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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ich das rote Haar sah. Laut sagte Solon: »Ich weiß, dass die klügeren Ceuraner nach einem Jahrtausend der Überfälle landeinwärts gezogen sind und deine Vorfahren an der Küste zurückgelassen haben, und mir ist klar, dass die sethischen Piraten, als sie dein Dorf plünderten, alle vorzeigbaren Frauen mitgenommen haben und deine Vorfahren abermals zu den Zurückgelassenen zählten, so dass du ohne eigene Schuld sowohl dumm als auch hässlich bist. Aber könntest du vielleicht versuchen zu erklären, wie es möglich ist, dass Lord Gyre sowohl fort ist als auch nicht fort? Du darfst einfache Worte und kurze Sätze benutzen.«
    Verrückterweise wirkte der Mann erfreut. »Keine Markierungen auf Eurer Haut, keine Ringe in Eurem Gesicht, Ihr redet nicht einmal wie ein Fisch. Und Ihr seid auch zu fett für einen Fisch. Lasst mich raten, sie haben Euch dem Meer angeboten, aber den Meeresgöttern wart Ihr nicht gut genug, und als Ihr an den Strand gespült wurdet, hat Euch eine Trollfrau gesund gepflegt, die Euch irrtümlich für eins ihrer Kinder hielt.«
    »Sie war blind«, erwiderte Solon, und als der Mann lachte, kam er zu dem Schluss, dass er ihn mochte.
    »Herzog Gyre ist heute Morgen aufgebrochen. Er wird nicht zurückkommen«, erklärte der Wachposten.
    »Er wird nicht zurückkommen? Ihr meint, niemals?«
    »Es ist nicht an mir, darüber zu reden. Aber nein, niemals,
es sei denn, ich liege falsch. Er ist fortgegangen, um das Kommando der Garnison von Schreiende Winde zu übernehmen.«
    »Aber du hast gesagt, Lord Gyre sei nicht fort«, wandte Solon ein.
    »Der Herzog hat seinen Sohn zum Gyre ernannt, bis er zurückkehrt.«
    »Was niemals sein wird.«
    »Ihr begreift schnell für einen Fisch. Sein Sohn Logan ist der Gyre.«
    Nicht gut. Selbst wenn es sein Leben gegolten hätte, Solon konnte sich nicht daran erinnern, ob Dorian Herzog Gyre gesagt hatte oder Lord Gyre. Solon hatte nicht einmal in Erwägung gezogen, dass das Haus Gyre zwei Oberhäupter haben könnte. Wenn es in der Prophezeiung um Herzog Gyre ging, musste er sofort weiterreiten. Aber wenn es um seinen Sohn ging, würde Solon seinen Schützling zu der Zeit, da er ihn am dringendsten brauchte, allein lassen.
    »Könnte ich mit Lord Gyre sprechen?«
    »Könnt Ihr diesen Stahl benutzen?«, fragte der Wachposten. »Wenn nicht, würde ich Euch vorschlagen, ihn zu verstecken.«
    »Wie bitte?«
    »Sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt. Kommt mit mir.« Der Mann rief einen anderen Wächter herbei, um Posten am Tor zu beziehen, während der Ceuraner Solon auf das Gut führte. Ein Stalljunge übernahm die Stute, und Solon behielt sein Schwert.
    Er konnte nicht anders, er war beeindruckt. Das Gut der Familie Gyre strahlte Dauerhaftigkeit aus, die bewusste Würde einer alten Familie. Zu beiden Seiten längs der Mauern war Akanthus gepflanzt; er wuchs auf roter Erde, die, wie Solon wusste, eigens zu diesem Zweck herbeigeschafft worden sein
musste. Die dornige Pflanze war nicht nur ausgewählt worden, um Bettler und Diebe von den Mauern fernzuhalten, sondern auch, weil sie seit jeher eine Wappenpflanze des alitaerischen Adels war. Das Haus selbst war gleichermaßen ehrfurchtgebietend, schwerer Stein, breite Bögen und dicke Türen, die einer Belagerungsmaschine standhalten konnten. Der einzige Kompromiss, den Stärke und Schönheit geschlossen hatten, waren die blutroten Kletterrosen, die jede Tür und jedes Fenster im Erdgeschoss umrahmten. Vor dem Hintergrund aus schwarzem Stein und mit Eisen vergitterten Fenstern war ihr perfekter Rotton mehr als auffällig.
    Solon achtete nicht auf das Klirren von Stahl, bis der Wachposten am Eingang der Villa vorbeiging und ihn weiter zum hinteren Teil des Gebäudes führte. Hier, wo man einen schönen Ausblick über den Plith bis zur Burg Cenaria hatte, sahen mehrere Wachleute zwei Männern zu, die, eingemummt in Übungsrüstung, aufeinander eindroschen. Der kleinere zog sich gerade kreiselnd zurück, während die Schläge des größeren Mannes auf seinen Schild prasselten. Der kleinere Mann stolperte, und sein Gegner ging wie ein Bulle auf ihn los und rammte ihn mit seinem Schild zu Boden. Der Mann hob sein Schwert, doch der nächste Schlag schleuderte es ihm aus der Hand, und der übernächste ließ seinen Helm ertönen wie eine Glocke.
    Logan Gyre nahm seinen Helm ab und half dem Wachmann lachend auf die Füße. Solons Schultern sackten herunter. Dies war Lord Gyre? Er war ein Kind im Körper eines Riesen, noch mit

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