Gyre ankam.
    »Den Herzog?«, fragte der Wachmann. Er schob seinen Helm zurück und kratzte sich an der Stirn.

    Der Mann ist ein Einfaltspinsel. »Ja, Herzog Gyre.« Er sprach langsam und mit mehr Nachdruck als notwendig, aber er war müde.
    »Das ist ja wirklich ein Jammer«, erwiderte der Wachmann.
    Solon wartete, aber sein Gegenüber führte seine Bemerkung nicht weiter aus. Kein Einfaltspinsel, ein Esel. »Ist Lord Gyre fort?«
    »Nein.«
    Darum ging es also. Ich hätte es wissen müssen, sobald

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