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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Babyspeck im Gesicht. Er konnte nicht älter als vierzehn sein, wahrscheinlich jünger. Solon konnte sich Dorians Gelächter vorstellen. Dorian wusste, dass er Kinder nicht mochte.
    Der ceuranische Wachposten trat vor und wechselte einige leise Worte mit Lord Gyre.

    »Hallo«, sagte der Knabenlord und wandte sich Solon zu. »Von Marcus höre ich, dass Ihr Euch für einen recht guten Schwertkämpfer haltet. Seid Ihr es?«
    Solon sah den Ceuraner an, der ihm ein selbstzufriedenes Lächeln schenkte. Sein Name ist Marcus? Selbst die Namen in diesem Land waren das reinste Durcheinander. Mit nur wenig Rücksicht auf die Herkunft der Menschen mischten sich alitaerische Namen wie Marcus oder Lucienne unbekümmert mit lodricarischen Namen wie Rodo oder Daydra, ceuranischen Namen wie Hideo oder Shizumi und normalen cenarischen Namen wie Aleine oder Felene. Die einzigen Namen, die die meisten Leute ihren Kindern nicht geben würden, waren die Sklavennamen, die in den Kavernen verbreitet waren, Namen wie Narbe oder Hasenscharte. »Ich kann recht gut bestehen, Lord Gyre. Aber es sind Worte, die ich mit Euch auszutauschen wünsche, nicht Hiebe.« Wenn ich jetzt gehe, können meine alte Stute und ich es in sechs, vielleicht sieben Tagen bis zur Garnison schaffen.
    »Dann werden wir reden - nach einem Trainingsgefecht. Marcus, hol ihm eine Übungsrüstung.« Der Mann blickte erfreut drein, und Solon sah, dass sie diesen jungen Lord liebten, als sei er ihr eigener Sohn. Und sie lachten zu leicht mit ihm und verwöhnten ihn. Er war plötzlich der Gyre, und die Männer waren noch berauscht von der Neuheit dieser Vorstellung.
    »Ich brauche keine«, erklärte Solon.
    Das Kichern verebbte, und die Männer sahen ihn an.
    »Ihr wollt ohne Rüstung kämpfen?«, fragte Logan.
    »Ich will gar nicht kämpfen, aber wenn es Euer Wunsch ist, werde ich mich fügen - aber ich werde nicht mit einer Übungsklinge kämpfen.« Die Männer johlten bei der Aussicht darauf, diesen kleinen Sethi ungepanzert gegen ihren Riesen kämpfen zu sehen. Nur Marcus und zwei weitere wirkten besorgt. Angesichts
der dicken Rüstung, die Logan trug, bestand nur geringe Gefahr, dass er ernsthaft verletzt wurde, selbst mit einem scharfen Schwert. Aber die Gefahr war da. In seinen Augen sah Solon, dass Logan es ebenfalls wusste. Er bezweifelte plötzlich, ob er gar so verwegen bei jemandem hätte sein sollen, von dem er nichts wusste, jemandem, der ihm durchaus Böses wollen könnte. Logan betrachtete noch einmal Solons massigen Körper.
    »Mylord«, meldete Marcus sich zu Wort, »vielleicht wäre es das Beste, wenn -«
    »Einverstanden«, sagte Logan zu Solon. Er setzte seinen Helm auf und schloss das Visier. Dann zog er sein Schwert und erklärte: »Ich bin bereit, wenn Ihr es seid.«
    Bevor Logan reagieren konnte, stach Solon die Finger durch das Visier des Jungen und packte das Nasenstück. Er riss Logan zu sich heran und drehte. Der Junge krachte mit einem Ächzen zu Boden. Solon zog ein Messer aus Logans Gürtel und hielt es an ein Auge des Jungen, während er Logans Helm mit dem Knie auf dem Boden festhielt.
    »Ergebt Ihr Euch?«, fragte Solon.
    Der Junge atmete stoßweise. »Ich ergebe mich.«
    Solon ließ ihn los und stand auf, bevor er sich den Staub von seinen Hosenbeinen klopfte. Er erbot sich nicht, Lord Gyre auf die Füße zu helfen.
    Die Männer waren still. Mehrere von ihnen hatten ihre Schwerter gezogen, aber keiner trat vor. Es war offensichtlich, dass Solon Logan bereits getötet hätte, wäre dies seine Absicht gewesen. Zweifellos dachten sie darüber nach, was Herzog Gyre mit ihnen gemacht hätte, wenn etwas Derartiges geschehen wäre.
    »Ihr seid ein törichter Junge, Lord Gyre«, bemerkte Solon. »Ein Possenreißer, der seine Darbietungen vor Männern abhält, die Ihr eines Tages vielleicht werdet bitten müssen, für Euch zu
sterben.« Er hat Herzog Gyre gesagt, gewiss hat Dorian Herzog Gyre gesagt. Aber er hat mich hierhergeschickt. Gewiss hätte er mich direkt zur Garnison geschickt, wenn er den Herzog gemeint hätte. Die Prophezeiung handelt nicht von mir. Dorian konnte nicht gewusst haben, dass ich aufgehalten werden würde, dass ich die Stadt erst so spät erreichen würde. Oder konnte er es doch gewusst haben?
    Logan nahm seinen Helm ab, und obwohl er rot im Gesicht war, ließ er nicht zu, dass seine Verlegenheit in Wut umschlug. Stattdessen sagte er: »Ich habe das verdient. Und ich habe es verdient, dass Ihr mich so grob angefasst habt.

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